Ein erster Blick auf iPadOS 15

Die nächste Version von Apples Tablet-Betriebssystem fällt dadurch auf, dass sie viele Versäumnisse des Vorgängers ausräumt und Dinge wie den Homescreen und das Multitasking endlich alltagstauglich macht.

Gestern ging es hier um Mac OS Monterey, die nächste Version des Mac-Betriebssystems. Heute schaue ich mir iPad OS 15 näher an, das man ebenfalls als Beta ausprobieren kann.

Zum Glück wird dieser Beitrag hier deutlich kürzer ausfallen: Die meines Erachtens wichtigste Neuerung ist wiederum das iCloud Private Relay, das ich gestern ausführlich beschrieben habe. Es funktioniert beim iPad genauso.

Die Option findet sich in den Einstellungen, wenn man zuoberst in der Liste auf seinen Avatar tippt. Man gelangt so zu den Einstellungen zur Apple-ID, in der die Optionen zur iCloud zu finden sind, wo wiederum das Privat-Relay anzutreffen ist – nebst den anderen bereits bekannten iCloud-Funktionen.

Das Privat-Relay gibt es nur mit iCloud+ – was bei mir aber eigentlich vorhanden wäre.

Bei meinem Test der iPadOS-Beta erscheint beim Versuch, das Privat-Relay einzuschalten, bloss die Mitteilung, ich solle iCloud+ abonnieren. Das ist ein Fehler, denn gemäss der Ankündigung ist man iCloud+-Nutzer, wenn man beispielsweise für zusätzlichen Speicherplatz bezahlt. Und das tue ich: Ich habe die 200 GB-Variante für drei Franken im Monat abonniert. Vermutlich liegt ein Fehler vor, von denen ich auch in Monterey einige gefunden habe.

Baustellen von iPad OS 14 werden aufgeräumt

Die zweite grosse Neuerung funktioniert hingegen einwandfrei: iPad OS erlaubt es nun, Widgets nicht mehr nur am linken Rand anordnen, sondern an einer beliebigen Stelle auf dem Homescreen. Auch die App-Mediathek ist nun vorhanden – und damit liefert iPad OS 15 all die Funktionen, die ich mir für die Version 14 schon gewünscht hätte – was ich seinerzeit im Beitrag Bei iPadOS 14 fällt vor allem auf, was alles fehlt auch lautstark bemängelt hatte.

Diese Nachbesserungen tun dem Betriebssystem gut. Das Tablet macht mit dem neuen System einen viel runderen Eindruck. Nicht nur das: Ich habe zum ersten Mal Lust, die Widgets überhaupt zu nutzen. Am iPhone habe ich das bislang nicht getan, weil ich den ganzen Homescreen für Apps und Ordner brauche. Und beim iPad habe ich einen Bogen um sie gemacht, weil sie zu wenig nutzerfreundlich waren. Jetzt aber passt es – und der neue Homescreen gefällt mir ausgezeichnet.

Eine Neuerung, die sofort ins Auge springt, sind die drei Punkte, die zentriert in der Statusleiste erscheinen. Tippt man sie an und zieht mit dem Finger, dann bewegt man das Fenster der gerade offenen App. Lässt man es los, hüpft es an den linken oder rechten Rand, wo es als schmaler Streifen sichtbar bleibt.

Endlich brauchbares Multitasking

Sobald man nun eine zweite App öffnet, schiebt es sich von links wieder ins Bild und teilt sich mit der zweiten App den Bildschirm. Das macht das Multitasking viel intuitiver, als es bisher war. Bis jetzt war es so umständlich, dass ich nie zwei Apps nebeneinander benutzt habe – denn ich konnte mich nie daran erinnern, wie es eigentlich geht.

Endlich verständlich: Mit den drei Punkten in der Stausleiste oben ist es einfach, zwei Apps nebeneinander anzuordnen.

Das ist nun anders: Mit den drei Punkten als Erinnerungshilfe fällt es leicht, zwei Fenster zu kombinieren und auch wieder zu trennen – dafür verwendet man nämlich wiederum die drei Punkte, um die Fenster auszeinanderzuziehen.

