Der Windows Media Player: Dieses Programm nicht das, was man taufrisch nennen würde. Als Versionsnummer wird 12.0 angegeben. Die stammt von Windows 7 und damit aus dem Jahr 2009. Microsoft hat es tatsächlich geschafft, seinen Media Player ganze zehn Jahre lang nicht anzufassen. Eine beachtliche Leistung!
Diese massive Vernachlässigung hat sicherlich damit zu tun, dass Microsofts Multimedia-Ambitionen ins Nichts geführt haben. Der legendäre Zune-Player, ein iPod-Konkurrenzprodukt, kam 2006 auf den Markt und verschwand wieder. Der dazugehörende Online-Musikshop ist 2015 im Orkus verschwunden.
Die Zune-Software hatte was für sich
Zum Zune gab es auch eine hübsche Multimedia-Software, die ich sogar einmal vorgestellt habe. Die wäre ein hervorragender Ersatz für den Windows Media Player gewesen, der ursprünglich aus der Windows-95-Ära, und damit aus dem letzten Jahrtausend stammt. Er ist einfach nicht mehr zeitgemäss und nurmehr schwerlich auf Modern zu trimmen. Die Zune-Software dagegen hätte eine gute Ausgangslage geboten. Microsoft hätte sie auch umbenennen können, um das Publikum nicht an das unwürdige Scheitern des eigenen Musikplayers zu erinnern. Aber offenbar wollte man dieses Kapitel lieber gleich ganz unter den Teppich kehren.
Es bleibt dabei: Bei Windows gibt es standardmässig nur einen schäbigen, veralteten Musikplayer.
Einschub: Natürlich kenne ich die Apps Filme & TV und Groove Music. Die sind aber so eingeschränkt im Funktionsumfang, dass ich sie beim besten Willen nicht ernst nehmen kann. Nur ein Beispiel: Die unterentwickelten Bearbeitungsmöglichkeiten der Metadaten bei Groove Music, wo es nur umständlich möglich ist, das Veröffentlichungsdatum zu setzen oder das Coverbildchen zu ändern. Da ist selbst der veraltete Media-Player um Welten voraus. Und übrigens: Auch das Groove in Groove Music geht auf eine gescheitertes Musik-Engagement von Microsoft zurück: Groove Music war ein Streamingdienst à la Spotify, den es von 2012 bis Ende 2017 gab. Immerhin hat hier, anders als bei Zune, der Name überlebt. Einschub Ende.
Die Alternativen sind auch nicht mehr alle taufrisch
Nun steht es einem natürlich frei, ein anderes Programm zu nutzen. Zum Beispiel Clementine, Winamp, Media Monkey, Amarok. Oder aber VLC.
Es fällt nun auf, dass auch die Alternativen alle schon etwas älter sind und teilweise einen vernachlässigten Eindruck machen. Das wundert auch nicht. Denn die Desktop-Betriebssysteme sind als Musikplattformen gleich doppelt aus der Mode gekommen. Erstens hört man seinen Sound heute typischerweise via Smartphone. Und zweitens brauchen nur noch wenige Leute eine App, mit der sie ihre lokale Musiksammlung verwalten. Stattdessen wird gestreamt, was das Zeug hält.
VLC immerhin wird fleissig weiterentwickelt und macht einen guten Eindruck (siehe auch VLC ist auf allen Plattformen unverzichtbar). Es ist aber schon so, dass VLC sich nur als Nebengeschäft um die Musiksammlung kümmert. Im Hauptamt ist dieses Programm eine Wiedergabesoftware für Videos und ein Multimediatool, das rippen, streamen und konvertieren kann.
Trotzdem nutze ich VLC auch am Computer, wenn ich Musik oder sonst eine Audiodarbietung hören will. Es gibt aber ein Detail, das mich ziemlich stört. Und das hat mit meiner Tastatur zu tun. Bei der sind die Funktionstasten F1 bis F12 zusätzlich mit Windows-Systemfunktionen belegt: Mit F1 startet und stoppt man die Wiedergabe. Mit F2 schaltet man den Ton auf stumm. F3 macht leiser, F4 lauter. Und so weiter. Über einen kleinen Schalter wechselt man zwischen den normalen F-Tasten und den Multimedia-Tasten.
Man möchte womöglich noch mit seinem Computer arbeiten
Das funktioniert einwandfrei mit besagtem Windows Media Player. Es funktioniert aber nicht mit VLC. Oder genauer: Es funktioniert, wenn VLC im Vordergrund ist. (Bei Microsoft heisst das: Wenn das Programm den Fokus hat.) Aber natürlich will man während des Musikhörens noch mit einem anderen Programm arbeiten. Der Musikplayer soll seinen Dienst im Hintergrund verrichten – wenn er dann nicht über die Tastatur steuerbar ist, dann sind die entsprechenden Tasten völlig nutzlos.
Immerhin: Man kann das ändern. Dazu klickt man bei VLC auf Werkzeuge > Einstellungen. Im grandios komplexen Konfigurationsdialog wählt man oben die Rubrik Tastaturkürzel. Dort kann man den Aktionen zwei Arten von Tastaturkürzeln zuweisen: Normale und globale. Die normalen funktionieren nur dann, wenn das Programm im Vordergrund ist. Die Kürzel in der Spalte Global funktionieren auch, wenn das Programm im Hintergrund ist.
Also klickt man bei der Aktion Abspielen/Pause auf das Feld bei Global und betätigt dann die entsprechende Taste auf der Tastatur. Das kann die Play-Taste des Keyboards sein. Man kann aber genausogut eine Kombination wählen, die immer funktioniert – also auch dann, wenn der Schalter auf der Position für die normalen Funktionstasten steht.
Tastaturkürzel definieren lohnt sich
Das globale Tastaturkürzel funktioniert erst nach einem Neustart nach VLC – aber dann so, wie man es auch erwarten würde. Wenn man schon dabei ist, lohnt es sich auch, Kürzel fürs Vorwärts- und Zurückspringen einzurichten.
Aber es bleibt die Frage: Gibt es für die lokale Musiksammlung ein besseres Programm als VLC? Die Antwort ist ja. Morgen stelle ich es vor.
Beitragsbild: So riecht der Media Player (Bryan Padron/Unsplash, Unsplash-Lizenz).