Ich mag Gmail nicht

Googles Mail-Anwendung hat Mängel: Sie ist nicht benutzer­freundlich und kaum brauch­bar für ein umfang­reiches Mail­archiv. Für die Such­funktion sollte sich Google schämen.

Es gibt viele Produkte von Google, die grossartig sind: Die Bildersuche, der Kalender und Maps fallen mir zuerst ein. Und trotz Vorbehalten brilliert der Konzern auch beim Kerngeschäft, der Websuche.

Danach kommen einige Angebote, die einmal revolutionär waren, inzwischen aber einige Problemzonen aufweisen. In diese Kategorie zähle ich den Übersetzungsdienst Translate, der von Deepl.com auf den zweiten Platz verwiesen wurde. Ebenso Youtube – so erfolgreich die Videoplattform auch ist, so viel läuft schief: beim Umgang mit dem Urheberrecht, der Moderation der Videos, der Monetarisierung.

Schliesslich gibt es auch Google-Produkte, mit denen ich mich nie anfreunden konnte und die ich bloss deswegen verwende, weil mein Arbeitgeber sie gut findet. Google Docs (Die Doktorarbeit würde ich trotzdem nicht in Google Docs schreiben) gehört in diese Kategorie.

Und Gmail. Ich bin wirklich kein Fan von Googles Mailanwendung. Ich habe zwar ein Gmal-Konto, das aber seit jeher nur für Newsletter, Logins und für Benachrichtigungen verwende.

Die Werbung ist nicht mehr so schlimm wie früher, stört aber immer noch

Der Hauptgrund liegt auf der Hand: Ich mag die Werbung nicht, die es in Gmal gibt. Die ist personalisiert und basiert auf den Dingen, die Google über mich und meine Korrespondenzpartner weiss. Google bekräftigt zwar, die Mails würden nicht zur Personalisierung herangezogen. In der Hilfe heisst es, die Nachrichten würden «weder durchsucht noch gelesen». Und «Ihre personenbezogenen Daten einschliesslich Ihrer Gmail- und Google-Kontoinformationen werden von Google nicht verkauft».

Dabei unterschlägt Google grosszügig, dass ersteres jahrelang der Fall war. Im Juni 2017 wurde das Scanning gestoppt.

Für Newsletters und Benachrichtigungen ist es gar nicht so übel.

In Gmal finde ich einige interessante Bedienungskonzepte, insbesondere die automatische Sortierung in Reiter (Soziale Netzwerke, Werbung, Benachrichtigungen, Foren) oder die Tags; aber alles in allem ist die Benutzerfreundlichkeit schlecht. Ein paar Dinge, die mich stören:

  • Man sieht seine Mails seitenweise; die maximale Anzahl von Nachrichten bzw. Threads pro Seite ist 100 – viel zu wenig.
  • Man kann die Mailliste nicht umsortieren.
  • Das Taggen von Nachrichten ist umständlich und die Tag-Liste am linken Rand wird schon ab einem Dutzend Tags unübersichtlich. Verwendet man Gmail auch via Mailprogramm, muss man (in den Einstellungen bei Labels) umständlich konfigurieren, was wie per Imap abgeglichen wird.
  • Ich finde es nicht nur überflüssig, sondern störend, dass Google auch Chat, Chatrooms und Google Meet ins Interface hineinbastelt.
  • Es gibt zwar die Möglichkeit, Mailfilter zu erstellen, aber die ist umständlich und im Vergleich zu anderen Mailprogrammen sehr unausgereift. Siehe: Ein Schritt in Richtung Inbox Zero.

Die intelligenten Funktionen sind nicht so intelligent, wie Google glaubt

Wenn wir uns von der Detailkritik lösen, dann stören mich zwei Dinge: Erstens glaubt Google, mit den Features zur Sortierung des Posteingangs und den automatischen Wichtigkeitsmarkierungen, mir als Nutzer Arbeit ersparen zu können. Da diese Instrumente aber nicht so intelligent und treffsicher sind, wie Google vermutet, ist meine Arbeit letztlich grösser, wenn ich eine falsch sortierte Nachricht aufspüren muss.

Zweitens konzentriert sich Google auf den aktuellen Mailbestand und unterstützt das Bemühen, ein gut strukturiertes Archiv zu führen, nicht auf sinnvolle Weise. Alte Nachrichten sind mit Thunderbird über die ausgeklügelte Suchfunktion (Bearbeiten > Suchen > Nachrichten suchen) viel leichter aufspüren. Ich mag auch der effiziente Umgang mit Schlagwörtern, vor allem in Kombination mit den virtuellen Ordnern.

Für Thunderbird sind ausgeklügelte Suchen kein Problem.

Damit wären wir beim Grund für diese Tirade gegen Googles Mail-Anwendung. Das ist die Suche in Gmail. Sie ist leider derartig schlecht, dass man sie nur als Schande bezeichnen kann – zumal Gmail nicht von irgend einer Softwareklitsche stammt, sondern vom erfolgreichsten Suchmaschinenbetreiber der Welt.

Schon an einer simplen Aufgabe gescheitert

Diese Einschätzung beruht auf einer realen Gegebenheit: Das CMS meines Arbeitgebers schickt täglich zwei Reports, in denen die Artikel aufgeführt sind, die in den letzten 24 Stunden gemäss gewisser Metriken geglänzt haben. Da es mich interessieren würde, welche Artikel von mir zu entsprechenden Ehren gekommen bin, möchte ich die Mails nicht jeden Tag durchsehen. Ich bin also auf die Idee verfallen, eine Suche durchzuführen, die auf zwei Dinge schaut: erstens auf den Absender und zweitens auf meinen Namen. Da mein Name in jedem Mail im Empfänger steht, sollte im Nachrichtentext (Mailbody) nach meinem Namen gesucht werden.

Und das scheint in Gmail nicht zu gehen. Es gibt zwar Suchoperatoren wie from:, to:, label: oder subject:, aber eben keinen für den Nachrichtentext. Mit anderen Worten: Diese simple Angelegenheit, die weder in Thunderbird noch in Outlook ein Problem wäre, funktioniert in Gmail nicht¹.

Ich habe fertig.

Fussnoten

1) Es sei denn, ich hätte etwas übersehen. In dem Fall lasse ich mich von wahren Gmail-Profis gerne eines Besseren belehren. Erklärt mir via Kommentar, wie sich mein Anliegen realisieren liesse und ich komme gern darauf zurück – allerdings mit dem Hinweis, dass ich als versierter Anwender und trotz eines Hilfeersuchens auf Twitter nicht von allein auf die Lösung gekommen bin.

Beitragsbild: Bei jeder Verwendung von Gmail halte ich Ausschau, ob es nicht noch eine bessere Alternative gäbe (Striving Blogger, Unsplash-Lizenz).

One thought on “Ich mag Gmail nicht

  1. Interessant und mich bestärkend: Ich habe Gmail nie benutzt, obwohl ich aus bekannten Gründen schon seit vielen Jahren ein Konto habe bzw. haben muss, um kostenpflichtige Apps runter zu laden, und um in Youtube Kommentare abgeben zu können. Aber das Email dazu habe ich nie verwendet und auch kaum je angeschaut 🙂

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