Microsoft 365 raubt mir (einmal mehr) den letzten Nerv

Mit Microsofts Miet-Office habe ich abermals eine böse Überraschung erlebt: Aus unerfindlichen Gründen hat sich Access in Luft aufgelöst.

Ihr wisst alle, dass ich kein Fan von Mietsoftware bin. Ich habe in diesem Blog jedes einzelne Problem im Zusammenhang mit dem SaaS-Lizenzmodell haarklein berichtet. Und wisst ihr was? Ich werde das auch weiterhin tun. Allein aus dem Grund, um zu belegen, dass es eben nicht so ist, dass diese Probleme die Ausnahme sind. Im Gegenteil: Sie sind meiner Beobachtung nach die Regel – und ein Grund, der die Zuverlässigkeit der Software gegenüber von klassischer Kaufsoftware deutlich herabsetzt.

Also, das Problem, um das es heute geht, wäre keines gewesen, wenn ich es geschafft hätte, mein Projekt 2020 rechtzeitig in die Tat umzusetzen. Es geht bei diesem Unterfangen darum, meine Artikel-Datenbank in ein zeitgemässes Format zu überführen.

Diese Datenbank habe ich anfangs der 1990er-Jahre mit MS Access aufgesetzt. Das war damals das Nonplusultra. Doch heute möchte ich die Datenbank nicht nur lokal unter Windows, sondern via Netz überall zur Verfügung haben. Hier habe ich eine Lösung präsentiert, die alle meine Anforderungen erfüllt, mir allerdings zu teuer ist. Als Nächstes werde ich mit einer WordPress-Installation mit individuellen Datenbankfeldern experimentieren.

«Es gibt kein Programm, dass diese Datei öffnen kann»

Aber im Moment ist meine Access-Datenbank noch in Betrieb. Zumindest wäre sie das, wenn Microsoft Office in der Mietversion nicht ein derartig missratenes Stück 💩 Softwaremachwerk wäre.

Denn als ich Ende des letzten Jahres meine Datenbank auf den neuesten Stand bringen wollte und auf die Datei Artikel.mdb geklickt habe, kam ein unerwarteter Hinweis. Windows teilte mir mit, es gebe kein Programm, das diese Datei öffnen könne – und ob ich vielleicht die Güte hätte, im Microsoft Store nach einer passenden App zu suchen?

Und tatsächlich: Access war aus dem Startmenü verschwunden und auch über die Suchfunktion nicht mehr aufzufinden. Einen Augenschein im Programmordner bestätigte den Sachverhalt. Access ist auf meinem Computer nicht mehr vorhanden. Ich erwähne nur der Vollständigkeit halber, dass ich die Software natürlich nicht deinstalliert habe.

Nun, es ist nicht neu, dass gemietete Programme einfach abhandenkommen. Ich hatte schon einmal ein ähnliches Problem. Das habe ich in diesem Blogpost hier dokumentiert.

Kein Lizenzproblem, oder?

Es gibt zu diesem Vorfall allerdings einige bemerkenswerte Unterschiede:

Erstens habe ich wissentlich keine Änderungen an Office vorgenommen. Mein Prepaid-Abo von Microsoft 365 (vormals Office 365) ist zwar inzwischen einmal abgelaufen. Aber ich habe es verlängert, woraufhin Word und Excel sich wiederum problemlos benutzen liessen. (Das sind die Office-Anwendungen, die ich einigermassen regelmässig in Benutzung habe.)

Zweitens sind dieses Mal offensichtlich nicht alle Anwendungen verschwunden, sondern nur einige. Im Programmordner (C:\Program Files (x86)\Microsoft Office\root\Office16) finden Excel, Outlook, Onenote, Powerpoint und Word. Nicht vorhanden sind Access und MS Publisher – wobei letzterer keine sonderlich grosse Lücke reisst, zumal ich da doch lieber Affinity Publisher verwenden würde.

Also, die Vermutung liegt natürlich nahe, dass ich – warum auch immer – auf ein Abo gewechselt bin, bei dem Access nicht enthalten ist. Microsoft ist bekanntlich hervorragend darin, bestimmte Funktionen nur gegen einen Aufpreis als Pro-, Ultimate-, Enterprise- oder Wie-auch-immer-Edition bereitzustellen. Wenn man ausreichend Geduld für die Suche im Netz aufbringt, findet man aber früher oder später die Webseite Alle Microsoft 365-Pläne vergleichen.

Verwende ich versehentlich die falsche Office-Edition?

Auf dieser Übersicht erkennt man, dass es nur eine Variante gibt, bei der Access und Publisher fehlen (ebenso Onenote und Outlook, sowie Onedrive, Skype, der Microsoft Editor und Family Safety): Das ist Office Home & Student 2019.

