Kinder und das Smartphone – das sind zwei Worte, die man nicht in einem Atemzug nennen darf, wenn man Angst vor einer Kontroverse hat. Es wird erbittert darüber gesprochen, ob Smartphones unsere Kinder nun dicker und dümmer machen. Oder ob wir Eltern mit einer vernünftigen Vorbildfunktion ihnen einen gesunden Umgang beibringen können. Und es gibt für jede Position irgend einen Experten, der sie vehement vertritt.
Ich kann jede Haltung verstehen – mit Ausnahme der dogmatischen. Denn man muss seine hehren Erziehungsgrundsätze auch irgendwie mit dem Alltag in Einklang bringen. Und ja, ich bin kein gutes Vorbild, was meine Handy-Nutzung angeht. Da kann ich kaum glaubwürdig von meinem Kind konsequente Abstinenz verlangen. Aber natürlich will ich auch nicht, dass es den ganzen Tag nichts anderes macht, als Peppa Pig zu glotzen. Darum bleibt, wie so oft, ein vernünftiger Mittelweg.
Und der lässt sich dank der Einstellungsmöglichkeiten der modernen Betriebssysteme auch technisch recht gut durchsetzen. Die iOS-Funktionen Bildschirmzeit und Geführter Zugriff ergeben in Kombination eine solide Möglichkeit, das Kind zeitlich und inhaltlich einzuschränken, ohne dass man als Elternteil den Medienpolizisten spielen muss. Wie das geht, erklärt das Video hier:
So pflegen Ihre Kinder einen vernünftigen Medien-Umgang
Was meine Favoriten bei den Apps für Kinder angeht, habe ich die wesentlichen alle hier im Blog schon vorgestellt. Es sind DieMaus-App des WDR und die Kika-Player-App des Kinderkanals von ARD und ZDF.
Im Video erkläre ich ausserdem, wie man die Kinder vorsichtig ans Streaming heranführt: Mit dem hier vorgestellten Jooki-Lautsprecher (das Reverse-Engineering-Projekt läuft übrigens noch) können sie Spotify nutzen, ohne Gefahr zu laufen, das Kinderzimmer versehentlich mit einem sexistischen Gangsta-Rap-Machwerk zu beschallen.
Netflix: Empfehlenswert, aber…
Für empfehlenswert halte ich auch das Netflix-Kinderkonto. Wie man das sinnvoll konfiguriert, zeige ich ebenfalls im Video. Einen Kritikpunkt habe ich indes bei Netflix: Ich finde es schade, dass die Inhalte der nicht freigegebenen Alterskategorien bloss über den PIN-Code geschützt und nicht komplett ausgeblendet werden. Das ist eine Fehlkonstruktion. Denn wenn Kinder selbst auswählen dürfen, was sie sehen wollen – was ich ihnen zugestehen würde –, dann sollte die Auswahl auch nur aus Inhalten bestehen, die auch wirklich zugänglich sind.
Einen Tipp, den ich zwar gelesen, aber bislang nicht verifiziert habe, ist folgender: Gemäss dem Beitrag hier muss man das Kinder-Konto in ein Erwachsenenkonto umwandeln und dann bei allen unerwünschten Filmen und Serien aufs Daumen-nach-unten-Symbol tippen. Dann kann man das Konto wieder auf Kind umschalten. Scheint mir allerdings eine mühselige Prozedur zu sein. Und man müsste sie alle paar Tage oder Wochen wiederholen, um auch die unerwünschten Neuzugänge zum Verschwinden zu bringen.
Schlaue Kinder tricksen die App aus
Es gibt weitere Kritik an Netflix; hier zum Beispiel im Beitrag Netflix’s Parental Controls Are Terrible. Es wird zu recht bemängelt, dass Kinder unter Umständen recht schnell kapieren, wie sie das Konto wechseln können. Die Inhalte der Eltern sind zwar auch durch die PIN geschützt – was aber wiederum zur Folge hat, dass man als Erwachsener auch in seinem eigenen Konto ständig diese PIN eingeben muss. Und weitere Kritikpunkte: Kinder können sich Trailer von Erwachsenen-Inhalten ansehen. Und die PIN funktioniert nur für Ein-Kind-Familien vernünftig.
Da gibt es in der Tat Verbesserungspotenzial. Wieso nicht die Schutzmechanismen an die biometrischen Funktionen (Face ID, Touch ID) knüpfen? Das würde es uns Eltern ersparen, den Code ständig einzutippen.
Fazit: Generell wäre es sinnvoll, wenn Apple beim iPhone und vor allem auch beim iPad Benutzerkonten zur Verfügung stellen könnte. Wenn man das Benutzerkonto als Kinder-Konto definieren und sich Netflix daran halten würde, dann würde das die Sicherheit und den Komfort deutlich erhöhen.
Beitragsbild: Können die Eltern den Kleinen bitte einmal knuddeln! (Elly Brian, Unsplash-Lizenz)