Als im September 2012 die Apple Maps auf der Bildfläche erschienen sind, gehörte ich zu jenen Kritikern, die nicht nur auf den Fehlern herumgeritten sind, sondern auch noch reichlich Spott vom Stapel gelassen haben.
Ich habe zwar nicht selbst über dieses waghalsige Produkt geschrieben, mit dem der iPhone-Konzern Google herausfordern wollte. Aber ich habe einige böse Artikel weiterverbreitet. Zum Beispiel dieser Text, der Apple attestiert, der Konzern würde die Realitätsverzerrung auf eine ganz neue Ebene bringen. Das war eine Anspielung an Steve Jobs‘ berühmtes Realitätsverzerrungsfeld, über das uns die Biografie von Walter Isaacson ausführlich informiert hat.
Die australische Polizei hat die Apple Maps damals als lebensgefährlich taxiert. Und am Ende des Jahres 2012 gehörten sie im Tech-Sektor zu den grossen Ausrutschern, fand zumindest Giga Om.
Der Spott war gerechtfertigt. Apple Maps war anfänglich ein unausgereiftes, nicht alltagstaugliches Produkt. Es war zu spüren, dass Apple es nicht aus lauter Begeisterung lanciert hat, sondern weil sich Tim Cook festgestellt hat, wie die digitalen Karten und die Navigation fürs Smartphone ist. Die Abhängigkeit von Google würde ein dauerhafter Nachteil bleiben. Und darum blieb damals nichts anderes übrig, als eine eigene App zu entwickeln.
Google Maps Paroli zu bieten, ist eine Herkulesaufgabe
Wer immer damals den Job gefasst hat, diese App aus dem Boden zu stampfen: Ich habe ihn nicht um diese Aufgabe beneidet. Denn die App selbst war der kleinste Teil.
Die eigentliche Knacknuss an der Sache war natürlich das Kartenmaterial und das ganze Drumherum: Die Maps-App war bei Google schon damals ein ausgewachsenes geografisches Informationssystem mit Satellitenbildern, Streetview, der Erschliessung von Geschäften, Sehenswürdigkeiten, Dienstleistungen und vielem mehr. Diese Fülle an Daten zusammenzutragen, war selbst für einen reichen, grossen Konzern mit einer riesigen Nutzerschaft kein Klacks.
Doch Apple hat Geduld bewiesen und über die Jahre alles Lächerliche aus der App beseitigt und viele nützliche Funktionen nachgerüstet. Der Umfang an Funktionen und Informationen ist zwar noch immer geringer als bei Google. Dafür ist die App einfacher zu benutzen und viel übersichtlicher als der Konkurrent, der über die Jahre an Benutzerfreundlichkeit eingebüsst hat.
Apple Maps kann mithalten
Darum nutze ich inzwischen Apple Maps mindestens ebenso häufig wie den ehemaligen Platzhirsch. Und ja, die Entwickler bei Apple nützt die Vorteile gnadenlos aus, die sie als Herr über das iPhone geniessen: So läuft die Navigation mittels Apple Maps auch im Sperrbildschirm, während man für andere Apps das Gerät entsperren muss. Man kann darüber streiten, ob das ein unfairer Vorteil ist – aber es ist ohne Zweifel eine riesige Erleichterung bei der Navigation.
Das gilt auch für die Nutzung der Apple Watch. Die zeigt auch bei Google Maps einige Informationen an, doch die sind nicht ansatzweise so nützlich wie die Anzeige von Apple Maps.
Es gibt somit gute Gründe, beide Apps im Einsatz zu haben und je nach Situation diejenige zu verwenden, die besser passt. Das ist auch meine Empfehlung im Video, in dem ich die wichtigsten Unterschiede vorführe.
Google Maps oder Apple Karten: Wer ist besser?
Der wichtigste Unterschied, der nicht im Video, sondern nur im dazugehörigen Text erwähnt wird, ist der Datenschutz. Bei dem ist unzweifelhaft Apple im Vorteil: Dort bezahlt man durch den Kauf seines iPhones auch einen Beitrag an die Karten- und Navigations-App – während man bei Google wie immer einen Obolus in Form persönlicher Daten leistet. Ich habe mich seinerzeit ziemlich aufgeregt, als ich festgestellt habe, dass Google meinen Standortverlauf ziemlich lückenlos speichert, obwohl ich das nicht haben möchte. Auch das ein triftiger Grund für Apple Maps.
Ein Wort zu den Navigations-Spezialisten
Nebst den universellen Navigations-Apps gibt es auch einige Spezialisten: zum Beispiel hier Anchor Pointer, hier Wikiloc und Komoot, hier Strava und Co. und hier Schweiz Mobil. Für Tamedia habe ich auch Gaia GPS (Android und iPhone) vorgestellt – und auch Here We Go von Nokia (Android und iPhone) hat nach wie vor Fans.
Falls ich sonst noch eine App unbedingt testen müsste, freue ich mich um einen Hinweis in den Kommentaren! Ebenso, falls ich einen wichtigen Unterschied übersehen haben sollte – ein Killerfeature, das für die eine oder andere App spricht.
Und einen kleinen Geheimtipp gibt es am Ende des Videos zu sehen…
Beitragsbild: There is an app for that (Andrew Neel, Pexels-Lizenz).
Das beste an den Apple Maps ist hierzulande wohl, dass sie den ÖV über die offiziellen Schnittstellen perfekt integriert haben – im Gegensatz zu Google, die das immer noch irgendeine seltsam hingebastelt haben und eine wesentlich schlechtere Datenqualität liefern, siehe auch https://www.20min.ch/story/churst-gallen-geht-bei-google-nur-via-ausland-768045360086