Von der Unmöglichkeit, ein iPad zu kaufen

Das Fa­mi­lien-Tablet zu er­setzen, erweist sich als Ding der Un­mög­lich­keit: Denn Apples Produkt-Line­up ist eine ziem­li­che Frech­heit.

Neulich habe ich mich über Apple geärgert. Der Grund war unser altes iPad. Das Gerät der sechsten Generation von 2018 ist der Lern-Apps der Tochter und auch Netflix noch einigermassen gewachsen. Doch die 32 GB interner Speicher sind nach heutigen Massstäben zu wenig. Auch nach einer radikalen Löschaktion sind die freien Reserven ständig knapp.

Also, die Frage nach einem Ersatz. Schauen wir uns um, stellen wir fest, dass die Produktpalette unübersichtlich geworden ist: Nebst dem normalen iPad existieren die Varianten Air, Pro und Mini. Für den universellen Einsatz in der Familie können wir uns diese Entscheidung einfach machen, und uns am Preis orientieren:

  • Der Startpreis beim Air beträgt bei Apple für das 11-Zoll-Modell 629 Franken, für das 13-Zoll-Modell sogar 829 Franken.
  • Das Mini mit 8,3-Zoll Displaydurchmesser wäre eine Überlegung wert. Aber da die Tochter ab und zu auch auf dem Gerät malt, ist grösser besser. Der Startpreis beträgt 529 Franken.
  • Über das Pro brauchen wir nicht zu diskutieren, da keine Pro-Aufgaben anstehen. Ausserdem ist der Einstiegspreis vierstellig (1049 Franken).

Für ein Gerät, das auch mal fallen gelassen wird und in den Ferien achtlos im Hotelzimmer zurückbleibt, sollte der Preis in einem verschmerzbaren Bereich liegen. Wo der liegt, ist natürlich individuell. Ich setze ihn bei 300 Franken an. Das ist noch immer vergleichsweise hoch, wenn wir konstatieren, dass es ordentliche Android-Tablets für unter 200 Franken zu kaufen gibt. Unter anderem das Samsung Galaxy Tab A9+, das bei Digitec für 171 Franken kostet.

Augen zu und durch?

Der Preis fürs Standard-iPad beträgt 379 Franken und liegt deutlich über meinem Limit. Soll ich ein Auge zudrücken?

Schauen wir genauer hin, sehen wir, dass dieses Modell nicht mehr taufrisch ist. Apple verkauft nach wie vor das Modell der zehnten Generation von 2022. Das hat einen A14 Bionic-Prozessor von 2020. Man kann natürlich argumentieren, dass das für Netflix und die Lern-Apps kein effektiver Hinderungsgrund darstellt, zumal die auch auf dem deutlich älteren Gerät mit noch älterem Chip ordentlich laufen. Andererseits schleckt die bald drei Jahre, die dieses Modell auf dem Buckel hat, keine Geiss weg.

Die eigentliche Krux ist, wie eingangs erwähnt, die Speicherausstattung. Mit dem neuen iPad würde die sich die verdoppeln.

Womit wir bei den entscheidenden Fragen sind: Reicht das? Ist das zukunftssicher?

64 GB sind auf längere Frist zu wenig

Wenn wir das alte iPad als Massstab nehmen, sollte das neue auch wiederum mindestens fünf Jahre halten. Wir wollen bedenken, dass die Tochter älter wird und die Ansprüche steigen. Sie wird sicher auch einmal ein dickes Game installieren wollen, womit es auf der Hand liegt, dass 64 GB mittelfristig wiederum zu knapp sein werden.

Das alte iPad mit 32 GB Speicher: Es bleibt fast nichts für Apps und Medien übrig.

Womit wir beim eingangs erwähnten Ärgernis angelangt wären: Wenn wir das iPad mit mehr Reserven kaufen möchten, landen wir beim Modell mit 256 GB. Für das wären 529 Franken hinzulegen: Das ist preislich so nah am iPad Air dran, dass wir uns vernünftigerweise für das entscheiden müssten – zumal das einen knackig frischen M2-Chip von, naja, 2022 hat.

Mit anderen Worten: Apple legt uns eine Rampe hin, über die wir durch vernünftige Abwägungen dazu gelangen sollen, mehr als doppelt so viel Geld auszugeben, als wir eigentlich wollten: 629 Franken statt dreihundert.

Warum kein 128-GB-Modell?

Das Upselling ist einerseits natürlich clever und guter Brauch im Kapitalismus. Andererseits ist es mir unbenommen, mich veräppelt zu fühlen. Ich meine, diese Lücke zwischen der 64-GB- und der 256-GB-Variante ist verräterisch: Ich werte sie als deutliches Indiz, dass Apple genau weiss, dass sich viele potenzielle iPad-Käufer exakt die gleichen Überlegungen machen, wie ich hier.

Nebenbei bemerkt: Das erwähnte Samsung Galaxy Tab A9+ kostet mit 128 GB Speicher 226 Franken. Ein Umstieg auf Android steht aber nicht zur Debatte, weil hier wieder subtil der Effekt des System-Lock-ins greift.

Die Gebrauchsspuren sind deutlich zu sehen. Trotzdem hält es sicher noch Monate oder Jahre durch.

Fazit: Ich stelle fest, dass sich viele Apple-Kunden weniger über derlei Methoden aufregen als ich. Auch ich habe verstanden, dass wir es mit einer hochpreisigen Marke zu tun haben. Aber auch unter dieser Voraussetzung fände ich es fair, wenn zu einem fürstlichen Preis wenigstens eine zeitgemässe Ausstattung angeboten würde: konkret wenigstens den M1-Chip und 128 GB Speicher auch beim Einstiegs-iPad.

So gibt es vorerst kein neues Familien-iPad. Vielleicht sieht es Ende Jahr besser aus. Und sonst tut es das Tablet von 2016 sicher noch zwei Jahre.

2 Kommentare zu «Von der Unmöglichkeit, ein iPad zu kaufen»

  1. Darum würde sich auf lange Frist trotz „System-Lock-ins“ eine Umstellung auf Android lohnen. Denn da gibt es – im Gegensatz zu Apple – Konkurrenz, d.h. man erhält mehr für sein Geld, so meine Meinung. Und es besteht natürlich ein viel grössere Auswahl, für jeden Geschmack etwas!

  2. Bei Revendo wäre ein iPad 8. Generation mit 128 GB für etwas mehr als CHF 200 zu haben und eines 9. Generation mit 256 GB knapp über CHF 300. Gerade bei Apple müssen die Geräte aus meiner Sicht nicht zwingend neu sein.

    Ich würde mich zudem Android nicht komplett verschliessen. Habe die letzten Jahre mehrmals beim Smartphone zwischen Android und iOS gewechselt. Ja, der Umstieg ist zuweilen mühsam. Aber beim Tablet sollte die Hürde kleiner sein als beim Smartphone. Man muss allenfalls ein paar Apps neu kaufen, aber Netflix, Spotify etc. laufen ja über eigene Accounts.

    Es kann zudem Vorteile haben, wenn man beide Systeme im Einsatz hat, weil man so wirklich alle Apps zur Verfügung hat.

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