Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Das gilt auch für dieses Testgerät: das Surface Laptop 7. Edition von Microsoft, das seit dem Sommer dieses Jahres erhältlich ist. Es macht äusserlich einen soliden Eindruck. Es hat ein schönes Aluminiumgehäuse und hat eine grosse Ähnlichkeit mit dem Macbook Pro M3, das ich gerne zur Hand nehme.
Woran liegt es also, dass ich spontan keine grosse Lust verspüre, mich damit zu beschäftigen?
Es könnte damit zu tun haben, dass ich mir beim ersten Mal aufklappen den kleinen Finger eingeklemmt habe: Wenn man das Laptop so hält, dass die Finger dicht am Scharnier anliegen, kann es passieren, dass ein bisschen Fleisch in den relativ scharfen Spalt gerät. Es war vermutlich ein dummer Zufall, dass mir das überhaupt und sogar bei der ersten Begegnung passiert ist. Ich habe den Vorgang ein paarmal wiederholt. Bei den weiteren Versuchen blieb ich unbeschadet, sodass ich das Verletzungsrisiko bei normaler Verwendung als vertretbar erachte. Trotzdem: Autsch.
Der zweite Grund dürfte darin liegen, dass ich das 15-Zoll-Modell zum Testen bekommen habe. Ich war nie ein Fan dieser Gewichtsklasse, und ich werde es auch nicht mehr werden: Zum Rumtragen ist sie relativ gross und schwer (1,66 kg). Das ist ein Nachteil, der durch die zusätzliche Bildschirmfläche nicht wettgemacht wird: Für zwei Apps nebeneinander sind auch 38 Zentimeter Bildschirmdiagonale meist zu wenig.
Lieber ein externer Monitor
Meine Empfehlung ist, das 13-Zoll-Modell zu kaufen und einen externen Monitor zu verwenden. Da sich USB-C auch bei den Bildschirmen durchzusetzen beginnt und der Anschluss inzwischen sogar bei Windows ohne Extra-Treiber funktioniert, findet man auch unterwegs oft eine passende Gelegenheit zum Anstöpseln. Ansonsten ist es kein Aufwand, ein Dock mit HDMI-Eingang mitzunehmen. Mit dem kommt man sogar an einen 4k-Fernseher heran.
Aber zurück zum Testgerät: Ein dritter Grund besteht darin, dass ich das (hier getestete) Yoga Slim 7x von Lenovo noch zum Vergleich zu Hause hatte. In dieser direkten Gegenüberstellung unterliegt Microsofts Laptop klar. Er wirkt etwas grobschlächtiger, und dass Microsoft beim Display auf OLED verzichtet, wirkt in dieser Konstellation als grober Fehler: Denn ich habe mich dummerweise an die intensiveren Farben und das schwärzere Schwarz des Lenovo-Displays gewöhnt.
Doch es gibt auch einen Bereich, bei dem Microsoft Lenovo um Längen schlägt: Das ist die Klangausgabe. Die ist beim Surface-Laptop ordentlich – aber längst nicht auf Macbook-Pro-Niveau.
Also, um zu einem nüchternen Fazit zu gelangen: Wie immer hängt es von den Ansprüchen und Bedürfnissen ab, ob ein bestimmtes Modell eine gute Wahl ist oder nicht. Wer – anders als ich – der 15-Zoll-Bildschirmklasse etwas abgewinnen kann und auch das eher ungewöhnliche 4:3-Seitenverhältnis (2496 auf 1664 Pixel) schätzt, ist mit dem Surface Laptop 7. Edition nicht schlecht bedient. Das Tippgefühl auf der Tastatur gefällt mir gut, obwohl ich das Keyboard des Yoga Slim noch als etwas «snappier» erlebt habe.
Guter Einstiegspreis, aber happige Aufschläge
Was mir negativ auffällt, ist die Preisgestaltung. Um die zu erklären, komme ich nicht um zwei Tabellen mit den Preisen herum. Hier erst die mit den Varianten fürs 13,8-Zoll-Modell:
SSD/RAM | 10 Kerne | 12 Kerne |
256 GB, 16 GB | 1049 Fr. | – |
512 GB, 16 GB | 1249 Fr. | 1449 Fr. |
512 GB, 32 GB | – | – |
1 TB, 32 GB | – | 2049 Fr. |
Und hier die Tabelle fürs 15-Zoll-Modell:
256 GB, 16 GB | – | 1349 Fr. |
512 GB, 16 GB | – | 1549 Fr. |
512 GB, 32 GB | – | – |
1 TB, 32 GB | – | 2149 Fr. |
Es sticht ins Auge, dass nicht alle Speicher-, SSD- und Kern-Kombinationen verfügbar sind. Es kann natürlich sein, dass Microsoft festgestellt hat, dass gewisse Modelle nicht gefragt sind. Mir scheint es jedoch ebenso einleuchtend, dass diese Staffelung den Zweck hat, uns zum Kauf eines der teuren Modelle zu bewegen – mit happigen Aufschlägen für die einzelnen Upgrades.
