Keine Frage, warum diese Homepage ein Lob verdient

Zeit, ein Kränzchen zu winden: Die Website rocky-beach.com widmet sich seit 1997 der Jugend-Krimisierie «Die drei ???» – gelebtes Fantum im Netz, wie es heute kaum mehr existiert.

Heute gibt es keine tiefgründige Analyse, sondern eine simple, schnörkellose Lobrede. Es ist Zeit, einer Website – bzw. retromässig korrekter gesagt – einer Homepage unseren Respekt zu zollen. Es gibt sie seit 1997. Und sie sieht auch fast noch so aus wie damals.

Es handelt sich um rocky-beach.com, ein Fanprojekt für die «Drei Fragezeichen»: «Die drei ???» – so die offizielle Schreibweise, auf die ich gleich noch zu sprechen kommen werde – ist eine bekannte Jugendbuchserie, die sich im deutschsprachigen Raum auch in Hörspielform jeglichen Schwankungen des Zeitgeistes zum Trotz seit Jahrzehnten grosser Beliebtheit erfreut. Sie sind zu eigentlichen Vermittlern zwischen den Generationen geworden und unterscheiden sich von neueren Franchises wie Paw Patrol, an denen die Jungmannschaft womöglich ihren Spass hat, mit denen die Eltern aber nichts anfangen können. Die Geschichten um die jugendlichen Privatdetektive hingegen sind ideal, um gemeinsam angehört zu werden – und eine gute Gelegenheit für unsereins, in unseren eigenen Kindheitserinnerungen zu schwelgen.

Das eine führt zum anderen

Was mich angeht, kannte ich die «drei Fragezeichen» nur oberflächlich. Ich war seinerzeit (und wie hier dargelegt) ein TKKG-Kind. Aus heutiger Sicht wohl eine Fehlentscheidung, denn im Vergleich zu Tarzan/Tim, Karl, Klösschen und Gaby sind Justus, Peter und Bob deutlich besser gealtert. Dabei hätte TKKG eigentlich einen Startvorteil gehabt, weil das keine reine Jungs-Truppe ist. Aber weil sich Gaby durch den Autor Stefan Wolf oft als Staffage behandeln lassen, musste, hat sich dieser Trumpf ins Gegenteil verkehrt.

Ich bin über meine Tochter auf rocky-beach.com gestossen. Sie hat sich (mithilfe ihrer Mutter) die Hörspielserie Die drei ??? Kids ausgesucht und betreibt seitdem einen Binge-Konsum, wie ich ihn zu meinen besten Netflix-Zeiten nicht hinbekommen hätte. Es ist ein Riesenglück, dass es auf Spotify eine Auswahl von mehreren Dutzend Hörspielen gibt, sodass die Abwechslung gewährt ist. Mit dem Schwesterprojekt, den «drei Ausrufezeichen» ist sie übrigens bislang nicht warm geworden. Aber das kann ja noch kommen.

Nicht als erster kluggeschissen

Also, ich habe in meiner gelegentlich etwas schnippischen Art auf Twitter die Schreibweise «Die drei ???» angeprangert und gefragt, ob die Serie nicht «die neun Fragezeichen» heissen müsste – oder wenigstens «die drei Tripel-Fragezeichen». Ich habe darauf keine ernsthafte Antwort erwartet und war darum umso erfreuter, als ich von @rockybeachcom darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ich nicht der erste bin, der auf diese Weise kluggeschissen hat.

Wieso sehen Websites heute nicht mehr so aus?

Diese Einmischung zeugte von so viel Engagement, dass mir sogleich die zum Twitter-Account gehörende Website angeschaut habe. Und, was soll ich sagen?, ich habe mich sogleich verliebt. Denn obwohl die Website anscheinend mit WordPress läuft, sieht sie derartig handgeklöppelt aus, als hätte sich seit der Erfindung von Frontpage 1.0 technisch nicht mehr viel getan¹.

Zum Glück ist Facebook spurlos an Rocky Beach vorbeigegangen

Die Website hält eine Community-Seite mit Forum bereit, natürlich Übersichten der Bücher, Hörspiele, Filme, Autoren und der Fälle. Und es gibt ein Lexikon, ein Quiz – und ein Gästebuch. Und jetzt seid ehrlich: Wann habt ihr euch das letzte Mal in einem Gästebuch verewigt?

Aber was schreibe ich! Seht es euch selbst an. Mir an dieser Stelle bleibt nur, zu wiederholen, was ich seinerzeit zu «Comedix» geschrieben habe, und meinem Bedauern Ausdruck zu verleihen, dass solche Fan-Sites heute ein kompletter Anachronismus zu sein scheinen – die Leute pflegen solche Inhalte lieber auf Facebook, wo sie zwar (im Idealfall) schneller viral gehen, aber niemals eine solch enzyklopädische Wucht entfalten, wie eine über Jahre und Jahrzehnte gepflegte Sammlung an Informationen und Memorabilien.

Fussnoten

1) Es gibt hier sogar die Möglichkeit, aus unterschiedlichen Layouts zu wählen. Ich empfehle die Variante mit Hitchcock-GIF im Hintergrund – das sieht noch authentischer nach 1990er-Jahren aus.

Beitragsbild: Etwas Hornhaut an den Fusssohlen ist nicht verkehrt (Jeremy Cai, Unsplash-Lizenz).

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