Gestern habe ich hier ausführlich über das Yoga Slim 7x von Lenovo berichtet. Zwei Aspekte habe ich ausgeklammert; nämlich um den ARM-Prozessor und die KI-Taste. Um diese beiden Aspekte geht es nun hier und heute:
1) Windows on Arm ist im Alltag angekommen
Bemerkenswert ist erstens der Umstand, dass kein «Intel inside» ist: Das Laptop ist mit einem Snapdragon-Prozessor ausgestattet. Das gibt die Gelegenheit, zum ersten Mal seit Langem Windows auf einem Arm-basierten Computer auszuprobieren. Zu Zeiten von Windows RT (vor zehn Jahren) lautete die Erkenntnis, dass man mit dieser Plattform nicht vernünftig arbeiten kann. Ich habe das Surface-Tablet mit RT damals zwar verhalten positiv beurteilt, aber zu viel Hoffnung in den Microsoft Store gesetzt.
Denn zur Erinnerung: Zu RT-Zeiten konnten keine herkömmlichen Anwendungen ausgeführt werden, sondern nur Apps aus dem Store. (Zur Nomenklatur: Die alte Softwareklasse nenne ich WinAPI-Apps, die neuen UWP-Apps.)
Dieser Store war und ist bis heute eine herbe Enttäuschung. Microsoft hat den auf ganzer Linie vergeigt und damit eine wichtige Säule umgestossen, auf der die Tablet- und Mobiltelefon-Strategie hätte aufgebaut werden sollen. Ich nehme an, Apple ist noch heute dankbar darüber.
Dieses Problem ist heute ausgebügelt: Auf Windows on Arm laufen auch WinAPI-Programme. Mein Spiel Clickomania, kompiliert 2006, startet das erste Mal mit einer gewissen Verzögerung, wird dann aber flott ausgeführt – ohne dass irgendein Unterschied zu spüren wäre. Diese Rückwärtskompatibilität ist grossartig!
Wie das mit anderen Programmen aussieht, wird auszutesten sein. Aber ich neige dazu, dem kalauerigen Urteil von «The Verge» zuzustimmen: Windows on Arm finally has legs. Ich glaube, dass den anspruchsvollen Nutzerinnen und Nutzern die Intel-Maschinen noch erhalten bleiben werden, weil Anwendungs-Schwergewichte im Bereich von Videoschnitt oder Grafik auf diese Plattform optimiert sind und es noch dauern wird, bis ihnen die Arm-Pendants das Wasser reichen können. Doch für alle anderen verspricht die neue Hardware-Generation gute Leistung bei längerer Batterielaufzeit.
Lenovo gibt die fürs Yoga Slim 7x übrigens lapidar mit «mehreren Tagen» an. Mit anderen Worten: Wenn ich Intel-Aktien hätte, würde ich mir überlegen, die zu verkaufen.
2) Copilot-Taste? Wtf!
Die zweite Erkenntnis ist, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag. Die bezieht sich auf die Copilot-Taste, die es bei diesem Laptop gibt. Microsoft nennt entsprechend ausgestattete Geräte Copilot+-PCs und behauptet, mit ihnen würde «eine neue Ära beginnen».
Nun, klar, ist es mit Copilot in Europa so eine Sache. Diese Funktion ist in der EU und infolge einer Art Sippenhaftung auch in der Schweiz nicht verfügbar. Das ist eine denkbar schlechte Voraussetzung für ein Feature, das nun sogar auf der Tastatur vorzufinden ist. Und in der Tat: Die Taste ist komplett nutzlos. Betätigt man sie, geht die App auf, die man genauso gut auch hätte über das Icon in der Taskleiste, ein Tastaturkürzel oder sonstwie hätte starten können.
Das ist so einfallslos, dass mir Microsoft fast ein bisschen leid tut. Eine solche Taste würde Sinn ergeben, wenn sich Copilot irgendwie in den aktuellen Arbeitsprozess würde einschalten können – wenn der Kontext übergeben würde, aus dem die Anfrage erfolgt. Das ist momentan überhaupt nicht der Fall.
Es ist sogar so, dass bei meinem Test die Copilot-App noch hinter die Möglichkeiten zurückgefallen ist, die bei der Verwendung via Browser zur Verfügung stehen. Auf meine Frage, ob sie mir ein Bild eines Drachenflugs ums Fraumünster erstellen könne, hat die Copilot-App schon mit einer gewissen Resignation mitgeteilt, sie «werde es versuchen». Doch auch fünf Minuten erfolgte keine Reaktion.
Fazit: Diese Taste zeigt exemplarisch Microsofts Problem mit der künstlichen Intelligenz. Der Konzern versucht auf Biegen und Brechen, sich als Vorreiter in Szene zu setzen. Doch statt sich tatsächlich sinnvolle Dinge auszudenken, bleibt es bei diesen Symbolhandlungen. Und das ist das Gegenteil von Innovation.
Beitragsbild: Der Neuzugang auf der Tastatur zwischen «Alt Gr» und den Pfeiltasten.
Toll, noch so eine unnötige Taste mehr, die einem beim Blind-Tippen stört und nur auf einem Teil der Geräte verfügbar ist.
Das ist wie diese Multimedia – Tasten, unnötige Firlefanz.