Der Windows-Konfigurations-Moloch

Die Registry ist bei Microsofts Be­triebs­system die zentrale Daten­bank zur Speiche­rung der Konfi­gura­tion. Sie ist eine der schlimmsten Fehl­konstruk­tionen in der Windows-Geschichte.

Die Registrierungsdatenbank, bzw. kurz Registry, wurde mit Windows NT 3.1 anno 1993 eingeführt. Sie ersetzte die vorher üblichen Konfigurationsdateien (die ominösen «Ini-Dateien»), die verzettelt über verschiedene Verzeichnisse die Einstellungen zu den Programmen und zum Betriebssystem selbst speicherten.

Die Registry ermöglicht eine hierarchische Organisation der Einstellungen, stellt verschiedene Datentypen zur Verfügung und ermöglicht den Programmen einen rasanten Zugriff auf die Informationen, ohne dass die sich um den Speicherort der Konfigurationsdateien kümmern müssen. Und es gibt einheitliche Instrumente, mit denen man die Registry überwachen und pflegen kann.

In der Registry finden sich Zehntausende von Einstellungen. Hier im Screenshot die Angaben zur Windows-Version und zum registrierten Benutzer.


Mit Windows 95 wurde die Registry auch bei der Consumer-Variante von Windows eingeführt und ist seitdem ein zentrales Instrument für den Administrator. Auch Privatanwender müssen sich mitunter gezwungenermassen mit der Registrierungsdatenbank beschäftigen, weil sich manche Probleme nur durch einen Eingriff in die Registry lösen lassen.

Konzipiert als zentrale Datenbank

Die Registry ist als zentrale Datenbank konzipiert, die sämtliche Einstellungen zur Windows-Installation, zum Benutzerkonto und zu den Anwendungsprogrammen enthält (bei den Anwendungsprogrammen gibt es indes solche, die sich nicht an die Windows-Vorgaben halten und weiterhin Konfigurationsdateien benutzen – beispielsweise iTunes, Firefox oder Thunderbird).

Die Registry ist in mehrere Hauptschlüssel unterteilt. Unter Hkey_Current_User finden sich die Benutzer-abhängigen Einstellungen, d.h. diejenigen, die fürs aktive Benutzerkonto gesetzt sind. Bei Hkey_Local_Machine stecken die Einstellungen, die für die Windows-Installation und damit für alle Benutzer gelten. Die Konfigurationen für die Anwendungsprogramme stecken unter Hkey_Current_User/Software. Die Einstellungen zu Windows, mit denen man es als Anwender zu tun bekommen kann, sind meist unter HKEY_CURRENT_USER/Software/Microsoft/Windows/CurrentVersion abgelegt.

Dem Wildwuchs Tür und Tor geöffnet

Das sieht auf den ersten Blick nach geordneten Verhältnissen aus. Leider ist es so, dass die Anwendungsprogramme nur wenigen Einschränkungen unterliegen. Sie können nicht nur unter Hkey_Current_UserSoftware Änderungen vornehmen, sondern auch in anderen Ästen. Dadurch können Programme auch Einstellungen modifizieren, die sie eigentlich gar nichts angehen. Und es ist unmöglich, alle zu einem bestimmten Programm gehörenden Konfigurationseinträge aufzuspüren. Viele der Tausenden von Einträgen lassen sich überhaupt nicht mit Bestimmtheit zuordnen – und das ist fatal. Es öffnet einem Wildwuchs Tür und Tor und es macht es unmöglich, die vollständige, zu einem Programm gehörende Konfiguration zu identifizieren.

Aus diesem Grund ist die Registry, trotz der eingangs erwähnten Vorteile, eine Fehlkonstruktion – auch im Vergleich mit Betriebssystemen wie Mac OS X, die weiterhin die vermeintlich archaischen Konfigurationsdateien verwenden, und damit ausgezeichnet fahren. Die Registry als erratischer Block macht es unmöglich, Einstellungen von einem Computer auf einen anderen oder zwischen verschiedenen Betriebssystemen zu transferieren.

Das ist bei Konfigurationsdateien im Textformat kein Problem. Programme wie Firefox oder Thunderbird, die ihre ganze Konfiguration in einem Benutzerverzeichnis speichern, lassen sich von einem Rechner auf einen anderen «verpflanzen», indem man das Benutzerverzeichnis überträgt. Das ist, wenn man es richtig anstellt, sogar zwischen unterschiedlichen Betriebssystemen möglich.

