Liberté, Egalité, installé

Heute geht es um DokuWiki. Das ist eine Wiki-Software, die ich seit einiger Zeit für private Zwecke einsetze und wegen der OneNote fast überflüssig geworden ist.

Ich bin ein Fan von Wikis: Sowohl vom Lexikon als auch von der Software. Wobei man von einer Softwarekategorie sprechen müsste. Es gibt Wikis bekanntlich in allen Formen und Farben. Das Online-Lexikon läuft mit MediaWiki. Aber es gibt die Software auch für bescheidenere Einsatzzwecke.

Eine simple Variante ist Tiddlywiki. Die habe ich im Beitrag Das simple Wiki für den Hausgebrauch vorgestellt. Sie war bei mir seit ungefähr fünf Jahren in Betrieb. Ich nutzte sie für eine Art Intranet. Das brauche ich zum Beispiel deswegen, weil ich dazu neige, meine Arbeitsabläufe sosehr zu optimieren, dass ich mich, wenn ich sie nicht tagtäglich praktiziere, mich nicht mehr daran erinnern kann, wie genau es geht.

Ersatz für Tiddlywiki

Doch Tiddlywiki ist nicht mehr das Nonplusultra. Es war phasenweise wegen einer Änderung bei den Firefox-Erweiterungen nicht mehr gut benutzbar. Und es ist nur lokal verfügbar, weil es kein CMS ist, sondern nur aus einer HTML-Datei und ein bisschen Javascript besteht.

Darum habe ich nach einem Ersatz für Tiddlywiki gesucht. Ich wollte eine einfache und kompakte Software, die man ohne viel Aufwand auf seinen eigenen Webserver bekommt und die wenn möglich ohne Datenbank auskommt.

Wie Wikipedia – nur ganz auf meine Bedürfnisse zugeschnitten.

Bei Dokuwiki bin ich fündig geworden. Das ist ein gut abgehangenes Projekt das es laut Wikipedia seit 2004 gibt. Es ist Open-Source und wirbt mit vielen interessanten Funktionen für sich: Versionsverwaltung, Plug-ins, flache Datenstruktur (keine Datenbank, sondern Speicherung als simple Textdateien) und User-Management.

Ich habe also die aktuelle Version heruntergeladen (um die 3,5 MB), ausgepackt und auf meinem Webserver deponiert. Und siehe da: Ohne weitere Verrenkungen meldete sich das CMS dann auch schon im Browser. Nach ein paar Klicks war für mich klar, dass ich es als Ersatz für Tiddlywiki verwenden würde.

OneNote ist zu behäbig

Und ich habe mich auch entschieden, meine Inhalte aus Onenote dort hineinzuschreiben. Klar – Onenote ist eine Notiz-App und damit nicht das gleiche wie ein Wiki. Microsofts App hat viel mehr Funktionen. Es gibt sie als mobile App, Webanwendung und Desktop-Programm. Aber trotzdem war ich nicht so ganz zufrieden (obwohl ich seinerzeit von Evernote umgestiegen war).

Das sind die Gründe:

  • Onenote hat mir zu viel Overhead. Das Starten der App, das Wechseln des Notizbuchs – alles dauert mir einen Tick zu lange. Besonders, wenn ich die Webanwendung nutze.
  • Ich bekomme immer wieder ein Formatierungspuff. Das liegt daran, dass beim Einkopieren von Informationen aus dem Web immer allerhand Ballast mitkommt.
  • Das Synchronisieren funktioniert nicht einwandfrei. Ich vermute, dass das daran liegt, dass Microsofts Server nicht immer gut erreichbar sind.
  • Und schliesslich bin ich generell dabei, meine Abhängigkeit von fremden Webdiensten zu verringern. Wenn man einen Webserver zur Verfügung hat, dann möchte man den doch auch für seinen eigenen Kram benutzen.

Dokuwiki ist im Vergleich dazu flink und selbst im mobilen Browser über eine langsame Internetverbindung gut benutzbar. Klar; wie jedes Wiki verwendet Dokuwiki eine simple Markup-Syntax (Wikitext) und reine Textdateien. Die Seiten, die ich häufig verwende, sind kurz. Höchstens ein-, zweitausend Zeichen lang. Es handelt sich um meine Notizen zu möglichen Themen für Blog-Beiträge, Artikel, Radiosendungen und Patentrezept-Videos. Die paar Kilobyte lassen sich notfalls sogar per Edge übertragen.

Nur online und mit eigenem Server

Klar, eine Offline-Lösung ist das nicht. Onenote kann man ohne Internet verwenden, mein Wiki nicht. Aber damit kann ich leben. Falls ich dann doch einmal im Flugzeug oder in der mobilfunklosen Pampa ein paar Ideen festhalten muss, schreibe ich die halt in eine Textdatei und übertrage sie später ins Wiki. Und da ich das Wiki lokal datensichere, könnte ich notfalls in den Textdateien etwas nachsehen, was ich übers Netz nicht zugänglich habe.

