2025 werden wir alle Superstars im Internet

Wie gehen im Netz viral? Klar: Indem wir ein lustiges Meme von Reddit klauen – oder uns mit­hilfe von memecam.io selbst eines basteln.

Ein guter Vorsatz fürs neue Jahr könnte (für mich) lauten, die Sache mit den Memes endlich zu durchdringen. Und zwar nicht bloss theoretisch, sondern als Meister des Fachs. Sprich: 2025 soll endlich einer meiner Posts viral gehen!

Und zwar einer, der nicht auf einem bei Reddit geklauten Bild basiert, sondern kunsthandwerklich selbst erschaffen wurde. Oder – und das ist die andere Möglichkeit – von memecam.io stammt.

Das ist eine Website, die ein Foto in ein Meme verwandelt, d.h. einen lustigen Text einfügt. Das Ausgangsbild können wir hochladen oder aber direkt via Kamera aufnehmen und übermitteln. Was herauskommt, lässt sich über drei Knöpfe beeinflussen:

  • Der Knopf links gibt die Position des Textes vor. Zur Auswahl stehen Top, Bottom oder Double.
  • Via Context geben wir vor, in welche Richtung das Meme zielen soll. In der Anleitung steht, dass wir kurze Vorgaben machen sollen (Star Wars, Money/Geld oder Parenting/Elternschaft).
  • Das Steuerfeld für Sprache (Language) erlaubt es uns, von Englisch auf Deutsch, Dänisch, Spanisch, Französisch, Italienisch und Portugiesisch umzuschalten.

Bist es du, ChatGPT?

Man muss nun nicht Informatik studiert haben, um zu vermuten, dass Meme Cam mit künstlicher Intelligenz arbeitet. In der Tat kommt ChatGPT 4o zum Einsatz. Wir können unsere Memes somit auch direkt über ein grosses Sprachmodell erzeugen und uns dabei im Prompt Engineering üben.

So weit, so einleuchtend. Die entscheidende Frage lautet indessen natürlich: Ist es auch lustig?

Meine Erwartung war: nicht im Geringsten. Die Witze, die uns Chatbots normalerweise erzählen, sind lahmer als die humoristischen Überbleibsel von 1973, die Onkel Alfons jeweils an den Familienfeiern zum Besten gibt. Doch siehe da: Meme Cam ist lustiger als der durchschnittliche Facebook-User – und damit ohne Zweifel ein Gewinn fürs Internet. Hier drei Beispiele, die uns zwar nicht für ChatGPT schämen lassen, aber für den viralen Erfolg doch etwas zu wenig Biss aufweisen.

Wie man sieht, kann Meme Cam auch Deutsch. Nebenbei stellen wir fest, dass ChatGPT noch einmal durch den Vampirfledermaustest gefallen ist.
Dieses leider etwas verwackelte Foto hätte ich wohl mit einer Beleidigung an die Adresse Googles ausgestattet. Aber die 256 GB Gehirnspeicherkapazität ist eindeutig origineller.
Zu diesem Selfie liefert Meme Cam ein Diss, der bei einem Berufsjugendlichen wie mir voll ins Kontor trifft.

Abschliessend können wir festhalten: Eine gelungene und nahezu zwingende Anwendung von künstlicher Intelligenz – und der Beweis, dass ChatGPT nicht gänzlich humorlos ist. Auch wenn es dabei bleibt, dass die Memes, die ihrem Schöpfer mit vollem Recht Internetruhm eintragen, eben nicht aus einem LLM stammen, sondern aus einem etwas seltsam verdrahteten menschlichen Hirn.

Was mich angeht, strebe ich nicht wirklich eine Karriere als Chefhumorist des Internets an, und Influencer – egal ob in humoristischer oder sonstiger Hinsicht – ist kein Job für mich. Aber die Sache mit Tiktok – die werde 2025 ausprobieren. Naja, oder vielleicht auch nicht: So viel zu meinen guten Vorsätzen.

Beitragsbild: Endlich angekommen, wo wir schon lange hingehören – auf dem roten Teppich im Internet (Martin Widenka, Unsplash-Lizenz).

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