Mechanische Tastaturen sind ein Ding. Naja, zumindest für eine kleine, eingeschworene Fangruppe, die gross genug ist, dass das Phänomen inzwischen den Massenmarkt erreicht hat. Als Beleg dafür nehme ich die Pop Keys Mechanical, die Logitech mit der dazu passenden Pop Mouse dieser Tage lanciert. Die Tastatur kostet um die 120 Euro bei Amazon, die Maus etwa dreissig Euro.
Um diese beiden Eingabegeräte soll es in diesem Blogposts hier zur Hauptsache gehen. Doch erst müssen wir erst dem Phänomen auf den Grund gehen und herausfinden, warum es überhaupt eines ist. Also, was finden wir über die Motivation der Exponenten aus dem Mechanik-Lager heraus?
Bei Digitec hat sich neulich einer als «Tastatur-Suchti» geoutet und kein Hehl daraus gemacht, wodurch seine Begeisterung gespeist wird: «Ich liebe es nämlich, meinen Arbeitskolleg*innen mit (m)einer lauten Tastatur auf den Wecker zu gehen», schreibt Kevin Hofer.
Naja, wenns nur das ist, hätte ich ihm auch einige Empfehlungen für den mittäglichen Lunch, damit er am Nachmittag das gemeinschaftliche Büro nicht nur vollklappern, sondern auch vollfurzen kann, damit sich die anderen Digitecler ernsthaft belästigt fühlen. Doch womöglich tut Kevin das bereits, schreibt aber nicht darüber, weil der Onlinehändler dafür nichts Passendes im Sortiment hat.
Massgeschneidertes Equipment
Überzeugender sind demgegenüber die Argumente, die iPhone-Blogger Alex Olma im «Bits und so»-Podcast vorgebracht hat. Er sieht das als Spielwiese und als Möglichkeit, seinem Equipment den eigenen Stempel aufzudrücken, indem man ewig und drei Tage mit Switches, Keycaps, Switch Pullers, Keycap Pullers, Wrist-Rests und O-Rings herumexperimentiert. Ein typisches «Rabbit hole» für Leute, die sich gern in eine Sache hineinnerden, die für Uneingeweihte komplett belanglos ist.
Bei «The Indian Express» lese ich Folgendes:
Mechanische Tastaturen bieten ein taktileres Feedback, bei dem Sie dank des Klickgeräuschs und des Gefühls in der Mitte des Tastenwegs erkennen können, ob eine Taste gedrückt wurde oder nicht. Dies führt zu einem komfortablen und präzisen Tipperlebnis.
Auch bei HP findet sich ein ausführliches Argumentarium, das folgende Punkte auflistet:
- Sie, die mechanischen Tastaturen, halten länger als Folientastaturen.
- Sie sind schneller und einfacher zu bedienen.
- Sie reagieren besser auf Tastenanschläge.
- Sie bieten ein stärkeres Feedback beim Tippen.
- Sie sind präziser.
- Sie sind komfortabler.
An dieser Stelle muss ich heftig widersprechen. Der erste Punkt mag stimmen. Aber alles andere sind Behauptungen, die ich nicht teile. Dass mechanische Tastaturen besser auf Tastaturanschläge reagieren, liegt meines Erachtens daran, dass sie im Vergleich qualitativ hochwertiger und damit auch teurer sind als Folientastaturen.
Als ob man nicht auch auf einer Folientastatur blind tippen könnte
Aber eine gute Folientastatur ist ebenfalls zuverlässig beim Erfassen der gedrückten Tasten und gibt ein ausreichend präzises Feedback, dass man problemlos blind tippen kann. Wenn das nicht der Fall wäre, dann wäre ich schon längst Besitzer einer mechanischen Tastatur – denn so viel, wie ich tagtäglich schreibe, kann ich mir kein unzuverlässiges Eingabegerät leisten.
Um an dieser Stelle die Katze aus dem Sack zu lassen: Ich bin kein Fan mechanischer Tastaturen, und ich werde in diesem Leben auch keiner mehr werden. Ich habe das Zehnfingersystem auf mechanischen Schreibmaschinen gelernt und fühle mich nicht so nostalgisch gestimmt, dass ich diese Ära wieder aufleben lassen müsste. Im Gegenteil: Ich schätze eine Folientastatur, die mir beim Tippen möglichst wenig abverlangt.
Abgesehen davon besitze ich ein authentisch mechanisches Eingabegerät, das man auch mit dem Computer verbinden kann.
Der Komfort der Folientastatur ist im Vergleich grösser, da hilft alle Begeisterung über das Klackern der Switches nichts. Man muss mit seinen Fingern einen deutlich kürzeren Weg zurücklegen. Damit spart man Zeit und vor allem auch Energie. Das ist für Leute wie mich, die jeden Tag eine gewisse Textmenge aus ihrem Kopf in den Computer hineinbekommen müssen oder wollen, wichtiger als alle sentimentalen Gefühle.
Ein klares Verdikt der Tippgeschwindigkeits-Analyse-App
Um diese Vermutung zu untermauern, habe ich mir ein simples Windows-Programm namens Typing Stats besorgt. Das misst die Tippgeschwindigkeit und zeigt einen über die Zeit gemittelten Wert an.
Ich habe das Programm eine Weile laufen lassen, während ich auf der Logitech Pop Keys Mechanical und anschliessend mit meiner angestammten Tastatur (Logitech MX Keys Plus) Text eingegeben habe. Ich habe keine künstliche Testsituation heraufbeschworen, sondern die Eingabegeschwindigkeit während der Arbeit hier am Blogpost gemessen.
