Was aus meinem Keller, das euch vielleicht interessiert

Unter frag­wür­digen Um­ständen ist eine Ecoflow River 2 Pro in meinen Besitz gelangt, ein Gadget zur mo­bi­len Strom­ver­sor­gung. Ich gebe mein Bestes, die Power Station zu testen – und unter­breite euch am Ende ein un­mo­ra­li­sches An­gebot.

Es kommt in letzter Zeit häufiger vor, dass mir Testgeräte ungefragt zugeschickt werden¹. Die Frage liegt auf der Hand: Was soll ich mit diesen Überraschungs-Gadgets tun?

Eigentlich ist die Sache klar: Sie gehören ungeöffnet zurückgeschickt. Erstens ist es wichtig für die journalistische Unabhängigkeit, dass ich entscheide, was ich bespreche und was nicht. Zweitens will ich nicht, dass die Masche einreisst: Denn der Aufwand für die Testgeräte-Logistik ist beträchtlich. Zum sauberen Geschäft gehört die zügige Retournierung nach dem Test. Doch weil diese Tätigkeit auf meiner Prioritätenliste sehr weit unten steht, stapeln sich im Keller inzwischen die Pakete: ein unhaltbarer Zustand.

Trotzdem bin ich nicht konsequent in meiner Ablehnung. Obwohl unaufgefordert erhalten, besprach ich aus Neugierde den Smartphone-Lüfter von Onit. Und heute geht es wieder um einen Fall. Allerdings will ich in diesem Blogpost auch ein Exempel statuieren – dazu mehr am Ende.

So kann man sich irren

Das Corpus Delicti ist ein ziemlicher Klotz; eine Ecoflow Powerstation. Sie wurde mir letzten Sommer angeboten. Ich sagte damals aus Kapazitätsgründen ab. Aber ich tat das nicht nachdrücklich genug. Die Folge: Ende Oktober hatte ich ein Exemplar in der Post. Weil wirklich keine Zeit dafür war, wanderte das Paket in den Keller.

Als ich es in einer ruhigen Minute öffnete, staunte ich nicht schlecht: Aufgrund der Beschreibung im Mail («eine tragbare und nachhaltige Option zur Stromerzeugung») hatte ich angenommen, es handle sich um ein Balkonkraftwerk. Ein Irrtum: Beim River 2 Pro handelt es sich um einen Batteriespeicher. Er kann zwar über ein Solarpanel aufgeladen werden, aber das gehört nicht zum Lieferumfang.

So sieht dieses Gadget aus, wenn es nicht zu Marketingzwecken unter freiem Himmel, sondern in meinem Keller fotografiert wird.

Also; Ecoflow River 2 Pro speichert 768 Wattstunden, und kann bis zu 800 Watt Leistung abgeben. Wenn der Stromspeicher am Solarpanel hängt, sind an sonnigen Tagen 1,8 Kilowattstunden möglich. Falls ich richtig gerechnet habe, liesse sich damit mein iPhone knapp 45-mal aufladen. Man kann mit dem Gadget auch einen Computer mit Monitor betreiben. Die «Powerbank» wäre auch einem Campingkühlschrank gewachsen. Der Kaffeemaschine jedoch mutmasslich nicht.

Wozu könnte diese Powerbank in Übergrösse denn gut sein?

Jedenfalls steckt man sie sich nicht eben in die Hosentasche: Sie ist 7,8 Kilogramm schwer und misst 27 × 26 × 22,6 Zentimeter. Mit anderen Worten: Sie passt zwar in den Veloanhänger, aber auf einer Radtour würde man den Stauraum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anderweitig nutzen wollen. Vom Werbevideo sollten wir uns nicht blenden lassen: In dem hat einer den Batterieklotz auf dem Boot mit dabei, um sich bei Flaute per Ventilator Frischluft zufächeln zu lassen (🙄).

Das Einsatzgebiet lässt sich wie folgt umreissen: Wenn ich ein Prepper wäre, würde ich sie für eine allfällige Strommangellage ins Kabäuschen stellen.

Wobei ich das nur halb im Scherz meine: Man kann den Energiespeicher für die Notstromversorgung (EPS) nutzen. In der Anleitung heisst es dazu:

Wenn sie den Netzstrom über ein Wechselstromkabel an den Wechselstromeingang des Geräts anschliessen, können Sie elektrische Geräte über den Wechselstromausgang mit Strom versorgen (in diesem Fall kommt der Strom aus dem Netz und nicht von der Powerstation). Im Fall eines plötzlichen Stromausfalls kann das Gerät innerhalb von 30 ms automatisch in den akkubetriebenen Versorgungsmodus wechseln.

EPS ja, USV nein

Das bedeutet, dass wir es nicht in Situationen verwenden sollten, in denen dreissig Millisekunden zu lange wären. Sie gilt nicht als Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV), da solche Lösungen Pausen von höchstens zehn Millisekunden tolerieren. Für den PC-Tower und den Heimserver kommt die River 2 Pro nicht infrage. Aber mit dem Laptop würde es natürlich klappen.

Ansonsten ist dieses Gadget für Aktivitäten unter freiem Himmel geeignet, bei denen keine Streckdose in der Nähe ist, aber trotzdem eine gewisse Strommenge benötigt wird. Man denkt an Campingausflüge oder auch Fotoshootings in freier Natur. Fürs Gartenhäuschen bzw. den Schrebergarten ist sie top. Ebenso für Leute, die in der Wildnis ihre Drohne aufladen wollen. Und an der Demo auf dem Bundesplatz würde sie den Verstärker betreiben.

