Die vielen Ungereimtheiten der «Bibliothek» in Spotify

Arbeiten bei diesem Schwed­ischen Streaming­dienst eigent­lich auch Leute, die Freude an Musik haben? Ich stelle mir die Frage, weil die Funk­tio­nen zur Ver­wal­tung der Lieb­lings­musik hane­büchen schlecht aus­gefal­len sind.

Spotify kam im November 2011 in die Schweiz – und seitdem bin ich dort Abonnent. Und schon von Anfang an gibt es Dinge, die mich nerven – und bei denen ich mich wundere, warum sie in den letzten elf Jahren nicht behoben worden sind.

Eine echtes Manko hat Spotify bei den Organisationsmöglichkeiten, die es für die Musik gibt. Um das zu erklären, muss ich etwas ausholen und Ausführungen zu der sogenannten Bibliothek machen.

Zu diesem Bereich der App kann ich mir die Bemerkung nicht verklemmen, dass ich die Terminologie seltsam finde: Die meisten Leute assoziieren die Bibliothek mit einem Gebäude, in dem Bücher zu finden sind. Heute, natürlich, gibt es dort Medien aller Art, auch solche für Audio- und Video-Inhalte. Trotzdem wäre «Mediathek» eine passendere Bezeichnung.

Aber egal: In dieser Bibliothek finden erstens und wichtigstens die Wiedergabelisten: Nicht nur die selbst erstellten, sondern auch die automatisch generierten wie Dein Mix der Woche. Zweitens gibt es die neuen Folgen der Podcasts, die wir abonniert haben (bzw. denen wir, wie es bei Spotify heisst, folgen).

Die Favoriten an einem Ort

Drittens gibt es auch die Rubrik Künstler*innen: Dort tauchen die Musiker und Bands auf, an denen wir unser besonderes Interesse bekundet haben. Klar, wir können die auch jederzeit über die Suchfunktion aufstöbern. Doch die Rubrik trägt dem Umstand Rechnung, dass wir unsere Favoriten haben, die wir regelmässig zu Gehör bringen. Wenn wir in der Stimmung sind, etwas Bekanntes und Vertrautes zu hören, dann müssen wir nicht überlegen, was das sein könnten, sondern können hier nachsehen, was zur Stimmung passt.

Eine sinnvolle Funktion, die sich noch verbessern liesse: Schön an dieser Stelle wäre es, wenn wir alle neuen Songs unserer Favoriten in einem Feed vorfinden und anhören könnten.

Viertens gibt es die Rubrik Alben: Hier können wir unsere Plattensammlung abbilden – und zwar gleichgültig, ob dieser Begriff eine Kollektion echter Tonträger oder aber Musikdateien auf unserer Festplatte bezeichnet, die wir mithilfe eines Programms wie der Windows Medienwiedergabe oder Aimp verwalten.

Ein Abbild einer richtigen Plattensammlung

Ich habe mir schon länger vorgenommen, mich einmal hinzusetzen und die wichtigsten Alben meines Lebens zu erfassen. Denn das hilft, die Lieblingsmusik zu hören: Wir müssen uns nicht das Hirn zermartern, was wir hören könnten. Stattdessen blättern wir durch die Sammlung und wählen das aus, was zur Stimmung passt.

Die Lieblings-Alben; leider ohne vernünftige Sortierungs-Möglichkeit.

Aber bei mehreren Dutzend Lieblingsalben artet das in Arbeit aus. Praktisch wäre eine Software, die die lokale Musiksammlung in die Spotify-Bibliothek überträgt – aber so ein Tool habe ich nicht gefunden. Wenn jemand eines kennt, freue ich mich über einen Kommentar. Übrigens: Um ein Album der Bibliothek hinzuzufügen, klicken wir es am Computer mit der rechten Maustaste an und wählen Zur Bibliothek hinzufügen aus dem Kontextmenü. In der iPhone-App scheint es die Möglichkeit, Alben zur Bibliothek hinzuzufügen, nicht zu geben. Das ist maximal bizarr!

Trotzdem: Die Bibliothek wäre eine gute Sache – im Prinzip.

Ein wildes Durcheinander

In der Praxis nerve ich mich über die Lieblosigkeit, wie Spotify die Alben präsentiert:

  • In der Webansicht im Browser gibt es keine Möglichkeit, die Alben zu sortieren. Sie erscheinen automatisch in der Reihenfolge, in der sie hinzugefügt worden sind.
  • In den Apps (getestet habe ich es bei Windows und am iPhone) können wir sie sortieren. Es stehen aber nur die Sortiermöglichkeiten Zuletzt, Kürzlich hinzugefügt, Alphabetisch und Nach Creator zur Auswahl. (Die Option Zuletzt gibt es am iPhone, nicht aber bei Windows.)

An dieser Stelle frage ich mich schon, ob bei Spotify eigentlich auch Leute arbeiten, die privat selbst Freude an Musik haben oder ob sie sich nur aus beruflichen Gründen damit beschäftigen.

Denn jeder, der jemals eine eigene Musiksammlung besessen hat, der weiss, dass die richtige Organisation der Musiksammlung eine Wissenschaft für sich ist: Sortiere ich meine Platten nach Genre? Nach Künstler? Nach Jahr? Alphabetisch?

Wenn diese Frage entschieden ist, dann stellt sich die Frage nach der Untersortierung: Ich sortiere gerne nach Künstler, die Alben dann nach Erscheinungsjahr. Perfekt wäre für mich, wenn ich pro Künstler angeben könnte, wie die Sortierung der Alben erfolgt: Bei manchen sehe ich nämlich zuerst am liebsten die neuen Werke, bei anderen die alten.

Willkürlich und unverständlich

Die Diskografie erscheint in einer wahllosen Reihenfolge.

Ein ähnliches Problem stellt sich auch, wenn wir (über die Suche oder via Bibliothek) auf einen Künstler zugreifen: Es gibt dort den Abschnitt Diskografie (manchmal auch Releases), der die Veröffentlichungen des Künstlers enthält. Vernünftig wäre hier eine absteigende Reihenfolge nach Datum der ursprünglichen Veröffentlichung. Das wäre allein deswegen praktisch, um die Hörspiele, die die Tochter sich gern anhört, in der richtigen Reihenfolge abzuspielen.

Doch die erscheinen grob chronologisch, doch zwischendurch mit seltsamen und willkürlich wirkenden Abweichungen. Das hat vielleicht damit zu tun, dass sie bei Spotify nicht in der ursprünglichen Reihenfolge eingestellt worden sind. Vielleicht spielen auch die Abspielzahlen eine Rolle. Aber wie auch immer: Da der Titel dieser Hörspiele jeweils mit der Nummer anfängt, würde eine alphabetische Sortierung das Problem lösen.

Eine Behelfslösung als Tipp zum Schluss

Fazit: Schön wäre die App eines Drittherstellers, die den Interessen der echten Musikfans Rechnung trägt, sowie besser gepflegte Metadaten (denn auch da ist noch viel Luft nach oben). Bis es so weit ist, habe ich eine – allerdings nicht sehr befriedigende – Lösung: Wir können uns Wiedergabelisten erstellen lassen, in der die Titel eines Künstlers chronologisch richtig sortiert aufgeführt werden. Das geht mit timelineify.com bzw. mit sortyourmusic.playlistmachinery.com.

Beitragsbild: Wie auch immer die sortiert sind (Eran Menashri, Unsplash-Lizenz).

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