Ich habe Windows 11 hier im Blog (So fortschrittlich, dass man es bald gar nicht mehr braucht) und bei der Tamedia ausführlich vorgestellt (Unsere Antworten auf die wichtigen Fragen). Da mein in die Jahre gekommener Windows-Rechner nicht kompatibel ist, habe ich Windows 11 zu Testzwecken via Virtual Box auf meinem Macbook installiert.
Das funktioniert und hat mir einen ersten Eindruck vermittelt. Es ist aber ohne Zweifel keine gute Methode, um das System unter Praxisbedingungen kennenzulernen; allein das träge Ausführungstempo ist ein echtes Hindernis. Darum habe ich HP um ein aktuelles Testgerät mit Windows 11 gebeten und ein HP Spectre x360 Convertible 14 (ea0xxx) zur Verfügung gestellt bekommen.
Ich habe hier im Blog zwei nahe Verwandte dieses Modells ausführlich getestet, nämlich das x360 13 mit etwas kleinerem 13-Zoll-Bildschirm und das x360 15 mit dem 15-Display. Über das Gerät selbst brauche ich daher nicht allzu viele Worte zu verlieren: Die Stärken sind der tolle Bildschirm mit Touchbedienung und die praxisnahe Ausstattung, zu der ich den Fingerabdruckscanner (zwischen der Alt-Gr-Taste und der linken Pfeiltaste), die Beleuchtung der Tastatur und den guten Klang aus den Bang & Olufsen-Lautsprechern zähle.
Diese kleinen Pfeiltasten sind eine Unsitte
Zu den Schwachpunkten zählt für mich die Tastatur. Ich mag Enter-Tasten nicht, die nur eine Buchstabenreihe hoch sind, und besonders störe ich mich daran, dass sich die ↓- und die ↑-Taste nur halbhoch sind. Das ist auch beim Macbook nicht anders, aber auch bei dem finde ich es nicht toll.
Aber man gewöhnt sich an alles. Im Vergleich zum x360 15 gibt es beim x360 14 einen Anschluss weniger; es fehlt nämlich HDMI. Das ist beim etwas kleineren Gehäuse verständlich, und auch kein echtes Problem, sondern eine Unannehmlichkeit, die sich mit einem USB-C-auf-HDMI-Adapterkabel lösen lässt. Kurz und gut; ich überlege mir, meinen bald neunjährigen Rechner durch ein solches Spectre-Modell abzulösen
Eingebaut sind 16 GB Arbeitsspeicher, was für meine Zwecke etwas wenig ist, da ich ab und zu gerne virtuelle Maschinen laufen lasse. Ansonsten Intel Core i7, 1 TB integrierter Speicher. Mit zwei TB Arbeitsspeicher und 32 GB RAM landet man bei einem Preis von 2199 Franken; die günstigste Variante ist für 1699 Franken zu haben. Teuer – allerdings nicht, wenn man sich vorher die Preise für die neuen Macbooks angeschaut hat.
Aber zurück zu Windows 11:
Im Gegensatz zur virtuellen Maschine läuft das System auf aktueller Hardware flott. Es startet auch wirklich zügig: Ich habe elf Sekunden gemessen, wobei es nach der Betätigung des Einschaltknopfs etwa fünf Sekunden dauert, bis überhaupt das HP-Logo erscheint und das Bios in Aktion tritt.
Die neue Shell überzeugt noch immer nicht
Die Veränderungen an der Shell, primär die Taskleiste mit den zentrierten Icons und das seltsame Popup-Fenster, das nun anstelle des Startmenüs erscheint, halte ich nach wie vor für einen Rückschritt. Aber ich kann damit leben – ich werde es wohl zum Anlass nehmen, künftig vorwiegend mit Ueli zu arbeiten (Ueli, der Windows-Knecht).
Was mich wirklich nervt, ist die Zentrierung der Icons in der Taskleiste.
Zum Glück lässt sich das richten. Man klickt mit der rechten Maustaste auf die Taskleiste und wählt Taskleisteneinstellungen, worauf man in die Einstellungen zu Personalisierung > Taskleiste gelangt. Hier gibt es die Rubrik Verhalten der Taskleiste, in der man bei Taskleistenausrichtung auf Links umschaltet.