Um dieses Gadget in diesen Situationen auszuprobieren, bin ich leider der falsche Mann. Meine Erfahrungen in der Rekrutenschule haben meinen Bedarf an Nächten im Zelt für dieses und das nächste Leben gedeckt. Und da es in unserem Haushalt kein Auto gibt, wird uns die Ecoflow River 2 Pro nicht auf Ausflüge begleiten. Ich habe den Batteriespeicher ein bisschen im Haushalt ausprobiert, und beim Probelauf hat er seinen Zweck erfüllt.

Zu viel USB-A

Einige Beobachtungen dazu:

  • Der Energiespeicher hat einen Lüfter, der sich vor allem beim Laden bemerkbar macht und je nach Geschwindigkeit relativ laut wird. Wie er in Alltagssituationen beim Speisen von Geräten reagiert, kann ich leider nicht abschliessend beurteilen.
  • Es gibt eine App (fürs iPhone und Android), mit der sich der Stromspeicher remote überwachen und steuern lässt. Auch Automatisierung ist möglich.
  • Laden kann man auch am Auto.
  • Es gibt drei Steckdosen, an denen Geräte für den Betrieb per Wechselspannung angesteckt werden und zwei Anschlüsse für Gleichstrom (DC5521).
  • Und es sind vier USB-Ports vorhanden (dreimal USB-A und einmal USB-C).

Damit sind wir beim entscheidenden Kritikpunkt aus Sicht des modernen Nerds. Für unsereins müsste das Verhältnis von USB-A und USB-C genau umgekehrt sein.

Womit wir auf die Eingangsfrage zurückkommen: Was mache ich mit dem Ding?

Wer hat Interesse?

Ich habe natürlich darum gebeten, dass man es wieder abholen möge. (Wenn ich es selbst zurückschicke, bleibe ich auf dem beträchtlichen Porto hocken.) Da das bislang nicht passiert ist, hier folgendes Angebot: Wenn jemand Interesse an dieser etwas gross geratenen Powerbank hat und sich in der Lage sieht, sie bei mir an der Brühlgartenstrasse in Winterthur abzuholen, dann überlasse ich sie gern zu einem attraktiven Second-Hand-Preis – der Neupreis bewegt sich derzeit um ca. 500 Franken. Diesen werde ich mir nicht in die eigene Tasche stecken, sondern nach Abzug meiner Umtriebe an die PR-Agentur überweisen, die es mir zugeschickt hat.

Fussnoten

1) Das normale und sinnvolle Verfahren für Testgeräte verläuft so, dass Hersteller, die sich Publizität für ein Gadget wünschen, uns Journalistinnen ein Testgerät anbieten. Oder, noch häufiger, frage ich selbst bei Herstellern oder Distributoren an, wenn ein Gerät meine Neugierde weckt.

Warum wird nun von dieser bewährten Praxis abgerückt? Ich vermute, dass der Medienwandel schuld ist: Immer weniger Redaktionen haben überhaupt Ressourcen für solide Gadget-Besprechungen. Entsprechend schwieriger wird es, neue Produkte in die Medien zu bringen.

Die Youtuberinnen und Influencer scheinen diese Lücke nicht zu schliessen. Mich wundert das nicht: Es gibt unter ihnen zwar Leute, die seriöse Arbeit machen. Doch erstens beziehen nicht alle potenziellen Käuferinnen und Käufer ihre Informationen aus den neuen Medien. Zweitens kann man sich fragen, wie hoch der Wert einer solchen Besprechung ist, wenn es fürs Publikum kaum zu erkennen ist, ob es sich um Product-Placement oder eine Gefälligkeitsbewertung handelt.

Beitragsbild: Für Leute, denen Homeoffice zu langweilig ist (Eecoflow).

5 Kommentare zu «Was aus meinem Keller, das euch vielleicht interessiert»

  1. @Matthias Hoi Matthias, für 150 Fr. würde ich das Teil sicher nehmen, bis 240 Fr. würde ich es mir nochmals überlegen. Ich könnte damit PV-Strom in die dunklen Stunden verlagern. Am 8.5. könnte ich am Nachmittag vorbeikommen. Sonnige Grüsse, Thomas

      1. @MrClicko @Matthias Ziehe mein Gebot zurück. Habe gemerkt, dass es da ja keinen Hausbatterie-Modus gibt, sondern Steckdosen-Strom nur bei Stromausfall zur Verfügung steht. Somit hätte ich keine Chance, das Gerät zu amortisieren. Drücke dir die Daumen für andere Angebote.

  2. Evtl. lässt sich das Gerät im Heimbereich als USV einsetzen. PC-Netzteile haben laut Spezifikation eine Haltezeit („Hold-up Time“) von mindestens 16ms. Dies bei Volllast. Ein PC mit 1000W-Gaming-Netzteil braucht beim Arbeiten oder Surfen vielleicht 30 – 50W. Dabei sollte die Haltezeit grösser als 30ms sein.

    Der Wechselrichter meiner PV-Anlage hat eine Umschaltzeit von 35ms auf die Batterie. Gemäss Elektriker reicht das „meistens“, „ohne Garantie“ für PCs. Habe es aber noch nicht getestet.

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