Was haben gute Browser und schöne Bäder gemeinsam? Die Kacheln!

Die «geteilte Bildschirmansicht» des Vivaldi-Browsers ist gross­artig. Stellt sich die Frage: Sind die Web­site-Kacheln Grund genug, Firefox untreu zu werden? Oder gibt es Möglich­keit, auch dort mehrere Sites neben­einan­der anzu­ordnen?

Grossartig: Die Kachel-Ansicht von Vivaldi.

So gern ich Firefox auch mag – eine Funktion könnte dazu führen, dass ich meinem angestammten Browser irgendwann untreu werde. Es ist die Möglichkeit, zwei (oder mehr) Websites nebeneinander anzuzeigen. Bei Vivaldi heisst das Tab Tiling, bzw. etwas umständlich in Deutsch Kachelregisterkarten für eine geteilte Bildschirmansicht. Doch egal, ob mir die Nomenklatur gefällt oder nicht: Die Funktion ist ausgeklügelt und für Informations-Junkies wie mich grossartig.

Und, nebenbei bemerkt, ist Microsoft dabei, für den Edge-Browser eine geteilte Ansicht zu entwickeln.

Mir reicht es schon, wenn ich zwei Websites nebeneinander offen halten kann: Die eine ist typischerweise das CMS meines Blogs oder meines Arbeitgebers, in dem ich meinen Text verfasse. In der zweiten Ansicht stecken Notizen, Websites oder manchmal auch ein Slack-Fenster oder Twitter. Das ging früher gut mit der Side View-Erweiterung, die von der ich 2018 begeistert war (Das sollten alle Browser können!).

Die Euphorie ist leider abgeklungen: Die Erweiterung hat keinerlei Liebe des Mozilla-Entwicklerteams erfahren. Sie wurde nicht weiterentwickelt und nicht mal von Fehlern befreit: Seit einigen Versionen ist das Zweit-Fenster in der eingeklinkten Ansicht so schmal, dass es sich nicht mehr vernünftig nutzen lässt. Ein Vergrössern ist nicht möglich, obwohl vor Jahren ein Bugreport eröffnet wurde.

Kann Firefox das Manko ausgleichen?

Die Frage liegt auf der Hand: Gibt es auch bei Firefox eine komfortable Möglichkeit, zwei Websites nebeneinander anzuordnen? Eine naheliegende Lösung ist, bei Windows die Snap-Layouts verwenden und beim Mac ein Programm wie Magnet oder Rectangle zu nutzen. Ich finde sie aber nur mässig befriedigend. Denn sie ist mühsam einzurichten: Wir müssen den Reiter, den wir neben das Hauptfenster stellen wollen, per Maus aus der Reiterleiste nehmen und dann an den Rand hinziehen und via Snap-Funktion das Hauptfenster danebenstellen.

Bei Vivaldi geht das viel schneller über einen Knopf in der Symbolleiste oder über eine Tastenkombination. Zweites Problem: Die beiden nebeneinander gestellten Fenster «kleben» nicht zusammen, wenn wir die App wechseln. Bei Vivaldi findet das Kacheln («tiling») innerhalb eines Fensters statt, was die Handhabung via App-Switcher massiv vereinfacht.

Ich habe mich nach einem Ersatz umgesehen und bin bei Tile Tabs WE gelandet, die es nicht nur für Firefox, sondern auch für Google Chrome gibt.

Intuitiv ist das leider nicht

Viele Layouts – auch solche, die man sich selbst zusammenstellen kann.

Wir nutzen Tile Tabs WE, indem wir mit der rechten Maustaste irgendwo auf der Seite klicken. Im Kontextmenü stehen uns beim Menüpunkt Tile Tab nun diverse Optionen zur Verfügung:

  • New Layout: Wir richten ein neues Layout ein, wobei wir wählen können, ob zwei, vier, sechs oder alle Reiter als vertikal oder horizontal neben- bzw. untereinander gestellt werden. Bei vier und mehr Reitern entsteht eine Raster-Anordnung.
  • Tile Tab: Hier finden sich die vier Befehle Above, Left, Right und Below. Sie haben jeweils die Option, den ausgewählten Reiter zu duplizieren (Duplicate Tab) oder mit einem leeren Reiter zu kombinieren (New Tab).

Mit der Option New Layout habe ich meine liebe Mühe: Nicht immer wurden die Reiter ins Layout übernommen, die ich dort auch haben wollte. Es brauchte einige Experimente, bis mir die Funktionsweise klar wurde: Normalerweise sind es der gerade offene und sein rechter Nachbar (wenn die Reiter 1, 2, und 3 geöffnet sind und ich den mittleren verwende, erscheinen Reiter 2 und 3 im Layout). Wenn allerdings der Reiter ganz rechts angeklickt wird, dann kommt sein linker Nachbar zum Zug.

Das ist nicht intuitiv. Und es hat zur Folge, dass mitunter auch die angehefteten Reiter in ein Layout übernommen werden, was meines Erachtens nicht passieren sollte. Es kommt hinzu, dass beim Schliessen eines Fensters aus dem Layout auch alle anderen geschlossen werden. Auch das kann hochgradig unerwünscht sein.

Mit anderen Worten: Vielleicht kommen andere besser mit Tile Tabs WE zurecht, aber für mich ist diese Erweiterung ist ein absoluter Notnagel und kein Ersatz für ein natives «Tiling», wie es Vivaldi zu bieten hat.

Positiv: Die umfangreichen Einstellungen

Die richtigen Einstellungen machen diese Erweiterung etwas pflegeleichter.

Positiv erwähnt seien die ausführlichen Einstellungen. Die finden wir, indem wir in Firefox aufs Menü und dort auf Add-ons und Themes klicken. Wir suchen Tile Tabs WE in der Liste und wählen beim entsprechenden Eintrag das Menü mit den drei Punkten und dort den Befehl Einstellungen. Hier in den Options gibt es einige Möglichkeiten, sich die Erweiterung zurechtzuschustern.

Wir können beispielsweise das Häkchen bei Add existing tabs before creating new tabs entfernen, was die Gefahr mindern sollte, dass Reiter unerwünschterweise einem Layout hinzugefügt werden. Es finden sich hier auch einige Tastaturkürzel und die Möglichkeit, Links, die im einen Reiter angeklickt werden, in einem zweiten zu öffnen – das wäre praktisch, wenn man all diese Funktionsweisen denn erst einmal verinnerlicht hätte.

Beitragsbild: Bei Firefox wird die Sache etwas brüchig (Cottonbro Studio, Pexels-Lizenz).

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