Was von 2024 übrig blieb

Zehn Blog­posts, die ich euch in die­sem Jahr vor­ent­hal­ten habe – und die Grün­de, warum ihr sie nicht lesen konntet. Bis jetzt – denn heute kommt noch alles an den Tag.

Wir dürfen festhalten: Auch dieses Jahr habe ich es nicht geschafft, kürzer oder weniger zu bloggen. Ich verspreche hoch und heilig, dass ich 2025 einen neuen Anlauf nehmen werde.

Trotz dieses Versagens habe ich längst nicht alle Themen besprochen, die auf meiner Liste standen. Also, um hier am letzten Tag des Jahres tabula rasa zu machen, hier die Blogposts, die ich euch vorenthalten habe. Vielleicht taucht das eine oder andere davon im neuen Jahr als richtiger Blogpost auf – aber seid nicht traurig, falls das nicht der Fall sein sollte:

1) «Comicverführer» von Timur Vermes

Timur Vermes – der Mann, der das Hitler-Revival Er ist wieder da verbrochen hat – ist auch der Autor des wunderbaren Buchs Comicverführer. Das habe ich mir gekauft, und seitdem schmökere ich gerne darin. Das Buch eignet sich perfekt als WC-Lektüre. Es darf auch unter dem Salontischchen liegen.

Ein wirklich tolles Buch: In 36 Kapiteln erschliesst uns Vermes das weite Feld der gezeichneten Geschichten. Er verspricht in der Einleitung, uns den Horizont zu erweitern: «Ich werde Comics empfehlen. Ich werde versuchen, für alles, was es damals gab, Ersatz zu finden, der heute wieder funktioniert», schreibt er. Denn es scheint vielen Leuten – mir auch – so zu gehen, dass Comics in der Kindheit und Jugend wichtig sind, dann an Bedeutung verlieren und irgendwann wiederentdeckt werden.

Ich bin, was Comics angeht, ein Ignorant. Ich habe hier im Blog «Asterix und der Greif» besprochen. Wie einer, der in seiner Jugend stecken geblieben und unfähig ist, sich für Neues zu begeistern. Denn, wie Vermes schreibt:

Der Asterix von heute ist ein wandelnder Leichnam, der nicht sterben darf. Dieser Asterix wird auch nicht (wie Lucky Luke) mal für einen Band Mawil oder Ralf König gezeichnet, sondern von zwei Typen, die ihre Geschichten abreissen wie ein Student seine Nachtschicht beim Burgerausliefern.

Fazit: Ich masse mir kein fundiertes Urteil zum «Comicverführer» an. Stattdessen empfehle ich ihn – was keinen ganzen Blogpost hergegeben hätte.

2) Der Spotify AI DJ

Der Schwedische Streamingdienst hat sich für diese Innovation schon im Februar 2023 mächtig auf die Schultern geklopft:

Personalisierung ist das Herzstück unserer Arbeit bei Spotify. (…)

Bist du bereit für eine brandneue Weise, auf Spotify Musik zu hören und eine noch tiefere Beziehung zu den Künstlern einzugehen, die du liebst? Unser DJ ist ein personalisierter KI-Guide, der dich und deinen Musikgeschmack so gut kennt, dass er für dich auswählen kann, was du hören magst.

Ich wollte natürlich schon immer wissen, was ich hören mag. Doch hierzulande wird uns diese Funktion hartnäckig vorenthalten, trotz einer Expansion in über 50 Länder im August 2023. Natürlich habe ich den alten VPN-Trick probiert, aber ohne Erfolg. Ich vermute, dass die registrierte Kreditkarte oder der Wohnort den Ausschlag gibt, nicht der (vermeintliche) Standort.

Fazit: Ein Feature, das es für mich nicht gibt, wird auch nicht bebloggt.

Die Koala-App hat in meinen Händen keine Nummer 1 produziert.

3) Die Koala Sampling-App

Im Sommer habe ich in einem Anfall kreativer Schaffenskraft für fünf Franken die App Koala Sampler aufs Telefon geholt:

Koala ist der ultimative Sampler im Taschenformat. Nimm sofort alles mit dem Mikrofon deines Handys auf. Verwenden Sie Koala, um Beats mit diesen Samples zu erstellen, Effekte hinzuzufügen und einen Track zu erstellen!

Diese Anleitung habe ich brav befolgt: Ich habe selbst lustige Geräsuche gemacht, quietschende und scheppernde Gegenstände in meiner Umgebung aufgenommen und sogar versucht, der Nachbarskatze ein inbrünstiges Miau zu entlocken. Ich habe nach einigem Herumpröbeln auch begriffen, wie sich die Samples aneinanderreihen lassen, sodass eine rhythmische Abfolge entsteht. Das macht zweifellos Spass.

Fazit: Leider ist Resultat nichts, was die Welt unbedingt hören müsste. Darum komme ich hier zum Schluss, dass ich in Ermangelung des nötigen künstlerischen Talents wohl auch nicht der richtige bin, von dieser App zu künden.

4) Die Geschichte der URL

Im Blog von Cloudflare.com habe ich den Beitrag The History of the URL entdeckt. In gut 40’000 Zeichen erfahren wir Historisches zum Uniform Resource Locator, der URL. Sie wurde entwickelt, um Netzwerkressourcen einheitlich zugänglich zu machen. Weitere Meilensteine waren die Einführung des hierarchischen DNS-Systems, die Entstehung der Top-Level-Domänen (.com, .gov etc.) und die Evolution von Protokollen wie HTTP.

