Die Play SRF-App ist nicht die reine Freude

Ich nehme die Mediathek des Schweizer Fernsehens unter die Lupe und entdecke viel Verbesserungspotenzial. Play SRF hat eine annähernd unbrauchbare Suchfunktion und die Funktionen zur Verwaltung der Lieblingssendungen sind höchst bescheiden.

Das lineare Fernsehen ist weiterhin wichtig – hat eine Studie ergeben, die im Auftrag des Betreibers von linearen Fernsehprogrammen durchgeführt worden ist. Naja.

Für Leute wie mich – und wenn ihr nichts dagegen habt, zähle ich mich an dieser Stelle zu den progressiven Fernsehnutzern – sind die On-Demand-Inhalte inzwischen entscheidend. Mein Medienkonsum speist sich aus Netflix, den Mediatheken und Replay. Auch wenn ich vor Kurzem den Strassenfegern ein bisschen nachgetrauert habe.

Was den Komfort angeht, könnten die allesamt noch etwas zulegen. Netflix nervt durch Trailer, die neuerdings automatisch angehen. Und es ist wirklich mühsam, dass die continue watching-Liste (Mit dem Profil von … weiterschauen) ständig in der Position verrutscht. Wieso kann die nicht einfach zuoberst stehen bleiben?

Die Mediatheken-App gehört auf die smarten Fernseher

Die Mediatheken sind auch nicht das Gelbe vom Ei. Und darum soll es in diesem Beitrag heute gehen. Erstens stellt sich die Frage: Hat man diese Mediatheken am smarten Fernseher zur Verfügung?  Die kann ich nicht umfassend beurteilen, weil ich mich bei den smarten Fernsehern nicht auskenne. Wir haben erst seit Kurzem einen, nämlich den im Beitrag Smarte Fernseher sind ganz schön blöd besprochenen Sony KD-43XF7005. Bei dem gibt es, wie erwähnt, den Vewd-App-Store. In dem finden sich Apps für die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender und die dritten Programme. Das Schweizer Fernsehen SRF glänzt allerdings durch Abwesenheit.

Wo wir beim Vewd-App -Store sind noch ein kurzer Einschub zur Frage, wie man seine eigenen Inhalte auf den Fernseher bringt. Ich habe im erwähnten Beitrag erklärt, wie ich via Browser und Plex auf meine Bilder und Videos zugegriffen habe. Das geht auch einfacher: Im Store gibt es tatsächlich eine Plex-App. Die lässt sich über einen simplen Code mit dem Plex-Server auf dem Computer verbinden. Das geht schnell und unkompliziert. Allerdings scheinen die Fotos noch nicht in 4k auf dem Schirm anzukommen.

Jeder kocht sein eigenes Süppchen

Zurück zu den Mediatheken. Die sollten auch am Smartphone und Tablet in möglichst komfortabler Form zur Verfügung stehen. Da jeder Anbieter sein eigenes Süppchen kocht, schlägt man sich mit vielen Apps herum, die alle ihre eigenen Stärken und Schwächen haben. (Früher wars mal anders.)

Ein paar Anpassungsmöglichkeiten für die Hauptseite wäre nicht verkehrt.

Die App des Schweizer Fernsehens heisst Play SRF und ist fürs iPhone/iPad und für Android zu haben. Sie umfasst Radio und Fernsehen mit den Live-Programmen und den Sendungen auf Abruf. Seltsam inkonsistent ist, dass in der Navigation bei Radio die Sender alle aufgeführt und direkt aufrufbar sind, bei Fernsehen aber nicht. Da muss man die Startseite aufrufen, um einen Live-Stream einzuschalten.

Sendungen lassen sich nach Name und nach Datum aufstöbern. Es gibt auch eine Suchfunktion. Die würde man als exzentrisch bezeichnen, wenn man das Wort unbrauchbar vermeiden möchte. Tue ich aber nicht: Die Suchfunktion ist komplett unbrauchbar: Sucht man zum Beispiel nach «Blocher», werden ausschliesslich Videos zu «Bloch» gefunden. Das neueste Stammt vom 27.5.15 zum Tod von Rolf Bloch, das älteste aus der Tagesschau vom 5.11.95.

Blocher? Nie gehört?

Blocher? Beim SRF gänzlich unbekannt.

Das ist verblüffend, zumal die gleiche App allein zur Sendung Schawinski zwei Treffer liefern könnte. Nämlich vom 26. November 2018 mit Christoph Blocher oder vom 29. Oktober 2018 mit Magdalena Martullo-Blocher. Ist «Blocher» ein geblocktes Bad word?