Die Registry erschwert den Umzug einzelner oder aller Programme, und führt dazu, dass Programme unter Windows in aller Regel installiert und deinstalliert werden müssen. Die einfache Installation per Drag&Drop ist ausgeschlossen. (Die Drag&Drop-Installation ist bei Mac OS X für die meisten Programme üblich und wird so genannt, weil Programme lediglich per Maus vom Installationsmedium in den Programm-Ordner gezogen werden müssen.)

Eine gängige Fehlerbehebungsmassnahme für Windows: Nach Websites Ausschau halten, die Registry-Auszüge bereitstellen, die man dann in sein Betriebssystem importiert.

Die Hoffnung, dass Microsoft mit Windows 8 und den Vollbild-Apps einen Neuanfang wagt, wird leider nicht erfüllt. Auch die neue, ehemals Metro genannte Umgebung wird auf die Registry zurückgreifen, schreibt Microsoft-Experte Paul Thurrott.

«Regedit» eröffnet den Weg zur Registry

Wer einen Blick in die Registry werfen will oder sie notgedrungen bearbeiten muss, der verwendet dafür den Registrierungseditor. Er wird bei Windows 7 und Vista gestartet, indem man regedit ins Suchfeld beim Startmenü eingibt. Bei Windows XP verwenden Sie den Befehl Ausführen, wiederum mit dem Namen des Programms, regedit. Der Editor zeigt links die hierarchische Struktur der Registry. Ist ein Ast ausgewählt, zeigt der Bereich rechts einen oder mehrere Schlüssel mit den dazugehörenden Werten, die per Doppelklick bearbeitet werden. Über Bearbeiten > Neu richtet man neue Schlüssel oder Werte ein. Natürlich bringen solche Werte nur dann etwas, wenn man weiss, dass sie von einem Programm oder vom Betriebssystem entsprechend ausgelesen werden.

Über Datei > Exportieren kann man den gerade ausgewählten Ast (ggf. mit allen Unterästen) als Textdatei mit Endung .reg auf der Festplatte speichern. Diese Dateien können mit einem Texteditor geöffnet und bearbeitet werden. Per Doppelklick auf eine .reg-Datei oder über den Befehl Datei > Importieren lädt man die Konfiguration in der Datei in die Registry und ersetzt damit, falls vorhanden, die bestehende Konfiguration. Auf diese Weise ist es möglich, Teile der Registry auf einen anderen Rechner zu transferieren.

Man kann auch Backups von Konfigurationen anlegen und diese bei Bedarf einfach wiederherstellen, indem man eine .reg-Datei importiert. Und es gibt im Internet Registry-Auszüge, mit denen man viele gängige Probleme reparieren kann – einfach, indem man die Informationen in die Registry importiert. Das ist praktisch und scheint für die Registry zu sprechen – wenn man ausser Acht lässt, dass die Probleme überhaupt erst dadurch entstehen, dass ein Programm oder Utility in guter oder schlechter Absicht an der Registry herumfuhrwerkt.

Reparaturschnipsel aus dem Web verwenden

Wenn Sie auf einer Website einen Registry-Auszug vorgefunden haben, bei dem der Code nicht als .reg-Datei vorliegt, sondern direkt in einem Forum gepostet wurde, dann gehen Sie für den Import wie folgt vor:

Starten Sie den Windows-Editor (notepad) und kopieren Sie den angegebenen Code in das Editor-Fenster. Achten Sie darauf, dass Sie allen Code kopieren, aber ohne Ballast am Anfang oder Ende. Am Anfang sollte auch keine Leerzeile vorhanden sein. Falls Sie Code per Mail erhalten haben, müssen Sie harte Zeilenumbrüche u.U. entfernen.

Wählen Sie im Editor den Befehl Datei > Speichern unter und geben Sie einen passenden Dateinamen an, gefolgt von der Endung .reg. Setzen Sie den Dateinamen mit Endung in gerade Anführungszeichen. Das stellt sicher, dass die Datei mit der Endung .reg für Registry-Auszüge gespeichert wird und nicht mit der Endung .txt, die Windows-Editor nutzt.

Die Datei speichern Sie beispielsweise auf dem Desktop. Doppelklicken Sie auf die .reg-Datei und bejahen Sie die Frage, ob die Datei importiert werden soll.

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