Instagram hält mich für einen Modefreak und Kaffeejunkie

Bei Instagram gibt es eine prak­tische Mög­lich­keit, alle Fotos in einem Rutsch herun­ter­zu­laden. Im Archiv sind auch diverse Meta­daten enthal­ten – und einige davon haben mich in helles Erstau­nen ver­setzt.

Neulich habe ich ein paar Tipps zu Instagram vom Stapel gelassen und bei dieser Gelegenheit auch die Export-Funktion ausprobiert. Die erlaubt es, alle Daten – nicht nur die Fotos und Videos, sondern auch Nachrichten und viele Meta-Informationen¹ – in einem Rutsch herunterzuladen.

Das ist erstens praktisch, weil wir auf diese Weise unkompliziert ein Backup aller unserer Instagram-Werke erhalten. Ich erinnere mich noch an den Ausfall bei der Foto-Plattform Ende Oktober 2022: Boris hat mir damals geschrieben, das Konto seiner Freundin sei leer – und die Panik gross. Wir haben uns im Nerdfunk damit beschäftigt. Zum Glück hat sich das Konto von allein wieder erholt; vermutlich, nachdem bei Instagram einmal jemand ordentlich gegen den Server getreten hat.

Doch allgemein gilt in solchen Fällen: Wenn etwas weg ist, und wir keine Vorsorge getroffen haben, dann ist es weg.

Ein Blick hinter die Kulissen

Der zweite praktische Nebeneffekt des Backups ist, dass wir einen Eindruck erhalten, was alles an unserem Instagram-Konto hängt und welche Daten Meta von uns hat. Natürlich mit der Einschränkung, dass das Archiv kaum vollständig sein dürfte.

Und damit das auch noch gesagt ist: Wir verdanken diese Möglichkeit der Europäischen Union und ihrer Datenschutz-Grundverordnung. Sie fordert die Datenportabilität und damit das Recht, dass wir die Daten, die wir der Cloud anvertraut haben, auch wieder an uns nehmen dürfen.

Im Fall von Instagram funktioniert das wie folgt: Wir öffnen unser Profil, klicken dort auf den Menü-Knopf rechts oben, wählen den Menüpunkt Deine Aktivität und tippen am Ende des Menüs auf Deine Informationen herunterladen. Wir prüfen die angegebene Mailadresse und betätigen dann die Schaltfläche Download anfordern.

Das ganze Instagram-Fotoarchiv

Das Archiv ist über eine HTML-Navigation erschlossen.

Gemäss den Angaben hier kann es bis zu zwei Wochen dauern, bis das Archiv erstellt ist. Ich musste kaum eine Stunde warten – allerdings ist mein Instagram-Konto überschaubar: Der Download, den ich erhalten habe, ist 107 MB gross. Und klar; jeder halbwegs engagierte Instagrammer kommt locker auf ein paar Gigabytes.

Das Archiv enthält eine Ordnerstruktur mit knapp drei Dutzend Ordnern. Und es gibt nicht nur die Daten selbst, sondern auch eine Navigation über HTML-Dateien. Wenn wir das Archiv auspacken und die Datei index.html im Browser öffnen, können wir uns bequem durch die Datensammlung klicken.

Mein erstes Instagram-Foto, inklusive Beschreibung und Metadaten.

In dieser Ansicht sehen wir unter Beiträge unsere Fotos, und zwar inklusive Titel, Aufnahmeort und Zeitstempel (Datum und Uhrzeit). Das ist komfortabel. Allerdings werden die Fotos in einer seltsamen Sortierung angezeigt. Sie ist nicht chronologisch und nicht alphabetisch, sondern willkürlich. Das schmälert den Nutzen. Aber über das Dateisystem, d.h. via Windows-Explorer bzw. Finder, sind die Fotos nach Monaten sortiert zugänglich.

Soweit ich das überprüfen kann, ist das Archiv vollständig: Ich finde auch mein allererstes Instagram-Foto vom 11. Mai 2011, allerdings in einer mehr als bescheidenen Auflösung von 612 auf 612 Pixeln. Aber damals hat Instagram nicht mehr hergegeben.

Die aufschlussreichen Metadaten

Wie angedeutet, gibt es noch viel mehr Informationen: Kontakte, Kommentare, Chat-Nachrichten, Login-Aktivitäten, gespeicherte Beiträge, Likes, Suchanfragen, Follower und Gefolgte, Monetarisierung, Meldungen, verbundene Apps und noch einiges mehr.

In Erstaunen versetzt hat mich der Abschnitt Werbeinteressen. Er wird beschrieben mit: «Themen, bei denen es wahrscheinlich ist, dass dir Werbung dazu angezeigt wird».

Hier unterstellt mir Instagram ein gesteigertes Interesse an Modethemen: Nailart, künstliche Nägel, Nagellack, Maniküre, Peeling (Kosmetologie), MAC Cosmetics, Hosen, Makeup Tutorials, Lippenstift, Eyeliner, Jogginghosen unter anderem. Ich würde sogar an Eides statt festhalten, dass mich nichts davon auch nur im Geringsten interessiert.

Bitte was?

Aber auch sonst demonstriert Instagram eine verblüffende Inkompetenz bei der Feststellung meiner Interessen. Weitere Themen, die mich angeblich interessieren, sind unter anderem:

Die Automobilindustrie, die Sripatum Universität, King Power, Kawaii, Kaffeespezialitäten, Srinakharinwirot Universität, Silpakorn Universität, Nespresso, Chiang Mai, die Mahidol Universität, ชุดแซก เดรส ชุดไปงาน (Fashion Terrace), Starbucks …

Also, fürs Protokoll: Ich kenne keine dieser Unis, ich trinke seit bald zehn Jahren keinen Kaffee mehr, ich habe nie ein Automobil besessen, habe keinen Führerschein und beabsichtige nicht, daran etwas zu ändern. Und was Kawaii heisst, musste ich bei Wikipedia nachlesen.

Diese Einschätzung ist so unglaublich schlecht, dass ich nicht weiss, was davon zu halten ist. Ich habe zwei Theorien:

  • Entweder hat Meta in diesen Kategorien viel zu viel Werbung akquiriert, sodass sie entsprechende Interessen jedem unterstellen, der nicht bei Drei auf dem Baum ist – weil sie sonst alle ihre gesponsorten Posts nicht ausgespielt bekommen
  • Oder sie haben geschnallt, dass ich ein Tech-Journi bin, der ihrer Datensammelei kritisch gegenübersteht. Und nun wollen sie mich durch diesen kompletten Rohrkrepierer in falscher Sicherheit wiegen. Jedenfalls ist im Vergleich dazu Google geradezu treffsicher, obwohl ich auch bei diesem Datensammler eklatante Fehleinschätzungen festgestellt habe.

Fazit: Der Export ist praktisch und die Dateninspektion aufschlussreich. Beides ist zur Nachahmung empfohlen.

Fussnoten

1) Pun intended.

Beitragsbild: Meine Finger – wenn es nach Instagram geht (Element5 Digital, Pexels-Lizenz).

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