Ein unkompliziertes Hilfsmittel fürs Heimstudio

Das Scarlett Solo (3rd Gen) von Focus­rite im Test: Ein kompak­tes, un­kom­plizier­tes Audio-Inter­face, das sich für Inter­views und Streaming-Ses­sions eignet.

Mein Audio-Gerätepark hat Zuwachs erfahren: Dazugekommen ist das Scarlett Solo (3rd Gen) von Focusrite, das bei Digitec für um die 119 Franken zu haben ist. Bei Amazon gibt es das Teil deutlich günstiger für knapp 100 Euro.

Es handelt sich um ein Audio-Interface, das es auch in diversen weiteren Ausführungen gibt; für mich aber in der kleinsten Variante ausreicht. Es ist gedacht für Musiker, die sich selbst auf der Klampfe begleiten. Sie können damit Mikrofon und Gitarre separat aufnehmen, digitalisieren und via USB-C in den Computer einspeisen. Der Gitarreneingang ist für mich nicht entscheidend: Eine Karriere als Singer-Songwriter steht bei mir nicht unmittelbar bevor. Ich verwende das Interface für mein Mikrofon, das einen klobigen XLR-Stecker hat und für sich eine Phantomspeisung zuschalten lässt.

Es hat nebst dem XLR-Eingang eine Buchse für 6,35-mm-Klinkenstecker. Der kann für Instrumente oder als Line-in benutzt werden – zwischen den zwei Modi schalten wir über den Inst-Knopf um. Das heisst, dass es über einen Adapter auch möglich ist, das Audio-Signal eines iPads o.ä. einzuspeisen.

Wir sollten uns von diesem Eingang aber nicht allzu viel erhoffen: Erstens kommt das Signal nur mono und zweitens relativ leise an. Letzteres dürfte an der etwas Nanny-haften Lautstärkenbegrenzung bei den Apple-Geräten liegen. Es könnte aber eine Notlosung sein, um unkompliziert eine analoge Audioquelle zuzuspielen.

Via «Direct Monitor»-Funktion hören wir latenzfrei das Mikrofon und gleichzeitig die Audio-Ausgabe des Computers. (Und ja, vor dem Fotografieren hätte ich die Schutzfolie abziehen sollen.)

Optimal gerüstet für Interviews und Live-Streams

Der bessere Weg ist natürlich, den Sound am Computer zu mixen. Und dafür hält das Scarlett Solo eine spannende Möglichkeit bereit. Die heisst Direct Monitor: Wenn wir über den Kopfhöreranschluss rechts, der sich über den grossen Monitor-Knopf in der Lautstärke regeln lässt, dann hören wir über den die Klangausgabe des Computers: Wir können auf diese Weise ein Interview via Skype, Zoom oder eine andere Telefonie- oder Video-App führen oder aber auch Musik und Jingles abspielen – also alles, was es für einen Podcast, Live-Stream bzw. eine Internet-Radiosendung braucht.

Der eigentliche Clou ist nun der Direct Monitor-Knopf: Wenn er auf On steht, hören wir über den am Scarlett Solo angeschlossenen Kopfhörer auch das Mikrofon-Signal – und zwar ohne Latenz: Das macht einen grossen Unterschied, denn wenn wir das Ausgangssignal des Computers verfolgen, dann erhält das durch die digitale Verarbeitung eine gewisse Verzögerung. Sobald wir sprechen und uns selbst mit einigen Zehntelsekunden Verspätung hören, ist das wahnsinnig irritierend.

Spannende Möglichkeiten und kleinere Tücken

Kleiner Tipp nebenbei: Wenn wir uns wundern, dass wir das Mikrofon über den angeschlossenen Kopfhörer nicht hören, dann liegt das daran, dass der Direct Monitor-Knopf auf off steht. Diese Position ist dann sinnvoll, wenn der Mikrofonkanal im Summensignal zu hören ist, das über das Scarlett Solo wiedergegeben wird – in der On-Position wäre er sonst doppelt bzw. mit Echo zu hören.

Direct Monitor eröffnet spannende Möglichkeiten, bringt aber auch eine Tücke mit sich: Wir brauchen zum Aufzeichnen bzw. Streamen eine Software, die beide Spuren (das Eingangssignal des Mikrofons und die am Computer abgespielten Sounds) separat aufzeichnet oder mischt. Zwei Methoden für Mehrspur-Aufnahmen bei Windows beschreibe ich in separaten Beiträgen:

Also, zurück zum Scarlett Solo: Es unterstützt Sampling-Raten von 44,1kHz über 48kHz bis hin zu 192kHz mit jeweils 24 bit – also deutlich besser als CD-Qualität, was insbesondere auch Reserven für die Audio-Bearbeitung gibt. Das Interface hat für den Mikrofon- und den Line-in-Eingang je einen Lautstärkeknopf (Gain). Auf der Rückseite findet sich ein Line-out und ein USB-C-Anschluss. Das Interface braucht keinen Strom-Adapter, sondern wird über den USB-Port mit Strom versorgt (Bus powered).

Lichtshow inklusive

Schliesslich gibt es einige LEDs: Für die Phantomspeisung, die Stromversorgung via USB, für die Pegel von Mikrofon und Line-in (jeweils grün, gelb oder rot), für den Instrumentenmodus und für den Air-Modus. Der korrigiert den Klang für Funkmikrofone.

Also, eine rundum erfreuliche Sache. Bei mir ersetzt bzw. ergänzt das Interface das hier vorgestellte Mischpult. Das hat mir auf dem Schreibtisch zu viel Platz weggenommen, weil ich es nach dem Ende meiner Videoserie nicht mehr so oft gebraucht habe. Und da es ein analoges Signal ausgibt, war es für mein neues Laptop ohne Line-in nicht mehr optimal, zumal mein Billig-Interface nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist.

Mir gefällt, dass ich das Scarlett Solo schnell in Betrieb nehmen und ebenso schnell wegräumen lässt. Es braucht keinen separaten Stromadapter wie das Mischpult und eröffnet dank Direct Monitor neue Produktionsmöglichkeiten. Und ja, vielleicht werde ich doch noch zum Singer-Songwriter …

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