Was gegen Windows’ Schlafprobleme hilft

Warum bläst der Lüfter wie wild, ob­wohl sich mein Laptop im Ruhe­zu­stand befindet? Ich bin diesem Rätsel auf die Spur gekom­men und habe dabei ein wei­teres, altes Micro­soft­sches Ge­heim­nis gelüf­tet.

Mein Windows-Laptop hat sich Marotte angewöhnt: Im Ruhezustand verhält er sich nicht ruhig, wie es zu erwarten wäre. Stattdessen entwickelt er so intensive Aktivitäten, dass der Lüfter bläst und das Gehäuse warm wird.

Warum tut der Laptop das? Es kann legitime Gründe dafür geben: Moderne Betriebssysteme neigen dazu, sich um sich selbst zu kümmern, wenn sie nicht ausgelastet sind: Sie aktualisieren den Index für die Volltextsuche, sie optimieren die SSD oder Festplatte, sie laden Updates herunter, löschen alte Logdateien – oder tun sonst irgendetwas, das Neudeutsch unter Self Care laufen würde.

Es gibt auch weniger harmlose Erklärungen: Es könnte eine Ransomware aktiv sein, die unsere Dokumente verschlüsselt, um uns hinterher zu erpressen. Oder ein Schadprogramm, das einen DDoS-Angriff ausführt.

Einen «System Power Report» erstellen lassen

Doch ob harmlos oder nicht: Natürlich würden wir als Besitzerinnen des Laptops gerne wissen, was dieses Gerät hinter unserem Rücken so treibt. Es wäre wünschenswert, wenn es dafür eine simple Diagnosemöglichkeit gäbe.

Ich habe an dieser Stelle eine gute und eine schlechte Nachricht für euch: Es gibt eine Diagnosemöglichkeit, aber – und jetzt kommt die schlechte Nachricht – sie ist nicht sonderlich einfach.

Also, um herauszufinden, was der Windows-Computer im Ruhezustand treibt, lassen wir uns einen System Power Report erstellen. Dazu geben verwenden wir die Windows Powershell mit Administratorrechten: Wir verwenden das Windows-Suchfeld, geben Powershell ein und klicken auf den Befehl Als Administrator ausführen.

Via Powershell wird der «Sleepstudy»-Report erstellt.

Am Prompt verwenden wir nun folgende Eingabe:

powercfg /sleepstudy /duration 7

Es dauert einen kurzen Augenblick, dann gibt der Befehl die Meldung aus, der «Bericht zur Systemruhezustand-Untersuchung» sei gespeichert worden und gibt den Speicherort an. In meinem Fall lautete der Pfad c:\windows\system32\sleepstudy-report.html.

Den «System Power Report» interpretieren

Dieser Bericht enthält im Wesentlichen eine Tabelle, die auflistet, wann der Rechner im Ruhezustand war. Es gibt eine Unterscheidung nach den diversen Stromsparmodi wie Bildschirm aus (Screen off), Standbymodus (Sleep) und Ruhezustand (Hibernate). Es ist auch ersichtlich, wann der Computer heruntergefahren wurde. Wir sehen auch Details zur Stromversorgung; insbesondere, ob der Computer ab Akku oder ab Kabel betrieben wird und wie der Batterieverbrauch und der Ladezustand sich entwickelt.

Die Schlafphasen des Computers – mit farblich markierten Aktivitäten.

Diese Tabelle lässt sich nach den einzelnen Zuständen filtern; und über die Hintergrundfarbe zeigt sie die Intensität der Hintergrundaktivitäten an. Die Fälle, an dieser Stelle interessieren, sind leicht ersichtlich: Sie zeigen den Zustand Sleep an, sind aber rot hinterlegt, was eine hohe Systemaktivität bedeutet.

Was der detaillierte Eintrag verrät

Der detaillierte Eintrag zeigt auf, wer den Ruhezustand stört.

Wenn wir einen Eintrag anklicken, gelangen wir zu einem ausführlichen Eintrag, der u.a. die Detailed Session Information enthält. Das sind spezifische Informationen zur entsprechenden Aktivität. Die werden in reichlich technischer Form dargeboten, aber dank der Farbcodierung kommen wir ihnen trotzdem schnell auf die Spur. In Fall meines Laptops sind diese zwei Einträge relevant, die sich per Klick aufklappen lassen:

  • Activators > + BI > Microsoft.PhotosLegacy_2023.(…) > PhotosApp.BackgroundTasks.BackgroundTaskStarter
  • + FX Devices > (…) > USB Mass Storage Device (…) 

Wie wir das Problem nun lösen

Damit ist der Fall klar: Microsofts App Foto-Legacy untersucht die externen Festplatten. Ich nehme an, dass diese App die Standby-Phase nutzt, um nach Bildern zu suchen und die zu indizieren. Das Problem lässt sich somit einfach lösen: durch Deinstallation der Foto-Legacy-App, nämlich.

Das ist ein interessanter Befund: Ich habe im Beitrag Habe ich nicht mehr alle Tassen im Schrank? Oder spinnt Microsoft? festgestellt, dass die App, die heute mit dem Zusatz Legacy vertrieben wird, durch die viel weniger leistungsfähige Windows-Fotoanzeige ersetzt wurde.

Die Moral der Geschichte

Damals habe ich mich gefragt, warum Microsoft das getan hat. Was die Funktionen angeht, ist das nämlich ein massiver Rückschritt. Via sleepstudy gelangen wir zu einer möglichen – und ich würde sogar sagen: wahrscheinlichen – Erklärung. Ich gehe davon aus, dass die App den Ruhezustand zu sehr gestört hat und darum aus dem Verkehr gezogen wurde. Wenn das so war, dann war Microsoft anscheinend nicht in der Lage, dieses Problem zu lösen.

Fazit: Gut zu wissen!

Ohne diese sleepstudy wäre ich diesem Problem nie auf den Grund gelangt. Trotzdem fragen wir uns natürlich, ob es nicht viel schlauer wäre, wenn Microsoft darauf hinweisen würde, welche Auswirkungen die Foto-Legacy-App auf den Standby-Modus und den Akkuverbrauch haben kann. Und noch klüger wäre es, eine Option einzubauen, mit der sich die Standby-Aktivitäten verringern oder unterbinden lassen. Die externen Festplatten muss dieses Programm bei mir nicht indizieren. Und im Zweifelsfall würde ich eine langsamere Indizierung vorziehen, wenn dafür im Ruhezustand auch tatsächlich Ruhe herrscht.

Ein abschliessender Hinweis:

Der Befehl powercfg mit dem Parameter sleepstudy hat noch weitere Parameter; zum Beispiel zum Ausgabeformat. Standardmässig wird der Report als HTML ausgegeben. Wenn wir wollen, könenn wir auch XML anfordern. Eine technische Einführung und weitere Details zum Befehl liefert Microsoft hier.

Beitragsbild: Windows, nachdem wir die Störefried-App deinstalliert haben (Polina Kovaleva, Pexels-Lizenz).

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