Die Crapware unter Windows – vorinstallierte Programme, die sich nur schwer entfernen lassen – ist ein grosser Groll, den ich seit Jahren gegenüber den Computerherstellern hege. Auch Microsoft selbst ist kein Unschuldslamm, sondern reichert sein Betriebssystem mit Dreingaben an, die nicht alle Leute benutzen wollen und die unter Umständen unnötig Systemressourcen belegen.
Viele dieser Programme kann man deinstallieren – und zwar auf dem standardmässig dafür vorgesehenen Weg, also über die Einstellungen. Man klickt dort auf Apps > Apps und Features, wählt die missliebige Anwendung aus, worauf der Knopf Deinstallieren sichtbar wird, über den man die App vom System befördert.
Nun ist diese Liste leider nicht vollständig: Es gibt einige Apps, die nicht auftauchen, weil Microsoft nicht möchte, dass man sie entfernt. Und bei manchen könnte man auch die Position vertreten, dass es sinnvoll ist, sie zu belassen. Es liegt auf der Hand, dass nachgelagerte Probleme entstehen können, wenn das Vorhandensein systemnaher Programme nicht vorausgesetzt werden kann.
Das letzte Wort gehört dem Nutzer
Das Gegenargument liegt auf der Hand: Diese Frage sollte im Entscheidungsbereich der Anwender liegen. Wenn er sein System auf ein Minimum an solcher Zusatzprogramme herunterhungern will, dann soll er das auch tun können. Die meisten Anwender tun es nicht, weil ihnen das Thema nicht wichtig ist. Aber wer das letzte Wort haben will, sollte das bekommen – ganz egal, ob er Ressourcenengpässe beseitigen muss oder einfach nur ein Controlfreak ist.
Das Programm App Buster vom Berliner Softwareunternehmen O&O gibt den Nutzern die Kontrolle zurück – zumindest teilweise: Das Programm sucht beim Start die vorhandenen Apps zusammen und zeigt sie in einer kompakten Übersicht an, wobei auch der Speicherbedarf ausgewiesen wird und zur Sortierung zur Verfügung steht – man kann also auch leicht nach den dicksten Apps suchen und die deinstallieren.

App Buster ist kostenlos und wird als portable App ausgeliefert: Man kann sie direkt, d.h. ohne Installation ausführen.
Wählt man eine App aus, sieht man einige zusätzliche Informationen, zum Beispiel das Installationsdatum, die Version, Grösse der App und der gespeicherten Nutzerdaten und den Pfad zur App. Praktisch fände ich, wenn man diese Infos in die Zwischenablage kopieren könnte – vor allem den Pfad. Zum Speicherort der Apps gleich noch eine Extra-Bemerkung.
Die versteckten Apps einblenden
Die Apps werden in die Gruppen Normal, Store, System, Framework und Versteckt eingeteilt, wobei standardmässig nicht alle Kategorien aktiv sind. Die fehlenden können über das Menü Ansicht eingeblendet werden.
Der Clou ist nun, dass sich mehrere Apps in einem Rutsch entfernen lassen: Man markiert die unerwünschten Programme über die Checkbox am linken Rand des Eintrags und klickt auf Entfernen. Es gibt eine Zusammenfassung, bei der man entscheiden kann, ob die Apps für den aktuellen Benutzer, alle Benutzer entfernt oder von der Maschine gelöscht werden sollten. Dann empfiehlt die App, einen Wiederherstellungspunkt anzulegen – was man tun sollte – und dann kann man die Apps über den Jordan schicken.

So weit, so praktisch. Ein Nachteil besteht darin, dass manche Apps nicht gebustet werden können: Bei den Einträgen in den Kategorien Store, System und Framework erscheint als Status Nicht entfernbar. Und ja, es gibt Gründe, zum Beispiel den Microsoft Store als zwingend notwendige Komponente zu deklarieren – aber wie schon oben gesagt: Wer nur Solitaire auf seinem Windows-PC spielen will, der sollte alles andere löschen dürfen.
Warum verweigert Microsoft den Zugriff?
Kurz noch zum Speicherort der Store-Apps: Wie App Buster verrät, stecken die alle im Ordner c:\Program Files\WindowsApps. Der ist nun nicht nur unsichtbar, sondern auch so konfiguriert, dass man als Anwender keinen Zugriff darauf hat, auch mit Administratorrechten nicht.
Auch diese Abschottung läuft meines Erachtens unter Bevormundung. Als Nutzer sollte man das Recht haben, seinen App-Ordner zu vandalisieren, wenn einem danach ist.
Die gute Nachricht ist: Man kann sich Zugriff zu diesem Ordner verschaffen, zum Beispiel gemäss dieser Anleitung.
Kurze Zusammenfassung: Man startet die Eingabeaufforderung mit Administrationsrechten und gibt die beiden Befehle takeown und icacls ein. Mit dem ersten eignet man sich den Besitz des angegebenen Objekts (Datei oder Ordner) an, mit dem zweiten verbindet man das Objekt mit der Gruppe der Administratoren (DACL, Discretionary Access Control List).
takeown /f "C:\Program Files\WindowsApps"/r /d y
icacls "C:\Program Files\WindowsApps" /grant administrators:F /T
Meine Empfehlung wäre, das nun nicht aus Jux und Tollerei und auch nicht aus reiner Neugierde zu tun, sondern nur, wenn man triftige Gründe dafür hat.
Nachtrag vom 22. August 2023
Wer lieber die Befehlszeile nutzt, kann das auch tun. Siehe: Die Radikalkur gegen unerwünschte Windows-Apps.
Beitragsbild: Und am Mittwoch kommt die Müllabfuhr und holt den ganzen Plunder (Sigmund, Unsplash-Lizenz).