Wie wir kaputte Windows-Apps reparieren

Es kommt vor, dass Windows-Apps aus dem Microsoft-Store nicht funk­tio­nie­ren oder ver­schwin­den. Mit den vier hier vor­gestell­ten Mass­nah­men lassen sie sich unkom­pli­ziert wieder in Gang setzen.

Bei Windows 10 und 11 gibt es neben den klassischen Softwareprogrammen auch die UWP-Apps. Zwischen diesen beiden Arten von Programmen gibt es wesentliche Unterschiede. Sie basieren auf einem anderen «Fundament»: Technisch gesprochen verwenden sie andere Programmschnittstellen zur Kommunikation mit dem Betriebssystem. Bei den alten Programmen ist das die WinAPI, bei den neuen Apps die Universal Windows Platform.

Diese Unterschiede könnten uns eigentlich egal sein. Doch sie haben auch für Windows-Anwenderinnen und Anwender Auswirkungen, die sich einen Deut um die technischen Details scheren.

Einerseits haben die UWP-Apps gewisse Vorteile: Wir können den Energiebedarf besser steuern und ihre Berechtigungen z.B. beim Zugriff auf den Standort, Kamera und Mikrofon, Benachrichtigungen, Kontoinformationen, Kontakte, Kalender, Aufgaben und bestimmte Dateiablagen erteilen oder verweigern. (In den Einstellungen unter Datenschutz und Sicherheit.)

Fast unmöglich, sie aufzufinden

Andererseits gibt es auch Nachteile: Wie ich im Beitrag Die schleichende Entmündigung von uns Windows-Nutzern ausführe, sind die Möglichkeiten im Vergleich zu früher eingeschränkt: Es ist schwierig bis unmöglich, die ausführbare Datei aufzufinden. Einige Funktionen, die sich bei WinAPI-Programmen als nützlich erweisen, stehen bei UWP-Apps nicht oder nur auf umständlichem Weg zur Verfügung: Ein Beispiel dafür beschreibe ich anhand der Windows Kurznotizen (Sticky Notes): Dieser UWP-App ein Tastaturkürzel zuzuweisen, über die wir sie starten können, ist zwar nicht unmöglich, aber unglaublich umständlich.

Das grösste Problem ist allerdings die Fehlerbehebung: Bei den WinAPI-Apps gibt es eine Reihe bewährter Methoden, wenn sie nicht richtig funktionieren: Wir können die Konfigurationsdateien einsehen und ggf. manuell editieren. Wir haben die Möglichkeit, Programm-Caches zu löschen oder auch (ohne Neuinstallation) die ausführbare Datei zu ersetzen, falls die kaputtgegangen sein sollte.

Bei den UWP-Apps ist das alles schwieriger, weil erstens die langjährige Erfahrung bei der Fehlerbehebung unter Windows nicht mehr greift und weil zweitens – wie oben bei den Nachteilen erwähnt – die ausführbaren Dateien fast nicht mehr aufzufinden sind.

Wenn Apps sich aus dem Staub machen

Ein Beispiel aus der Praxis: Ich höre gelegentlich davon, dass UWP-Apps spurlos verschwinden. Das scheint bei der Microsoft-Store-App zu passieren, aber auch der Windows-Fotoanzeige (bzw. Windows Fotos; siehe hier) sind dokumentiert.

Selbst hatte ich das Phänomen, dass die Twitter-App nicht mehr gestartet ist – ohne weiteren Kommentar.

Bei einer WinAPI-Anwendung würden wir bei verschwundenen Apps im Programmordner nachsehen, ob die ausführbare Datei noch vorhanden ist und falls die noch startet, einfach eine neue Verknüpfung im Startmenü anlegen. Bei nicht startenden Apps würde ich den Cache leeren.

Bei einer UWP-App braucht es eine andere Vorgehensweise.

