Dateien fallen lassen – und Windows kümmert sich um den Rest

Das Open-Source-Programm Dropit spart Zeit und manuelle Arbeit: Es auto­mati­siert nicht nur das Verschie­ben und Ko­pieren von Dateien, sondern kann sie auch umbe­nen­nen, ver­schlüs­seln oder ent­schlüs­seln, kompri­mieren und de­kom­pri­mieren.

Wie versorgt man Dateien unter Windows am einfachsten im passenden Ordner? Diese Frage habe ich neulich ausführlich erörtert und die Schnellzugriff-Leiste im Explorer propagiert.

Diese Lösung erfüllt den Zweck, ist aus Nerd-Sicht aber nur mässig befriedigend – weil nicht sonderlich nerdig. Eine App, die diesen Anspruch erfüllt, wäre Dropzone (Dateien in Ordner und über dem Web abwerfen). Sie hat leider den Nachteil, dass es nur für den Mac existiert und scheinbar bei Windows bislang keine Nachahmung gefunden hat.

Alternativeto (Alternativen zu einem unersetzlichen Webdienst) schlägt als Alternative für Windows das Programm Dropit vor: Es ist kostenlos und Open-Source, macht aber einen angestaubten Eindruck. Das letzte Update stammt von 2018, sodass ich beim File Juggler bleibe. Das ist ein kommerzielles Programm, hier vorgestellt, die mit einem Preis von um die vierzig Franken zwar nicht günstig ist, aber noch etwas frischer wirkt (das letzte Update ist allerdings auch schon vom November 2020).

Trotzdem: Wenn man Dropit unter dieser Prämisse einsetzt, ist es eine hilfreiche Software, die im Vergleich zu File Juggler sogar noch etwas vielseitiger einsetzbar ist – das erkläre am Ende des Beitrags noch ausführlicher.

Dateien aufs Icon legen und die Automatisierung startet

Dieses Dialogfenster zeigt an, was Dropit gerade macht.

Jetzt erst einmal zum Grundsätzlichen: Dropit zeigt am Bildschirm ein blaues Icon mit einem weissen Pfeil an, das immer im Vordergrund bleibt. Zieht man auf dieses Icon eine Datei, dann wird ein automatischer Vorgang ausgelöst.

Was für ein Vorgang das ist, bestimmt man über die sogenannten Assoziationen. Das sind Wenn-Dann-Regeln mit ausgeklügelten Möglichkeiten:

Wenn: Die Regeln

Wenn man eine solche Assoziation einrichtet, gibt man ihr, natürlich, einen Namen. Bei Regeln definiert man die Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit die Aktion ausgeführt wird. Man berücksichtigt den Dateityp, den Dateinamen oder einen Teil davon, bezieht sich auf den Ursprungsordner, in dem die Datei gespeichert ist oder schliesst Dateien mit bestimmten Bezeichnungen aus. Dafür darf man mit Platzhalterzeichen operieren, aber auch reguläre Ausdrücke sind möglich.

Eine Assoziation ist eine Wenn-Dann-Regel, die auf die per Maus abgelegten Dateien angewandt wird.

Ähnlich funktioniert es mit Ordnern, wobei hier die Möglichkeiten nicht ganz so gross sind. Über die Option Zusätzliche Filter schränkt man nach Dateigrösse, Erstell- oder Änderungsdatum, Datum des letzten Öffnens ein. Auch die Attribute (Archiv, versteckt, nur lesen, System, temporär) stehen zur Verfügung und man kann bei Ordnern auch auf bestimmte Dateien und Dateien auf den Inhalt prüfen.

Dann: Die Regeln

Bei den Aktionen gibt es eine beträchtliche Anzahl von Möglichkeiten. Man kann die abgelegte Datei oder Dateien …

  • verschieben,
  • kopieren,
  • komprimieren,
  • extrahieren,
  • umbenennen,
  • löschen,
  • aufteilen,
  • beitreten,
  • verschlüsseln,
  • entschlüsseln,
  • mit einem Programm öffnen,
  • drucken,
  • hochladen,
  • per Mail senden,
  • für eine Galerie verwenden,
  • in einer Liste aufführen,
  • in eine Playlist übernehmen,
  • als Verknüpfung anlegen,
  • in die Zwischenablage kopieren,
  • in ihren Eigenschaften ändern oder
  • ignorieren.
Eine beachtliche Auswahl an Aktionen für die gedroppten Dateien.

Alles einleuchtende Möglichkeiten, bis auf zwei Fragen: Was hat es mit Beitreten auf sich und was ist der Zweck des Ignorierens? Zu Beitreten kann ich nichts sagen, da ich diese Operation hier in der Beschreibung nicht gefunden habe.

