Der Anteil an E-Books wächst langsam – aber er wächst. Für die Schweiz habe ich keine schlüssigen Zahlen gefunden, aber für Deutschland ist er laut dieser Grafik von 0,5 Prozent 2010 auf 4,3 Prozent angestiegen. Der E-Book-Markt habe sich «vom Nischen- zum Massenmarkt entwickelt», heisst es auch im GfK-Bericht zum Buchhandel.
Einer der grössten Hemmschuhe in diesem Markt ist IMHO das DRM. Es macht die E-Books schwer zu benutzen und macht aus aus ihnen ein sehr zukunfts-unsicheres Medium. Denn ob man seine digital gekauften Bücher in fünf, geschweige denn zwanzig Jahren noch wird öffnen können, garantiert einem niemand.
Wasserzeichen statt DRM
Darum habe ich mich sehr über die Meldung von heise.de gefreut, dass Piper, Ullstein und Carlsen das harte DRM abgeschafft haben und stattdessen auf ein Wasserzeichen setzen. Man kann die Bücher frei kopieren und auf dem Reader seiner Wahl lesen – nicht nur auf demjenigen, der an den E-Book-Shop des Verkäufers gekoppelt ist. Wenn ein Buch in Umlauf gerät, dann lässt sich feststellen, wer das Buch ursprünglich gekauft hat. Nun kann man sich darüber streiten, ob dieses Wasserzeichen fair ist, denn ich nehme mal an, dass normalerweise nicht der Käufer ein Buch bei einer Tauschbörse einstellt, sondern derjenige, der sich das Buch vom gutgläubigen Käufer ausgeliehen hat. Aber das nur nebenbei.
Das ist ein wichtiger Schritt. Die fehlende Interoperabilität ist ein inakzeptabler Nachteil bei elektronischen Büchern. Der E-Book-Reader Tolino – dem ich anstelle des Kindle inzwischen den Vorzug gebe – hat Nachteile. Tech-Journalist und geschätzter Kollege Peter Wolf, der (dummerweise auf Empfehlung dieses Blogs) einen gekauft hat, liess kein gutes Haar am Gerät: Kompliziert, langsam und wenig auf die User-Bedürfnisse abgestimmt. Ich musste ihm zustimmen, weil der Kindle ohne Zweifel das viel ausgereiftere Produkt ist und ich dem Tolino letztlich aus ideologischen Gründen den Vorzug gegeben habe. (Bonus für den David, wo Amazon den Goliath gibt.)
Adobe Editions ist eine Plage!
Und eben: Da ist auch noch Adobe Editions: Eine absolut grässliche Software, die man niemandem zumuten kann, und die auch hinter den Kulissen schreckliche Dinge tut. Man will die nicht benutzen müssen – und darum braucht es ein Umdenken im Markt der elektronischen Bücher.
Ob der Entscheid der schwedischen Mutter von Piper, Ullstein und Carlsen, der Bonnier-Gruppe, eine Signalwirkung auf andere Verlage hat, bleibt abzuwarten. Ich denke aber, dass die Autoren und Verlage ihre Angst vor Piraterie überwinden müssen – denn so lange sie das Heil im DRM suchen, wird sich die ungute Marktmacht von Amazon bloss vergrössern.