Apples kleiner Lautsprecher kann sich hören lassen

Der Homepod Mini in einem ersten Augenschein: Der Klang ist eine positive Überraschung, die Bedienung gewohnt simpel. Doch Siri hat noch Nachholbedarf.

Seit dieser Woche gibt es den Homepod Mini offiziell auch in der Schweiz – und zwar, nachdem er in anderen Ländern bereits seit Oktober 2020 erhältlich ist. Die Schweiz ist kein Ödland mehr, was smarte, vernetzte Lautsprecher angeht. Denn im April hat Amazon mitgeteilt, dass die Alexa-Sprachdienste nun auch in der Schweiz und in Belgien verfügbar seien.

Ich habe von Apple zwei Homepod Mini für den Test bekommen und in einen ersten Augenschein genommen. Für einen ausführlichen Test reicht es noch nicht, weil gerade die interaktiven Funktionen natürlich ausprobiert werden müssen.

Insbesondere interessiert mich, wie gut meine gut fünfjährige Tochter mit dem Lautsprecher zurechtkommt: Sie hat nämlich bereits ein lebhaftes Interesse an Siri bekundigt. Woher das rührt, ist mir noch nicht klar. Ich habe die Vermutung, dass sie die Vorstellung reizt, die Dame herumkommandieren zu können, wo sie doch findet, als Kind würde man in so einer Familie am kürzesten Hebel sitzen.

In guter Gesellschaft: Links unser erster vernetzter Lautsprecher, das Libratone Zipp, rechts ein DAB+-Radio.

Aus Sicht des Rezensenten ist interessant, dass Siri bis zu sechs Familienmitglieder unterscheiden kann und auch gewillt ist, sich auf unterschiedliche Bedürfnisse einzulassen, was den Musikgeschmack angeht. Da Siri nun explizit auch Schweizerdeutsch versteht – und damit ist nicht Schweizerisch gefärbtes Hochdeutsch, sondern explizit die Summer der hierzulande gesprochenen Dialekte gemeint – ist auch interessant, wie gut die Verständigung sein wird. Jedenfalls ist die Bereitschaft in meiner Familie, mit dem Lautsprecher zu reden, nicht bei allen Familienmitgliedern gleich ausgeprägt. Da wird es spannend sein zu sehen, ob die Vorbehalte Bestand haben werden.

Die Basswiedergabe ist keine Alibi-Übung

Nach dem Einschalten erscheint am iPhone ohne weiteres Zutun der der Konfigurations-Dialog.

Was sich aber schon beurteilen lässt, ist die Tonqualität des kleinen Lautsprechers. Und an der ist nichts auszusetzen: Der Sound klingt so gut, dass er sowohl der Grösse des Geräts (9,8 Zentimeter Durchmesser) und dem Preis (99 Franken) gerecht wird. Dreht man auf, wird er lauter, als dass man es bei den Abmessungen erwartet hätte. Auch am oberen Ende der Lautstärkeskala bekommt man es nicht mit Scherbeln, Klirren oder überschnappendem Bass zu tun. Klar, der Bass bringt die Wände nicht zum erzittern und ist legt sich auch nicht wie ein Flokati-Teppich über den Boden, ist aber ausgeprägt genug, um nicht bloss als Alibi betrachtet werden zu müssen. Das Klangbild ist ausgewogen, wenngleich nicht so eckig und kantig, wie man es sich von grossen Boxen wünschen würde.

Bei den Spracheinstellungen steht nur «Deutsch (Deutschland)» zur Auswahl. In der Home-App kann man hinterher aber auf «Deutsch (Schweiz)» wechseln.

Auch Textinhalte sind gut verständlich und im Vergleich zum Lautsprecher des Fernsehers (Sony KD-43XF7005) angenehmer zu hören, sodass ich in Erwägung ziehe, die beiden Homepod Mini als Ad-hoc-Soundsystem für den AppleTV zu verwenden.

Also, in Sachen Klang kann man mit dem Homepod Mini nichts verkehrt machen. Was ebenfalls ausgezeichnet gefällt, ist die simple Inbetriebnahme: Wie man sich das inzwischen von Smartphone-Geräten von Apple gewohnt ist, braucht man sie nur in die Nähe des iPhones zu halten, um die Installation in Gang zu setzen. Der spielende Lautsprecher ist im Kontrollzentrum im iPhone/iPad sichtbar; durch Antippen lässt sich die Wiedergabe dort auch starten und stoppen.

Der letzte macht (automatisch) die Musik aus

Die Vorgaben zum Lautsprecher trifft man über die Homekit-App.

Tippt man das Icon des Homepods etwas länger an, sieht man die Wiedergabe-Steuerung für die aktuelle Klangquelle und kann auch einen Wecker oder einen Timer stellen. Am Ende der Liste in der Ecke rechts erscheint übrigens ein kleines Zahnrad-Symbol: Das führt zu den Einstellungen für den Homepod: Man kann dem Gerät einen Namen geben, ihn einem Raum zuweisen und in den Favoriten ein- oder ausblenden. Es gibt eine bereits vorgefertigte, nützliche Automation, die dafür sogt, dass die Box nicht nutzlos vor sich hin dudelt: Wenn die letzte Person zu Hause (sic) verlässt, Medien anhalten.

Mein Fazit fürs Erste: Der Homepod hat ein einwandfreies Preis-Leistungs-Verhältnis und ist eine Empfehlung, selbst wenn man den Lautsprecher «nur» für die Wiedergabe von Audio-Inhalten und nicht für smarte Zwecke verwendet. Was diese smarten Zwecke angeht, hängt es natürlich von den Erwartungen ab, ob man mit dem Homepod zufrieden ist oder nicht.

Wenn man beispielsweise per Sprachbefehl Lichter ein- oder ausschalten, das Wetter abfragen und mal eine Nachricht absetzen möchte, dann ist, kommt man auf seine Rechnung. Ebenso, wenn man ein ausreichend grosses Anwesen hat, um aus der Intercom-Funktion einen Nutzen zu ziehen, mit der man Durchsagen durch sämtliche Räume zu machen. Wenn man eine Art privater Sekretärin erwartet, dann mutmasslich nicht: Da sind Siris Fähigkeiten nach wie vor noch zu beschränkt und vor allem ist ihr Repertoire nicht ausbaufähig, so wie das bei Amazon Alexa und ihren Skills möglich ist.

Siri und Spotify sind sich nicht grün

Für meinen Alltag macht sich das beispielsweise bei der Interaktion mit Spotify bemerkbar. «Die App unterstützt diese Funktion mit Siri noch nicht», sagt sie, wenn man ihr aufträgt, eine Spotify-Wiedergabeliste abzuspielen. Auch unterstützt Spotify den Homepod nicht über die Connect-Funktion, über die der Lautsprecher den Stream direkt via WLAN abholt. Man kann aber – wie mit allen Audio-Apps – Spotify via Airplay auf den Homepod bringen (dazu tippt man im Wiedergabe-Menü auf Airplay oder Bluetooth, woraufhin der Lautsprecher dann in dieser Liste auftaucht).

Beitragsbild: Siris Weisheit strahlt in allen Farben – naja, jedenfalls zeigt ein buntes Lichtgewaber an, dass man mit dem Homepod interagiert.

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