Die Varianten mit der 256-GB-SSD fallen meines Erachtens von vornherein weg: Wer nicht gedenkt, hauptsächlich die Cloud für seine Daten zu benutzen, für den sind 512 GB das Minimum. Es kommt hinzu, dass dieses Laptop als Copilot+-PC speziell für die lokale KI-Nutzung ausgelegt ist. Da die Modelle viel Platz benötigen, stehen die 256-GB-Modelle von vornherein quer in der Landschaft.
Das lohnt sich (für mich) nicht
Es stellt sich auch die Frage, ob der teurere Prozessor mit mehr Kernen den Aufpreis wert ist? Diese Entscheidung ist selbst für gut informierte Computerkäufer schwer zu treffen. «The Verge» hat in seinem grossen Vergleich die Zahlen für beide Geräte ermittelt und kommt bei Geekbench 6 single core auf 2446 bzw. 2841 Punkte und Geekbench 6 multicore auf 13190 bzw. 14661 Punkte.
Angesichts dieser Zahlen würde ich eher zum 10-Kern-Modell greifen. Dann kommt allerdings wieder das KI-Argument ins Spiel. Da lokale Modelle enorm viel RAM benötigen, wäre die 32-GB-Variante sicherer. Und in dem Fall landen wir unweigerlich bei zwölf Kernen und über 2000 Franken. Das wäre mir – angesichts der aufgezählten Kritikpunkte – viel zu teuer. Das erwähnte Yoga Slim 7x von Lenovo kostet mit 32 GB RAM und einem TB SSD 1549 Franken.
Fazit: Wegen der happigen Aufpreise sehe ich das Surface Laptop als Einstiegsmodell. Bei einem solchen Gerät würde ich keinen Wert auf die KI-Funktionen legen. Der neuromorphe Prozessor drängt sich nicht auf. Der ist aber bei allen Konfigurationen mit dabei. Mit anderen Worten: Die Produktgestaltung in der Copilot+-PC-Kategorie geht bei Microsoft nicht auf.
Einige abschliessende Bemerkungen:
Als ARM-Computer ist die Batterielaufzeit im Vergleich mit Intel-Modellen deutlich länger. Microsoft gibt sie fürs 15-Zoll-Modell mit «bis zu 22 Stunden bei lokaler Videowiedergabe» an. Der Computer hat zwei USB-C-Anschlüsse und einmal USB-A. Und positiv, bzw. zeitgemäss: Unterstützt wird bereits der neue WLAN-Standard Wi-Fi 7.
Microsofts ständige Login-Aufforderungen
Was die KI-Funktionen angeht, habe ich mich bei diesem Gerät hier besonders aufgeregt. Die Copilot-Taste auf der Tastatur (zwischen Alt-Gr und Pfeil nach links) halte ich grundsätzlich für eine Furzidee. Doch während sie beim Yoga von Lenovo immerhin eine ChatGPT-App zum Vorschein bringt, passierte beim Surface Laptop 7 anfänglich beim Drücken überhaupt nichts. Mit einigen Updates hat sich das geändert – aber darauf müsste man als Käufer eines neuen Computers auch erst einmal kommen.
Und noch etwas nervt: Die meisten KI-Funktionen stehen ohne Anmeldung bei Microsoft nicht zur Verfügung, namentlich Cocreator in Paint und in der Copilot-App. (Ich habe das Testgerät mit einem Demoaccount bekommen, der nicht bei Microsoft eingeloggt ist.) Da Copilot+-PCs mit der Fähigkeit beworben werden, KI-Funktionen lokal auszuführen, ist auch dieser Cloud-Zwang (mehr dazu hier) widersinnig: Da die Bilder lokal generiert werden, ist die Anmeldung überflüssig. Microsoft begründet sie wie folgt:
Microsoft-Konto ist erforderlich: Melden Sie sich mit Ihrem Microsoft-Konto an, um mit Cocreator künstlerisch tätig zu werden. Wenn Sie angemeldet sind, sammelt Microsoft Informationen über Ihre Interaktion mit Cocreator, um die Sicherheit und Funktionsfähigkeit der KI zu gewährleisten.
Fazit: Eine nur sehr fadenscheinig bemäntelte Datensammel-Aktion.