Fazit: Ein kleiner Lesetipp zu einem Kernbestandteil des Internets und der Frage, wie zukunftstauglich er ist, kann nicht verkehrt sein.

5) Wann habe ich zum ersten Mal über KI berichtet?

Den Begriff der künstlichen Intelligenz habe ich zum ersten Mal im Februar 1998 erwähnt, und zwar in den Hardware-News der Zeitschrift «Publisher». Es ging um den Umax-Farbscanner PowerLook III, zu dem es hiess:

Binuscan Photoperfect Master bietet erstmals künstliche Intelligenz für die professionelle Bildverarbeitung und liefert selbst reprotechnisch unerfahrenen Anwendern Spitzenqualität.

Fazit: Das habe ich vermutlich unhinterfragt aus der Pressemitteilung abgeschrieben. Es ist daher leider weder interessant noch erwähnenswert.

6) Gebrauchte Geräte bei Revendo kaufen und verkaufen

Im Sommer habe ich mich darüber ausgelassen, dass Apple mir es verunmögliche, ein neues iPad zu kaufen. Eva hat mir daraufhin auf Twitter empfohlen, ich solle mich doch bei Revendo umsehen: Dort gibt es gebrauchte Hardware zu kaufen – und nebenbei bemerkt, kann man auch nicht mehr benötigte Geräte dort loswerden.

Ich habe versprochen, mir Revendo anzusehen. Ich habe immer mal wieder nach iPads geschaut. Doch leider schlägt sich die Produktstrategie auch hier durch: Da das normale iPad in der Speicherausstattung, in der ich es gerne hätte, einen zu hohen Neupreis hat, ist es auch in Gebraucht nicht sonderlich attraktiv.

Fazit: Ich habe bislang dort nichts gekauft und kann darum keinen Bericht erstatten.

Knallharter Sozialdarwinismus, als Weisheit verkauft.

7) Zynismus auf Twitter, als «Weisheit» verkauft

Der Twitter-Account @Wisdom_HQ steht seit Längerem als Online-Shit der Woche auf meiner Themenliste. Er gibt «Weisheiten» wie die folgenden von sich:

  • Verstecke deine Traurigkeit, sie interessiert keinen. (Hide your sadness, no one cares.)
  • Wenn du ein guter Mensch bist, wirst du nicht geliebt, sondern benutzt. (Being a good person doesn’t get you loved, it get’s you used.)
  • Du verlierst an Wert, wenn du zu zugänglich bist. (You lose value when you’re too accessible.)
  • Die meisten Feinde, die du hast, sind Menschen, denen du einst im Leben geholfen hast. (Most of the enemies you have are people you once helped in life.)

Fazit: Sollte man solche zynischen «Lebensweisheiten» noch mit einem Blogpost belohnen? Nein. Es wäre nicht schade, wenn dieser Account zusammen mit Twitter untergehen würde.

8) Der Windows-Fadenkreuz-Trick

Wenn man bei Windows die Tastenkombination Alt Gr p betätigt, erscheint ein Fadenkreuz, das die Position des Mauszeigers markiert. So praktisch dieser Trick auch ist, er gibt keinen ganzen Blogpost her. Und zwar auch dann nicht, wenn wir die wichtige Information nachschieben, dass er nur klappt, wenn die Windows Powertoys installiert sind. Die Einstellungen zum Fadenkreuz finden sich in den Powertoys-Einstellungen unter Eingabe/Ausgabe > Mausdienstprogramme.

Fazit: Aber es reicht immerhin für einen Punkt in meinem Jahresend-Listicle.

9) Eigene Submodelle in Stable Diffusion

Eine Low-Rank Adaptation (Lora) ist dazu da, bei Stable Diffusion ein Modell den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Wir könnten beispielsweise Fotos einer Person einspeisen, um ihr Aussehen auf die vom Bildgenerator erzeugten Personen zu übertragen. Wenn wir unsere Selfies dazu hernehmen würden, könnten wir uns selbst in allerlei Posen auftreten lassen – manche erinnern sich in diesem Zusammenhang vielleicht noch an die «magischen Avatare» vom letzten Jahr.

Fazit: Ich habe versucht, eine solche Lora zu rechnen; ganze 13 Stunden hat das Macbook Pro sich dafür abgerackert. Funktioniert hat es nicht; leider wurde mein Lora hartnäckig ignoriert. Vielleicht klappt es dann im neuen Jahr.

10) Ladybird: Ein alternativer Browser

So ein schöner Name: Marienkäfer. Unter ladybird.org wird ein Browser angekündigt, der nicht bloss eine Abspaltung von Google Chrome oder Firefox ist, sondern anscheinend etwas ganz Neues sein wird:

Ladybird ist ein brandneuer Browser und eine neue Web-Engine. Ladybird verfolgt einen Ansatz, bei dem Webstandards im Vordergrund stehen, und zielt darauf ab, das moderne Web mit guter Leistung, Stabilität und Sicherheit darzustellen.

Fazit: Mehr als diese Ankündigung gibt es derzeit nicht zu sehen. Die Alpha-Version soll im Sommer 2026 erscheinen. Bis dahin müssen wir uns gedulden. Wir können das auch als Verheissung nehmen, dass mir das Material im neuen Jahr nicht ausgehen wird.

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