Noch ein paar Worte zur Markup-Syntax: DokuWiki verwendet eine etwas seltsame Auszeichnungssprache, die mir so noch nicht untergekommen ist. Ich halte sie nicht für sonderlich zweckmässig. Überschriften der Ebene 1 werden mit sechs Gleichheitszeichen am Anfang und Ende markiert (====== Überschrift Ebene 1 ======). Die mögen helfen, eine Textdatei zu gliedern. Aber für schnelles Arbeiten sind sie denkbar ungeeignet.

Mir ist auch ein Rätsel, warum sich keine einheitliche Wiki-Syntax durchgesetzt hat. Bei Wikipedia heisst es dazu:

Es gibt (noch) keinen allgemein akzeptierten Standard. Grammatik, Struktur, Möglichkeiten, Schlüsselwörter, Begriffe usw. sind abhängig von der verwendeten Software des einzelnen Wikis.

Dieser Wildwuchs bei Wikitext macht die Datenübernahme schwierig – auch bei Tiddlywiki ist ein anderer Dialekt in Gebrauch (da werden Titel durch Ausrufezeichen am Zeilenanfang markiert). Und er verhindert wirkungsvoll, dass jemand, der in einem Wikitext-Dialekt geübt ist, mit einem anderen vernünftig arbeiten kann. Also, liebe Wiki-Fans: Entscheidet euch endlich für eine Variante!

Markdown statt Wikitext

Jedenfalls hätte diese krude Wikitext-Variante fast zu einem Abbruch des Experiments geführt. Klar; man kann die Formatierungsbefehle über den Editor einfügen. Aber effizient ist nur, wenn man die Steuerzeichen gleich selbst tippt – darum muss man sich mit der Auszeichnungssprache anfreunden können, sonst hat alles keinen Wert.

Es ist aber so, dass ich eigentlich sowieso nicht Wikitext, sondern Markdown verwenden möchte. Das ist wiederum eine andere Auszeichnungssprache, die bei vielen Texteditoren zum Einsatz kommt – diverse davon habe ich in diesem Blog hier vorgestellt. Wenn man Markdown auch im Wiki benutzt, kann man Notizen problemlos aus einer Dokuwiki-Seite in ein Textdokument übernehmen – oder umgekehrt ein Textdokument im Wiki archivieren.

Und natürlich spart man sich so auch die Mühsal, mehr als eine Auszeichnungssprache aus dem ff beherrschen zu müssen. Und nun kommt die gute Nachricht: Es gibt ein Markdown-Plugin für Dokuwiki. Man muss die Markdown-Blöcke mit den Tags <markdown> und </markdown> einklammern. Das ist etwas lästig, weil ich Markdown lieber gleich als Standard nutzen würde. Aber ich kann damit leben.

Ein echter Gewinn für die Selbstbestimmung

Fazit: Ein echter Gewinn und ein Schritt zur informationellen Selbstbestimmung. Unbedingt zur Nachahmung empfohlen!

Hier noch einige Tipps zur Inbetriebnahme:

  • Am besten öffnet man sogleich nach der Installation die Datei install.php im Rootverzeichnis von Dokuwiki (also Deinserver.com/dokuwiki/install). Dann lassen sich gleich zu Beginn ein paar wichtige Einstellungen vornehmen.
  • Bei Admin unter Konfiguration stellt man das Wiki auf Deutsch um und vergibt einen Namen.
  • Bei Admin unter Benutzerverwaltung richtet man die Benutzer ein. Standardmässig ist das Wiki für jedermann les- und schreibbar. Wenn man das nicht möchte, weil man, wie ich, eine Art Intranet aufsetzt, dann gibt man bei Admin > Zugriffsverwaltung an, dass die Gruppe @All keine Berechtigungen hat.
  • Man kann für unterschiedliche Seiten auch verschiedene Zugriffsrechte vergeben. Es ist also möglich, einen privaten und einen öffentlichen Bereich zu haben.
  • Nebst dem Markdown-Plugin empfehle ich auch das Backup-Plugin zur Installation. Damit kann man sehr leicht den ganzen Inhalt als Archivdatei herunterladen und lokal sichern.
  • Schliesslich sollte man das eher hässliche Logo ändern. Das geht einfach, indem man eine passende PNG-Datei (quadratisch mit 128 Pixeln) mit dem Dateinamen logo.png ausstattet und im Medienmanager in den Namensraum Wurzel > Wiki platziert.

Beitragsbild: Die Freiheit führt das Volk, Eugène Delacroix (1830), Public Domain/Wikimedia.

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