Wie bisher kann man über die Leiste in der Mitte mit dem Anfasser die eine App breiter und die andere schmaler machen. Und es ist auch weiterhin möglich, eine App über die drei Anfasserpunkte an den rechten Rand zu ziehen, wo sie als sogenanntes Slide-Over-Fenster auf der im Vollbild befindlichen App drauf liegt.

Im Taskswitcher (den Apple in Deutsch «App-Umschalter» nennt) sind die beiden kombinierten Apps ebenfalls nebeneinander zu sehen, sodass man leicht zwischen App-Zweierkombos und einzelnen Apps wechseln kann – die Kombination bleibt erhalten, bis man sie wieder trennt.

Apps lassen sich auch im Taskswitcher kombinieren

Auch im Appswitcher lassen sich nun Apps nebeneinander platzieren.

Apropos App-Umschalter: Man kann auch in dieser Ansicht Apps kombinieren, indem man das Fenster einer App antippt, den Finger kurz gedrückt hält und es dann auf das Fenster einer anderen App zieht.

Auf diese Weise verbessert Apple die Alltagstauglichkeit des iPads beträchtlich. Und auch das ist eigentlich ebenfalls keine Neuerung, sondern nur die Nachbesserung einer bestehenden Funktion ist, muss man Lob aussprechen: Es wäre zwar besser gewesen, Apple hätte das Multitasking schon beim ersten Versuch vernünftig hingekriegt. Aber besser spät als nie.

Die Live-Text-Funktion erkennt Geschriebenes in Bildern. (PS: Ist wirklich niemandem bei Unilever der Widerspruch zwischen «Magnum» und «Mini» aufgefallen?)

Und meine geheime Lieblingsfunktion ist in der Fotos-App anzutreffen. Und ja, in anderen Apps für digitale Bilder ist sie schon länger anzutreffen – doch sie ist trotzdem grossartig: Wenn auf einem Foto Text abgebildet ist, dann erkennt die Fotos-App ihn, sodass man ihn kopieren oder über die Wörterbücher nachschlagen kann.

Einige zusätzliche Neuerungen:

  • Die Schnellnotizen, die es bei Mac OS Monterey gibt, haben auch beim iPad OS Einzug gehalten – allerdings nicht ganz so elegant. Man wischt von der rechten unteren Ecke nach links und dann nach oben, um eine Schnellnotiz anzulegen. Alternativ fügt man dem Kontrollzentrum das Icon für eine Schnellnotiz hinzu und braucht dann nur das anzutippen, um einen Gedanken festzuhalten. Gemäss Apples Beschreibung sollten sich auch in Safari Notizen zu Websites festhalten lassen, die beim Besuch der fraglichen Site wieder auftauchen. Bei meinem Test hat das aber nicht geklappt.
  • Apple steuert die Mitteilungen neuerdings nach Nutzungskontexten und erlaubt zum Beispiel beim Arbeiten anderen Apps und Personen, einen durch direkte Benachrichtigungen zu unterbrechen. Das nennt sich Fokus und diese Funktion gibt es auch am iPad. Man findet sie in den Einstellungen. Mit der Option Geräteübergreifend teilen steuert man den Fokus bei Macs und iOS-Geräten synchron.
  • Shareplay bei Facetime gibt es auch am iPad, und man darf auch seinen Bildschirm teilen.
  • Die kompakte Darstellung in Safari, bei der die Adressleiste und die Reiter nebeneinanderstehen, gibt es auch am iPad, ebenso die Tab-Reiter.

Bis jetzt unentdeckt: Die Erweiterungen in Safari

Und gemäss Apples Vorschau hier müsste es in Safari die Möglichkeit geben, Erweiterungen zu nutzen. Auf diese Möglichkeit warte ich schon lange. Ich habe aber nicht kapiert, wie das funktionieren soll. Aber das wäre im Erfolgsfall sowieso einen eigenen Blogpost wert.

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