Eine grosse Multimedia-Fundgrube für euch

Openverse.org im Test: Was taugt die Such­ma­schine, die Fotos, Audio-Dateien und Musik mit einer freien Lizenz auf­stöbert und zum freien Gebrauch zur Ver­fü­gung stellt?

Openverse.org sei ein heisser Tipp für alle Leute, die Bedarf für Fotos, Illustrationen, Musik und Sounddateien haben – also für Menschinnen und Menschen, die Blog, Websites oder gedruckte Werke bebildern oder Video bzw. Audio produzieren – oder meinetwegen auch mal einen wertig wirkenden Post in ein soziales Medium ablassen möchten.

Es handelt sich bei Openverse um eine Suchmaschine für Inhalte, die mit einer Creative Commons-Lizenz ausgestattet sind, sodass wir sie unter Beachtung der Vorgaben kostenlos für eigene Projekte verwenden dürfen. Der Umfang ist beeindruckend: Es gibt laut Eigendeklaration 700 Millionen Werke aufzustöbern. Mir ist Openverse aufgefallen, als neulich das Update für Word­press 6.2 aufgeschlagen ist. Eine der Neuerungen ist nämlich die Integration von Openverse in den Gutenberg-Editor. Mich betrifft das nicht, da ich altmodisch genug bin, um noch immer TinyMCE zu verwenden. Aber interessant fand ich es trotzdem.

Ein Mitglied der Word­press-Familie

Diese Integration ist kein Wunder, wenn wir bei Wikipedia nachlesen, dass diese Suchmaschine im Rahmen des Word­­press-Projekts entwickelt wird. Das ist seit April 2021 der Fall, damals hat Word­press-Boss Matt Mullenweg die Übernahme verkündet. Da ich Sympathien für dieses offene Blog-Software hege, freut mich das einerseits. Andererseits sind mir die vielfältigen Aktivitäten inzwischen auch etwas unheimlich: Ob Akismet, Gravatar, Day One, Tumblr, Pocket Casts oder Simplenote; das sind alles Produkte, die ich nutze oder genutzt habe. Es sind so viele, dass ich in die Bredouille geraten würde, wenn ich sie allesamt aufgeben müsste, weil die Betreiberin Automattic plötzlich auf Abwege gerät. Hoffen wir an dieser Stelle, dass das nicht passieren wird.

Aber sehen wir uns an, was Openverse taugt: Ich nutze für Bilder, die ich hier im Blog verwenden kann, vor allem Unsplash, Pexels und Pixabay – meine früheren Empfehlungen zum Thema finden sich in den Beiträgen Bilder zum freien Gebrauch und Videos zum freien Gebrauch, sowie unter dem Schlagwort Multimedia-Ressourcen. Die Frage ist daher, ob Openverse ein Ersatz oder zumindest eine Ergänzung sein kann.

Das Resultat: nicht brillant

Meine Antwort darauf ist ein Jein. Ich habe die Suchmaschine in letzter Zeit ein paar Mal parallel zu meinen Haupt-Anlaufstellen genutzt, aber ohne viel Glück. Das sollte nicht verwundern, weil eine Suchmaschine einen viel weiteren Bereich abdeckt als eine Datenbank für Stock-Fotos. Die Suchmaschine grast Quellen mit unterschiedlichen Ausrichtungen ab, während die «Bilder-Lager» die Ansprüche professioneller Nutzerinnen und Nutzer befriedigen wollen. Das heisst, die Motive müssen eine gewisse Flughöhe erreichen und bezüglich Auflösung und «Finish» die Mindeststandards einhalten.

Unsplash: Nicht alles sind Treffer, aber das ist eine brauchbare Auswahl.

Was ich damit meine, erschliesst sich am leichtesten anhand eines Vergleichs. Ich habe zur Illustration für diesen Beitrag hier nach dem Begriff «photo box» gesucht. Die naheliegende Idee ist, einen solchen Blogpost mit einer Schuhschachten an Fotos zu bebildern, die die Vielfalt des Angebots darstellen soll.

Wie der Screenshot zeigt, liefert Unsplash dazu eine brauchbare Auswahl. Es sind zwar diverse Fotos dabei, die nicht meinen Vorstellungen entsprechen – und es gibt auch einige, die weder einen Bezug zum Wort Foto noch zu einer Kiste, Schachtel oder zu einem Karton haben.

Und es gibt auch einige Bilder, die ich nicht kostenlos verwenden darf, weil Unsplash neuerdings ein Geschäft namens Unsplash+ betreibt, das ein Abo beinhaltet: Für vier Euro pro Monat gibt es Zugang zu Fotos, die den Gratis-Schmarotzern wie mir nicht zur Verfügung stehen. Das dürfte die Folge davon sein, dass der kommerzielle Bilder-Verkäufer Getty Images im März 2021 den Gratis-Konkurrenten aufgekauft hat.

Aber geschenkt: Trotz dieser paar Haare in der Suppe wird klar, dass wir mit Unsplash schnell an unser Ziel gelangen.

Wie sucht diese Schildkröte in meinen Suchresultaten?

Openverse: nur wenige Fotos, komische Boxen.

Im Vergleich dazu ist auf der ersten Seite von Openverse nichts Brauchbares zu finden. Aber nicht nur das: Auch die Qualität ist nicht ansatzweise gut, wie wir es erwarten. Viele der Bilder verströmen den Charme privater Schnappschüsse und andere sind schlicht unbrauchbar.

Das heisst natürlich nicht, dass wir Openverse schon abschreiben sollten. Es gibt die Möglichkeit, die einbezogenen Quellen einzuschränken, und wir können auch nach Art der Lizenz Einschränkungen treffen. Und das sollen wir auch tun: Ich vermeide beispielsweise hier im Blog Bilder, bei denen die Lizenz die kommerzielle Verwendung ausschliesst. Ich nutze sie zwar nicht im eigentlichen Sinn geschäftlich. Aber da es Werbung auf meinem Blog gibt, die mir (geringe) Einnahmen verschafft, könnte man das als kommerzieller Einsatzzweck werten.

Bei meinem Test bin ich allerdings auch mit dem Stichwort «photo album» und weiteren Einschränkungen nicht auf ein brauchbares Bild gestossen. Lustigerweise entpuppte sich das deutsche Wort («Fotoalbum») als produktiver. Die Resultate waren zwar auch so alles andere als grossartig, aber näher dran am Gesuchten.

Fazit: Von Herzen empfehlen kann ich Openverse nicht. Aber eure Erfahrungen sind womöglich besser – und es steckt Potenzial in der Idee. Wie wäre es, wenn Openverse auch Unsplash, Pexels und Pixabay indizieren würde? Dann wäre diese Suchmaschine ein heisser Kandidat für ein unverzichtbares Werkzeug.

Beitragsbild: Wie man sieht, ist Unsplash zum Handkuss gekommen – und zwar mit einem Bild, das nicht so ganz in die digitale Welt passt, das Anliegen aber umso charmanter auf den Punkt bringt (Andrey Konstantinov, Unsplash-Lizenz).

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