Verwende ich aus unerfindlichen Gründen – und als Nichtstudent unter Verletzung der Lizenzbestimmungen – diese Variante? Das kann nicht sein, weil mir Outlook nach wie vor zur Verfügung steht, obwohl ich natürlich einen Teufel tun und diese App auch verwenden werde!

Ein Besuch auf der Account-Seite (account.microsoft.com) bestätigt: Ich verwende die Variante Microsoft 365 Family, bei der Access als «zusätzlicher Vorteil» aufgelistet ist.

Wieso zum Henker fehlt dieser zusätzliche Vorteil dann auf meinem Computer?

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Ich weiss es nicht. Ich habe nicht herausgefunden, was passiert ist. Es gibt auf der Account-Seite keinen Hinweis auf ein Problem und keine Statusmeldung, die einen Rückschluss darauf zulassen würde, wie und warum Access verschwunden ist.

Das Installationsprogramm will nicht installieren

Und als ob das nicht ärgerlich genug wäre: Ich habe es auch nicht geschafft, die Anwendung zurückzubekommen. Ich habe versucht, Office neu zu installieren. Erst ganz normal über den Installieren-Knopf auf dieser Seite hier, dann gemäss dieser Anleitung hier mit  dem Office-Offlineinstallationsprogramm.

Bei mehreren Versuchen bleibt die Installation mit unterschiedlichen Fehlermeldungen hängen: «Das hat leider nicht geklappt», jammert das normale Installationsprogramm. «Uns ist es leider nicht gelungen, Ihre Office-Programme zu installieren», laviert das Offlineinstallationsprogramm.

«Das hat nicht geklappt.»

Die Begründung ist bei den beiden Programmen unterschiedlich.

Das normale Programm sagt folgendes: «Leider ist beim Zugriff auf eine erforderliche Datei ein Problem aufgetreten. Überprüfen Sie, ob die Installationsquelle die richtigen Berechtigungen besitzt und versuchen sie es dann erneut (Fehlercode: 30015-1 (5).»

Das Offline-Installationsprogramm zaubert auch kein Access hervor.

Das Offlineinstallationsprogramm liefert nur den Fehlercode 0-2032 (17002) und stellt nutzlose Fragen: «Funktioniert Ihre Internetverbindung? Ist auf Ihrer Hauptfestplatte genügend freier Speicherplatz vorhanden?».

Ja, du dämliches Teil!

Derlei Dinge will dieses dämliche Stück Software wissen, ohne einem aber die Möglichkeit einzuräumen, ihm ein doppeltes Ja um die Ohren zu hauen und mit einem «Ich bin ja nicht bekoppt!» nachzudoppeln.

Einzige Verbesserung nach diversen Bemühungen und etwa anderthalb Stunden:  Beim Doppelklicken auf die Datei Artikel.mdb erscheint nun eine neue Fehlermeldung: «Dieser Vorgang ist nur für Produkte gültig, die zurzeit installiert sind.»

Eine Fehlermeldung, so nichtssagend wie ein 🖕-Emoji.

Fazit: Ich werde meine Zeit nicht weiter mit dieser Installation verschwenden, sondern in das Unterfangen investieren, Access über die Kante zu schubsen. Aber ganz sicher werde ich kein Freund von Microsoft 365 werden – denn diese Software hat es einmal mehr geschafft, meine schlimmsten Befürchtungen voll und ganz zu bestätigen.


Nachtrag vom 1. Februar 2021

Heute habe ich aus einer spontanen Laune heraus die Installation mit dem Offlineinstallationsprogramm noch einmal probiert – und siehe da: Es hat geklappt. Das ist einerseits erfreulich. Andererseits gibt es einmal mehr dazu Anlass, sich über Microsoft zu wundern…

Wochen später – und in offenbar ausgeschlafenem Zustand, gelingt die Reparaturinstallation.

Und siehe da – auch Access ist wieder vorhanden.


Hier noch der Vollständigkeit halber eine Übersicht der früheren Beiträge mit den Verfehlungen von Adobe und vor allem von Microsoft:

Beitragsbild: Ich, wie ich mich in meinem geräumigen Homeoffice über Microsoft aufrege (Andrea Piacquadio, Pexels-Lizenz).

One thought on “Microsoft 365 raubt mir (einmal mehr) den letzten Nerv

  1. Oh ha. Ich leide mit dir.
    Genau das ist der Fall, denn ich im Geschäft immer erwähnt habe. Es ist ein Unterschied ob ich Photoshop miete, den meine IP ist in den Bildern. Aber bei Access oder mein Liebling Nervprogramm AutoCAD ist die IP halt auch in dem Dateiformat. D.h. ohne Programm komme ich an mein geistiges Eigentum nicht mehr heran.
    Viel Erfolg mit der Datenwiederherstellung.

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