Hier im Blog ging es häufiger darum, wie Markdown die Welt rettet. Oder zumindest die Sphäre der Textverarbeitung umkrempelt. Ich habe die Vorteile des Öfteren erklärt (zum Beispiel hier oder hier), sodass ich an dieser Stelle guten Gewissens darauf verzichten kann.
In letzter Zeit ist es hier um Markdown etwas ruhiger geworden. Die behandelten Apps, unter anderem Drafts 5 für iOS, Dillinger für den Browser, Typora unter Windows und MacDown am Mac, decken bereits eine breite Palette ab. Und dann habe ich ja auch noch Dokuwiki und Janis vorgestellt. Mit ersterem verwendet man Markdown für seine Online-Dokumentation, mit letzterer verwaltet man Notizen.
Doch eine Frage ist mir neulich begegnet: Gibt es einen Markdown-Editor, den man nicht für sich allein, sondern zusammen mit anderen benutzen kann? Die Antwort ist natürlich ja. Hier habe ich eine Liste mit fünf solchen Programmen gefunden. Und das sind meine Urteile zu diesen Apps:
socrates.io
Ohne jegliche Anmeldung oder Login landet man bei dieser Webanwendung in einem Bearbeitungsfenster und legt mit seinem Text los. Um jemanden dazu zu holen, gibt man einfach die URL in der Adressleiste weiter. Dort wird an den Domainnamen eine zufällige ID angehängt, über die das Dokument identifizierbar ist.

Das ist nicht sonderlich sicher, weil auch ungeladene Gäste sich beteiligen könnten. (Es gibt auch kein HTTPS.) Aber es ist niederschwellig.
Interessant ist die Frage, wie lange das Dokument auf dem Server erhalten bleibt. Das habe ich nicht herausgefunden – aber hier ist mein Demodokument. Wenn es persistent abgelegt wird, erscheint der Text dieses Artikels. Wenn nicht, dann nicht. (Ein paar Tage nach dem Schreiben des Blogposts ist es noch da.)
Der Tipp zwischendurch: Text aus der Zwischenablage in Markdown umwandeln
Ein kleiner Tipp zwischendurch: Ich habe den Blogbeitrag im WordPress geschrieben und mit clipboard2markdown in Markdown umgewandelt. Das ist ein super-simpler Webdienst, bei dem man nur Ctrl + v zu drücken braucht, um den Text in der Zwischenablage einzufügen und automatisch in die Markdown-Syntax umzuwandeln.
Zurück zu Socrates: Es sollte klar sein, dass das keine Cloud-Anwendung ist. Man veranstaltet eine Schreib-Session – und wenn man fertig ist, kopiert man das Dokument und speichert es selbst. Socrates ist ein Ad-hoc-Werkzeug für spontane Nutzer und nichts, was man institutionalisieren sollte. Wenn man vergisst, seinen Text selbst zu speichern, ist er hinterher eventuell weg. Oder nicht mehr auffindbar, wenn man die URL nicht mehr weiss.
Ein kleiner Test zeigt, dass die Änderungen in beiden Browsern sehr schnell nachgeführt werden. Man sieht aber nicht, wer was geschrieben hat und es gibt keinerlei Komfortfunktionen wie Menüleisten, Formatierungsbefehle oder auch nur eine Anzeige der Zeichenzahl.
hackmd.io
Auch bei dieser Webanwendung kann man ohne Login loslegen. Und auch hier braucht man bloss die URL weiterzugeben, um einen Co-Autor dazuzuholen. Es gibt aber die Möglichkeit, ein Benutzerkonto anzulegen, wenn man die Sache etwas ernsthafter betreiben möchte. Dann gibt es eine Online-Dokumentenverwaltung. Es gibt unterschiedliche Berechtigungen für eingeloggte Nutzer und Gäste die mitlesen und/oder mitschreiben (siehe auch hier).
Hübsche Oberfläche, angenehmes Bearbeitungsfenster
Hack-MD hat eine hübsche Oberfläche und ein angenehmes Bearbeitungsfenster mit farblicher Syntax-Markierung (Code-Highlighting). Es gibt Knöpfe für Formatierungen, einen Vorschaubereich, Versionierung und stellt Vorlagen zur Verfügung, exportiert zu Dropbox, Google Drive und Gist und importiert von Dropbox, Google Drive, Gist und der Zwischenablage. Das fertige Dokument kann als Markdown, HTML oder ODF heruntergeladen werden.

Und vor allem sieht man, wer am Dokument mitarbeitet. Die Einfügemarken der Kollaborateure werden farblich hervorgehoben. Und man kann die Beiträge seiner Mitarbeiter auch kommentieren.
stackedit.io
Eine weitere Empfehlung ist stackedit.io: Das ist ein ausgereifter Online-Editor mit Menü, formatierter Schreibansicht, an- und abschaltbarer Vorschau und den üblichen Funktionen, die man sich für einen Markdown-Editor wünscht.
Man kann ihn mit oder ohne Anmeldung bei Google Drive nutzen. Es gibt eine Dokumentverwaltung, die man ebenfalls mit oder ohne Anmeldung verwenden kann. Der Clou ist, dass die Dokumente im Browser gespeichert werden. Ist man bei Google angemeldet, findet eine Synchronisation mit Google Drive statt. Ein interessanter Ansatz: Eine Webanwendung mit optionaler Cloudanbindung.

Was die Kollaborationsmöglichkeit angeht, sticht die erst einmal überhaupt nicht ins Auge. Die Zusammenarbeit findet nämlich ebenfalls via Google statt, wie hier beschrieben wird. Über die rechte Leiste, die über das Tastensymbol eingeblendet wird, klickt man auf Workspaces > Add a Google Drive backed workspace und gibt so sein Dokument frei. Das erfüllt den Zweck, ist aber doch umständlicher als Hack-MD. Und man muss gewillt sein, Google Drive zu nutzen. (Man kann auch CouchDB-, GitHub- und GitLab-Workspaces hinzufügen, die Google-Anmeldung scheint aber unumgänglich zu sein.)
Last but not least: Draft und Quiver
Die beiden letzten Empfehlungen sind Draft und Quiver. Die habe ich nicht getestet, weil Draft eine Anmeldung braucht und Quiver eine Mac-App ist (10 Franken im Mac-App-Store), ich in dem Fall aber eine plattformunabhängige Lösung vorziehen würde.
Beitragsbild: Mit den Typen zusammenarbeiten? Das geht am besten, wenn man nicht im gleichen Raum ist (Annie Spratt/Unsplash, Unsplash-Lizenz).