Nein, ich finde auch keine Sendungen zu meinem DRS3-Helden François FM Mürner obwohl es welche gäbe. Zumindest nicht beim ersten Versuch – beim zweiten Mal wird es besser. Vielleicht muss mehrfach suchen, um zu beweisen, dass es einem ernst ist?

Es gibt keine Möglichkeit, einen Audio-Clip oder ein Video auf eine Wiedergabeliste zu setzen. Die vor Kurzem eingeführte Favoriten-Funktion markiert nur ganze Sendungen. Das ist nicht durchdacht: Zum Beispiel finde ich Glanz und Gloria eine grauenhafte Veranstaltung, aber wenn besagter François Mürner dort auftritt, würde ich sie mir ansehen.

Auch diese Liste mit den Lieblingssendungen ist reichlich lieblos implementiert: Sie funktioniert als Lesezeichen-Verzeichnis. Viel schöner wäre natürlich, wenn dort die neuen Ausgaben der Lieblingssendungen gleich aufgeführt werden würden: Man könnte sie in einem Rutsch weghören, so wie man das in seiner Podcast-Lieblings-App tut (Farewell, Instacast. Hello Pocket Casts).

Den Faden wieder aufnehmen

Wenn man eine Sendung nicht zu Ende sehen oder hören kann, dann muss man sich daran erinnern, dass die noch pendent ist. Auch da würde ein Verlauf helfen. Man kann aber die Funktion zum Herunterladen als Merkliste missbrauchen: Wenn man eine Sendung herunterlädt, taucht sie dann in der Liste Downloads auf. Und wenigstens zeigt die App inzwischen an, wie viel man von einer Sendung gesehen hat. Wenn man unterbrochen wurde, muss man nicht mehr mühsam spulen, um die Wiedergabe an der letzten Stelle fortzusetzen.

Bei der ARD Mediathek-App findet man wenigstens die Sendungen wieder, die man nicht zu Ende schauen konnte.

Bei der ARD Mediathek (iPhone/iPad und Android) ist das komfortabler. Da gibt es unter der etwas dümmlichen Bezeichnung «Meine ARD» eine Merkliste für künftige Sendungen, die markierten Lieblingssendungen, die Rubrik Weiterschauen mit den angefangenen Clips, sowie die Downloads.

Zurück zu Play SRF: Mir gefällt, dass die Wiedergabe weiterläuft, wenn man das Handy sperrt. Bei besagter «Schawinski»-Sendung reicht mir in aller Regel der Ton, sodass ich die Sendung auch unterwegs konsumieren kann, wenn das Handy in der Jackentasche steckt. Um das Mobilfunknetz zu schonen, könnte SRF dafür eigentlich eine reine Audio-Variante anbieten.

Und noch eine Beobachtung: Man kann nach Guetnachtschichtli oder Zambo suchen, aber es gibt keinen eigenen Bereich für Kinder. Das ist selbstverständlich nicht zwingend und keine Pflicht – aber es wäre eine schöne Kür, wo sich SRF doch auch um das junge Publikum bemühen könnte sollte müsste. Und wenn man die Idee weiterdenkt, dann würde ich inhaltliche Bereiche schätzen, etwa Politik, Reportagen oder Unterhaltung.

Nicht für Medienfans gemacht

Fazit: Die App ist okay, aber nicht für Power User, Podcast-Fans und Informations-Freaks ausgelegt. Das merkt man auch an diesem kleinen Detail: Die Wiedergabe von Videos wird angehalten, wenn die Play-SRF-App in den Hintergrund wandert. Möchte man beispielsweise während einer Sendung ein bisschen im Internet stöbern, einen Tweet absetzen oder sonst etwas tun, was an den Second Screen gewöhnte Leute so tun, dann wird einem das verweigert. Offenbar will SRF einen dazu erziehen, seinen Produkten die ganze Aufmerksamkeit zu schenken.

Es gibt aber einen Trick, das zu umgehen: Nachdem man die App in den Hintergrund befördert hat, muss man die Wiedergabe einfach neu starten. Dabei darf man sich nicht davon abschrecken lassen, dass im Kontrollzentrum von iPhone und iPad der Play-Knopf ausgegraut ist: Wenn man am Kopfhörer auf den Wiedergabeknopf drückt, läuft die Sendung weiter, selbst wenn man sich nebenbei mit einer Spiele-App vergnügt…

Beitragsbild: Screenshot «Schawinski»

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