Noch ein paar Worte zum neuen Startmenü, das wie zuvor erwähnt, eher ein Start-Popup ist. Die Icons, die unter Anpgepinnt erscheinen, lassen sich bei gedrückter Maustaste verschieben und per Rechtsklick bearbeiten. Über den Befehl Von «Start» lösen entfernt man nutzlose Icons wie das von Amazon Prime Video; ebenso Xing, Xbox, Disney+ und Tiktok.
Das mit Werbe-Apps verseuchte Startmenü entrümpeln
Nebenbei gefragt: Wie kommt Microsoft eigentlich dazu, mir über das Startmenü meines Computers Apps, Streamingdienste und soziale Medien andrehen zu wollen? Ja, klar – das ist eine rhetorische Frage. Die Vermutung liegt nahe, dass dafür Geld geflossen ist.
Eigene Icons bringt man auf die altbekannte Methode in dieses neue Startmenü hinein: Man klickt den Kandidaten mit der rechten Maustaste an und wählt An «Start» anheften aus dem Kontextmenü aus. Man darf nicht nur Apps anheften, sondern auch Ordner.
Wie nützlich der Bereich Empfohlen ist, muss ich abwarten. Sollten dort nicht die Dinge auftauchen, mit denen ich auch tatsächlich etwas anfangen kann, werde ich ihn ausblenden. Das tut man über die Einstellungen bei Personalisierung > Start, indem man die Option Zuletzt geöffnete Elemente in Start, Sprunglisten und im Datei-Explorer anzeigen abschaltet. Es gibt hier auch die Option Meistverwendete Apps anzeigen, die standardmässig abgeschaltet ist. Und man kann über den Eintrag Ordner ohne viel Aufwand die Verzeichnisse hinzufügen, die man häufig benutzt.
Das Kontextmenü brauchbar machen
Zurück zu den nervigen Dingen, die ich unbedingt beheben muss: Mich stört auch, dass die Kontextmenüs nur noch Standardbefehle anzeigen. Klickt man beispielsweise mit der rechten Maustaste auf eine Datei, erscheint nur noch eine Handvoll Befehle: Öffnen, Öffnen mit, Dateipfad öffnen, Aus Schnellzugriff entfernen, In Zip-Datei komprimieren, Als Pfad kopieren, Eigenschaften und OneDrive. Es gibt noch einige vom Dateityp abhängige Befehle wie Als Desktop-Hintergrund festlegen, Nach rechts drehen und Nach links drehen für Bilder.
Klickt man auf Weitere Optionen anzeigen erscheinen die Befehle, die man bei Windows 10 zur Verfügung hatte, und die insbesondere den praktischen Senden an-Menüpunkt umfassen. Ich nutze den seit Jahren, um Dateien schnell an einen bestimmten Ort zu verräumen (siehe Cleverer Tweak einer nützlichen Funktion). Wenn Windows 11 mir einen Zusatzklick abnötigt, dann stört mich das. Ich werde mir überlegen, wie sich diese schnellen Verräum-Aktionen Windows-11-konform erledigen lassen.
Das alte Kontextmenü wieder zum Standard machen
Alternativ lässt sich auch einstellen, dass standardmässig das alte Kontextmenü erscheint. Das passiert über den Registrierungseditor (siehe Der Windows-Konfigurations-Moloch), den man am einfachsten über die Windows-Taste und r
öffnen, indem man im Ausführen-Dialog regedit
eingibt.
Nun begibt man sich in der Registry zum Pfad HKEY_CURRENT_USER\Software\Classes\CLSID. Falls unter Classes der Eintrag CLSID fehlt, lässt er sich erstellen, indem man Classes markiert und im Menü Bearbeiten > Neu > Schlüssel betätigt.
Unter CLSID wird jetzt auf gleichem Weg ein Schlüssel erstellt, der die folgende alphanumerische Bezeichnung erhält:
{86ca1aa0-34aa-4e8b-a509-50c905bae2a2}
In diesem Ast der Registry braucht es einen weiteren Schlüssel, der mit dem Namen Inprocserver32
benannt wird. Der ganze Pfad lautet HKEY_CURRENT_USER\Software\Classes\CLSID\{86ca1aa0-34aa-4e8b-a509-50c905bae2a2}\InprocServer32., eingetragen sein sollte hier nichts. Nach einem Neustart des Explorers hat man per sofort sogleich das alte Kontextmenü zur Verfügung.
Willkommen im Ueli Fanclub!
Mein Startmenü ist unter Windows 11 jetzt ganz leer. Von daher gefällt das besser als unter Win 10.