Zum Ignorieren könnte ich mir vorstellen, dass diese Aktin hilfreich ist, wenn man Dropit so eingerichtet hat, dass bei bestimmten Dateien mehrere Regeln greifen – dann könnte man dafür sorgen, dass eine Teilmenge der Dateien aussen vor bleibt.

Ob dem so ist, kläre ich weiter unten, wo es darum geht, was passiert, wenn mehr als eine Assoziation passt.

Wohin: Das Zielverzeichnis

Was bei Ziel anzugeben ist, hängt von der Aktion ab. Beim Kopieren und Verschieben gibt man den Ordner an, in dem die gedropten Dateien landen sollen. Wenn man beispielsweise Hochladen wählt, dann muss man einen FTP-Server konfigurieren – und nein, andere Protokolle werden leider nicht unterstützt. Beim Umbenennen kann man wiederum mit Platzhaltern operieren und auch auf Dateieigenschaften wie das Erstell- oder Änderungsdatum, die Exif-Eigenschaften von Fotos oder die ID3-Tags von Audiodateien berücksichtigen und vieles mehr.

Vielfältige Umbenennungsmöglichkeiten

Darum lässt sich festhalten, dass Dropit nicht nur für Leute praktisch ist, die ihre Dateiablage sauber strukturieren wollen, sondern auch für jene Zeitgenossen, die klare Vorstellungen haben, wie Dateien heissen müssen, siehe dazu auch Wider das Puff auf euren Festplatten.

Also, zur Frage, was passiert, wenn mehrere Assoziationen auf die übergebenen Dateien passen. Wie hier beschrieben, zeigt die Anwendung standardmässig den Select Action-Dialog an, aus dem man die gewünschte auswählt. Es gibt dort auch die Möglichkeit, eine Aktion für solche Zweifelsfälle als bevorzugt zu markieren.

Im Dialog Assoziation bearbeiten gibt es neben dem Name ein Sternchen-Symbol: Wenn man das setzt, wird die Assoziation als Favorit bestimmt und automatisch ausgeführt, wenn die anderen passenden Assoziationen keine Favoriten sind. Ansonsten kommt wiederum der Auswahldialog zum Zug.

Die Catch-All-Assoziation

Schliesslich kann man auch eine Assoziation einrichten, die dann zum Zug kommt, wenn ein Fall auftritt, für die keine Assoziation vorhanden ist – wobei man das sowohl für Dateien als auch für Ordner tun kann.

Damit sind wir beim Punkt, an dem wir feststellen können, dass sich Dropit durchaus als Ersatz für den Senden an-Befehl eignet. Wenn man eine Handvoll Ordner hat, in die man regelmässig Dateien versorgt, dann legt man eine universelle Regel für alle Dateien an (die # and ## special rules) und wählt dann über den Select Action-Dialog, wohin sie effektiv gelangen sollen. Man erhält auf diese Weise quasi ein Auswahlmenü für häufig benutzte Dateiablagen.

Fazit: Dropit ist eine grosse Empfehlung für Leute, die ihre Arbeitsabläufe automatisieren und effizienter gestalten möchten. Es handelt sich um ein ausgeklügeltes Programm mit vielen Möglichkeiten. Nicht nur Verschiebe- und Kopier-Aktionen lassen sich rationalisieren, sondern auch Umbenennungen, Komprimieren, Dekomprimieren, Verschlüsseln und einiges mehr. Die Anwendung macht einen durchdachten Eindruck – das zeigt sich daran, wie sie mit Situationen umgeht, in denen mehrere Assoziationen zum Einsatz kommen können.

Auch via Befehlszeile nutzbar

Es zeigt sich aber auch anderswo: Man kann die Anwendung auch via Befehlszeile und Senden an-Menü nutzen (How to use DropIt without GUI). Es gibt die Möglichkeit, Ordner automatisch überwachen zu lassen (How to automatically scan folders) und Objekte, die dort auftauchen, automatisch bearbeiten zu lassen – damit ist Dropit eine valide Alternative zum eingangs erwähnten Programm File Juggler, bei dem die Ordner-Überwachung das herausragende Merkmal ist.

Und auch das ist möglich: Man kann mehrere Icons haben, die mit unterschiedlichen Aktionen ausgestattet sind. Dazu dienen die sogenannten Profiles.

Also, noch zur Frage, wozu der Ignore-Befehl gut ist. So ganz klar ist mir das auch am Ende des Tests nicht. Hier gibt es ein Beispiel, bei dem es darum geht, bei der Ordnerüberwachung die Unterordner zu ignorieren. Soweit einleuchtend, aber etwas umständlich.

Beitragsbild: Man könnte es auch Mülltrennung nennen (Pawel Czerwinski, Unsplash-Lizenz).

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