1) Die App abschiessen und neu starten

Immerhin war Microsoft so vorausschauend, zwei Reparaturbefehle für UWP-Apps einzubauen. Wir finden diese Befehle in den Einstellungen in der Rubrik Apps unter Installierte Apps. Wir wählen eine UWP-App aus, betätigen den Menüknopf, der am rechten Rand des Listeneintrags zu finden und anhand der drei Punkte zu erkennen ist und betätigen den Befehl Erweiterte Optionen im Kontextmenü.

Hier finden wir einige Einstellungen zu der App: Falls im Abschnitt Hintergrund-App-Berechtigungen etwas anderes als Energieoptimiert (Empfohlen) eingestellt ist, sollten wir probehalber diese Option auswählen – denkbar, dass das bereits hilft.

Ansonsten können wir die App über den Knopf Beenden sofort terminieren. Wenn sie irgendwie verklemmt war, sollte sie nach einem Neustart richtig funktionieren.

In den erweiterten Optionen zu einer App finden sich Befehle zum Beenden, Reparieren, Zurücksetzen und Deinstallieren.

2) Die App reparieren oder zurücksetzen

An gleicher Stelle finden sich im Abschnitt Zurücksetzen auch die beiden Optionen Reparieren und Zurücksetzen.

  • Reparieren: Dieser Befehl führt (mutmasslich) zu einem Löschen des Caches und vielleicht auch zu einem erneuten Herunterladen aus dem Store. Die Daten bleiben bei dieser Massnahme erhalten.
  • Zurücksetzen: Bei dieser Aktion werden alle Benutzerdaten gelöscht. Das hilft, wenn diese beschädigt waren und das der Grund für die Probleme mit der App waren. Doch eben: Die Nutzerdaten gehen verloren. Wie gravierend das ist, hängt von den Umständen ab. Nutzerdokumente, die ausserhalb der App gespeichert sind, sollten erhalten bleiben. Aber es ist und bleibt wichtig, von ihnen eine Datensicherung anzulegen.

Bei der Twitter-App hat das Reparieren geholfen.

Übrigens gibt es an dieser Stelle auch einen Knopf zum Deinstallieren der App.

3) Die automatische Problembehandlung ausführen

In Windows gibt es Mechanismen, die bei Fehlern automatisch gewisse Massnahmen durchspielen, die manchmal etwas bringen – und meistens auch nicht.

Die finden sich bei Windows 11 unter System im Bereich Problembehandlung. Dort gibt es Einstellungen zu den automatischen Troubleshooting-Funktionen und einen Verlauf der automatischen Fehlerbehebungen. Um einen Troubleshooter manuell zu starten, klicken wir auf Andere Problembehandlungen.

Windows hält Fehlerbehebungs-Routinen für die gängigen Systemprobleme bereit.

Hier finden sich Troubleshooter zu Drucker, der Internetverbindung, der Wiedergabe und Aufzeichnen von Audiodateien, dem Windows-Update, Bluetooth, der Kamera, Netzwerk, eingehenden Netzwerkverbindungen, der Stromversorgung, Tastatur, Programmkompatibilität, Videowiedergabe und Datenschutz.

Fürs fragliche Problem klicken wir bei Windows Store-Apps auf Ausführen.

Bei älteren Windows-Versionen findet sich die Fehlerbehebung unter Update und Sicherheit.

4) Wenn alles nichts hilft, bleibt die allgemeinen Fehlerbehebung

Wie immer gilt: Wenn die spezifischen Massnahmen nicht fruchten, müssen wir davon ausgehen, dass die Probleme durch ein tiefer gelagertes, bislang unentdecktes Systemproblem ausgelöst werden. Falls es keine weiteren Anzeichen gibt, was genau kaputt ist, bleiben die gängigen Windows-Fehlerbehebungsmassnahmen.

Alles, was es dazu zu wissen gibt, beschreibe ich im Beitrag Die drei Eskalationsstufen bei der Windows-Fehlerbehebung.

Beitragsbild: Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wo genau die Schraube locker ist (Recha Oktaviani, Unsplash-Lizenz).

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