Das bedeutet natürlich, dass das Ergebnis wissenschaftlichen Massstäben nicht standhält: Schliesslich hängt die Geschwindigkeit auch davon ab, ob ich in der Lage bin, meine Gedanken ausreichend schnell zu formulieren. Aber ich habe mit beiden Tastaturen lange genug gearbeitet und mich jeweils durch einfachere und schwierigere Absätze hindurchmanövriert, sodass das Resultat aus meiner Sicht ausreichende Aussagekraft aufweist.
Und das ist eindeutig: Mit der Folientastatur komme ich auf einen Schnitt von 46 Worte pro Minute (WPM)¹. Mit der mechanischen Tastatur beträgt der Wert 35 WPM. Vor allem sind auch die Spitzen höher; mit der Pop Keys Mechanical habe ich maximal 65 WPM geschafft, mit der MX Keys Plus bin ich in Regionen zwischen siebzig und achtzig WPM vorgestossen.
Tastaturkombinationen sind schwieriger zu drücken
Klar, das hat auch mit der Gewöhnung zu tun: Mit der MX Keys Plus arbeite ich seit einem Jahr, mit der Pop Keys Mechanical erst seit ein paar Tagen.
Demgegenüber hat die mechanische Tastatur einen Nachteil, der sich in der Messung der Tippgeschwindigkeit nicht niederschlägt: Die Betätigung von Tastenkombinationen ist mit ihr schwieriger, vor allem, wenn man weit auseinanderliegende Tasten mit einer Hand drücken möchte. Und mit der Pop Mechanical passiert es mir andauernd, dass ich statt der Taste fürs Rückwärtslöschen (Backspace) die ^
-Taste erwische. Warum auch immer das passiert – es ist lästig, weil ich andauernd tippe und korrigiere.
Damit sind wir nun endgültig beim Test der beiden Eingabegeräte angelangt. Optisch gefallen sie mir ausgezeichnet; wer in einer Tastatur nicht bloss ein Alltagsgegenstand und ein Homeoffice-Werkzeug sieht, sondern ein Objekt, das auch dekorative Zwecke erfüllen soll, er ist mit der Logitech Pop Keys Mechanical gut bedient.
Die Tastatur hat, wie man das inzwischen von Logitech gewohnt ist, die Easy-Switch-Funktion: Man kann sie mit bis zu drei Geräten koppeln und mittels Tasten umschalten, mit welchem PC, Tablet oder Smartphone man sie verwenden will.
Was soll dieser Emoji-Wahn?
Die Tastatur hat eine Funktion, von der meine Tochter (5½) ganz begeistert ist, ich etwas weniger: Am rechten Rand hat sie fünf Emoji-Tasten, nämlich 😍, 😭, 😄 und 😂. Die fünfte Taste öffnet das Emoji-Panel des Betriebssystems, das man auch mit der Windows-Taste und dem Punkt zum Vorschein bringt. An dieser Stelle spielt Logitech eine Stärke der mechanischen Tastaturen voll aus: Die besteht darin, dass man die Tastaturkappen austauschen kann. In der Schachtel sind vier weitere Emoji-Tasten, nämlich 🔥, ❤️, 👍 und 🙏. Welches Emoji verwendet wird, stellt man über die Options-Software von Logitech ein.
Drei Bemerkungen noch:
- Die Tastatur hat keinen Ziffernblock und auch keine Navigationstasten, was nicht alle stört, für meine Arbeit aber ein Nachteil darstellt.
- Zwischen F12– und Delete-Taste gibt es einen Knopf, der die Windows-Spracheingabe öffnet. Der ist wohl als Zugeständnis für den Moment gedacht, wo die hart arbeitenden Finger langsam müde werden.
- Positiv überrascht hat mich Windows 11: Das Betriebssystem hat die Tastatur von sich aus erkannt und angeboten, sie zu koppeln, ohne dass ich aufs Bluetooth-Ikönchen hätte klicken müssen. Ein Fortschritt!
Womit wir bei der Maus wären, über die ich auch ein paar Worte verlieren möchte: Die sieht schick aus und hat ebenfalls einen Emoji-Knopf: Wenn man unterhalb des Drehrads drückt, erscheint das Auswahl-Panel. Das ist für meinen Geschmack zu viel des Guten, schliesslich gehöre ich nicht zu den Leuten, die ständig mit Emojis um sich werfen. Immerhin: via Logitech-Options-Software kann man dem Knopf auch einen Tastaturbefehl zuweisen.
Die Maus macht im Vergleich zur Tastatur einen etwas weniger soliden, mehr plastikhaften Eindruck. Im Gegensatz zu meiner Logitech MX Master 3 funktioniert sie nicht auf dem Glastisch und das Feedback beim Klicken ist sehr subtil. Damit passt sie nicht zu ihrem mechanischen Kompagnon, weil – wie wir gelernt haben – die taktilen Rückmeldungen eine Eigenschaft sind, die die auf Mechanik fokussierte Anwenderschaft schätzt.
Fussnoten
1) Hier stand zuerst CPM, also Anschläge pro Minute bzw. Characters per minute. Auf dem Screenshot ist deutlich erkennbar, dass das die falsche Masseinheit ist – aber ich konnte mir schlicht nicht vorstellen, dass ich so schnell tippen kann. 😉 ↩