Meine ausführliche Testaktion von Desktop-Mailanwendungen hat zu einem banalen Resultat geführt. Ich setze nun hauptsächlich das Programm ein, das ich nebenbei schon immer im Einsatz hatte. Es ist, Achtung Antiklimax!, Mozilla Thunderbird. Die Details zu diesem halben Umstieg gibt es im Beitrag So donnert das Mail!.
Völlig sinnlos war die kleine Testreihe aber nicht. Ich hatte mehr als genug Material, um die Erkenntnisse zu einem Patentrezept-Video zu verarbeiten. Wer nun nicht die knapp zehntausend Worte lesen möchte, die ich hier im Blog zu den modernen Mail-Apps zum besten gegeben habe, kann sich auch einfach das etwa dreiminütige Video reinziehen.
Sie brauchen ein neues Mailprogramm!
Wer nun trotzdem an den Detail interessiert ist, findet die in dieser Übersicht:
- Mailspring (Windows, Mac, Besprechung): Vollversion für 8 Dollar/Monat
- Mailbird (Nur Windows, Besprechung): Vollversion für 79 US-Dollar
- Em Client (Windows, Mac, Besprechung): Gratis; Home-Version für 40 Fr.
- The Bat! (Nur Windows, Besprechung): Vollversion für 47.95 Euro
- Thunderbird (Windows, Mac, Tipps): Kostenlos/Open-Source
Gibt es noch weitere Kandidaten?
Bleibt die interessante Frage, ob ich die Serie weiterführen soll. Für den Mac gäbe es einige interessante Alternativen, zum Beispiel Airmail 3 (27 Franken im Mac-App-Store), Mailbox-App (siehe Wikipedia) oder Postbox (30 US-Dollar pro Jahr).
Oder natürlich auch Spark (gratis in der Basis-Version, 6,39 US-Dollar pro Monat für Premium). Diese App verspricht, dass Mail wieder Spass machen soll. Und sie hat auch in meinem Umfeld ein paar begeisterte Nutzer.
Allerdings ist das E-Mail am Mac für mich fast kein Thema. Meine Korrespondenz wickle ich via Windows-PC ab, sodass mir Apple Mail völlig ausreicht. Darum ist für mich für einen Test die Verfügbarkeit bei Windows eine Voraussetzung. Was Spark angeht, äussert sich der Hersteller reichlich vage in einem Supportdokument:
Although we’re not working on the Windows version now, we are going to develop it in the near future.
Man werde in der näheren Zukunft mit der Arbeit an der Windows-Version anfangen. Ich interpretiere das so, dass es sich nicht lohnt, darauf zu warten. Die mobile Variante ist allerdings grossartig. Sie habe ich im Beitrag Da springt der E-Mail-Funke getestet und ausführlich besprochen.
Mailen an der Kommandozeile

Auch den Test von Mutt (hier von Manuel beantragt) werde ich auf die lange Bank schieben. Das wäre zwar ein würdiger Vertreter für meine Kategorie Nerdpost. Es handelt sich nämlich um einen textbasierten Maileditor, der ohne grafische Benutzeroberfläche auskommt.
Ob das beim E-Mail wirklich ein zielführender Ansatz ist, lässt sich bezweifeln. Mein Wunsch nach einer modernen Benutzeroberfläche ist damit jedenfalls eher nicht erfüllt.
Aber man muss Mutt Originalität attestieren. Der Name heisst Köter in Englisch, der Slogan ist «All mail clients suck. This one just sucks less.» («Alle Mailprogramme stinken. Dieses hier stinkt nicht ganz so schlimm.»)
Wie Webmail, nur cooler
Und ja: Der Vorteil der fehlenden grafischen Benutzeroberfläche wäre, dass man das Mailprogramm auf dem Raspberry Pi installieren und per SSH darauf zugreifen könnte. Das ist fast wie Webmail – bloss cooler. Und mit allen Vorteilen der lokalen Mailhaltung.
Die Installation von Mutt auf dem Raspberry Pi ist übrigens (anders als bei Windows, wo man sich mit den Cygwin-APIs herumschlagen muss) keine Hexerei. Mit folgendem Befehl richtet man die Software ein:
sudo apt-get install mutt
Hinterher braucht es allerdings noch ein paar Vorkehrungen, die zum Beispiel hier beschrieben sind.
Fazit: E-Mail lebt. Auch auf dem Desktop. Und falls mir langweilig werden sollte, könnte ich mir Hiri noch ansehen, ein Mailprogramm mit dem Fokus auf die geschäftliche Anwendung. Allerdings nutzt dieses Programm nur Exchange und kein Imap, sodass diese Aktion dann doch leicht masochistische Züge annehmen würde…
Beitragsbild: Die Streifenwanze ist für ihren Geruch berühmt, der frappant an manche Mailprogramme erinnert (Pixabay&/Pexels, Pexels-Lizenz).