Das Tracking in Apps ist ein echtes Problem: Das habe ich in zwei Beiträgen letztes Jahr aufgezeigt: Zur Hölle mit dem User Journey Mapping und Es ist noch viel, viel schlimmer.
Apple hat das Problem erkannt und im letzten iOS-Update Massnahmen dagegen ergriffen. Die Details dazu gibt es im Beitrag Danke Apple! nachzulesen.
Diese Woche hat Apple nachgelegt und den 28. Januar zum «Data Privacy Day» ausgerufen begangen. (Der 28. Januar ist der Europäische Datenschutztag, weil vor 40 Jahren am 28. Januar 1981 die Datenschutzkonvention unterzeichnet wurde.)
In der Geschichte «A Day in the Life of Your Data» (hier als PDF) zeigt der Konzern anhand von John und seiner Tochter auf, wie die Datensammelei funktioniert:
Am Ende des Tages hat eine Reihe von Unternehmen, mit denen John nie interagiert hat, überall auf der Welt Profile mit Informationen über ihn und seine Tochter angelegt und aufdatiert. Diese Unternehmen wissen, wo die Familie wohnt, kennen den Park, den sie besucht haben, die Nachrichten, die sie gelesen haben, die Produkte, nach denen sie gesucht haben, die Werbung, die sie gesehen haben, Kaufgewohnheiten und Lieblingsgeschäfte.
Apple nimmt natürlich auch die Gelegenheit wahr, sich selbst als Verteidiger der Privatsphäre darzustellen. Ist Apple also der strahlende Ritter, der für uns Nutzer kämpft?
Ich bin dieser Frage hier ausführlich nachgegangen und habe auch einige Schmutzflecken auf der strahlend weissen Rüstung gefunden. Doch alles in allem halte ich Apple für glaubwürdig. Erstens, weil das Geschäftsmodell nicht auf der Ausbeutung der Nutzerdaten basiert. Und zweitens, weil Apple den Worten auch Taten folgen lässt.
Diese Massnahmen hat «Heise» im Beitrag Apples Tracking-Transparenz kommt mit iOS 14.5 gestern detailliert beschrieben:
Erstens wird mit der nächsten Version der Betriebssysteme für iPhone, iPad und Apple TV, mutmasslich mit iOS 14.5, eine Beschränkungsmöglichkeit fürs Tracking in in Apps eingeführt: Das Framework App-Tracking Transparenz (ATT) steuert Apple den Zugriff auf die Werbe-ID, über die Nutzer eindeutig identifizierbar sind, auch über Apps hinweg. App-Hersteller müssen dieses Framework einbauen und dem Nutzer die Wahl einräumen, ob er dem Tracking zustimmen will oder nicht.
Zweitens werden die App-Entwickler verpflichtet, sich daranzuhalten. Tun sie es nicht, können sie aus dem Store verbannt werden.

Bemerkenswert finde ich, dass Apple mit dem Screenshot zu dieser neuen Funktion Facebook einen direkten Tritt ans Schienbein verpasst. Im Screenshot wird das soziale Netzwerk namentlich erwähnt: «Willst du Facebook erlauben, deine Aktivitäten über die Websites von anderen Unternehmen und mittels Dritt-Apps nachzuverfolgen?»
Das ist untypisch für ein Unternehmen, dass sich sonst zu keinerlei Aussagen über die Konkurrenz hinreissen lässt – noch nicht einmal in Off-the-Record-Gesprächen und bei völlig harmlosen Fragen. Das ist nur als direkte Kampfansage zu verstehen – und Mark Zuckerberg hat das offensichtlich auch so aufgefasst. Zitat inc.com:
«Wir sehen Apple zunehmend als einen unserer grössten Konkurrenten», sagte Zuckerberg vor Analysten. «Apple hat jeden Anreiz, seine dominante Plattform zu nutzen, um sich in die Funktionsweise unserer Apps und anderer Apps einzumischen, was sie regelmässig tun. Sie behaupten, sie würden den Menschen helfen wollen. Aber sie verfolgen eindeutig ihre Wettbewerbsinteressen.»
Zuckerberg sieht sich gemäss SRF als Verfechter der kleinen und mittelgrossen, Unternehmen, die «besonders auf die personalisierte Werbung angewiesen» seien. Das scheint mir heuchlerisch: Werbung lässt sich auch personalisieren, ohne dass man die Nutzer nach Strich und Faden und quer durchs ganze Netz verfolgt.
Es ist naheliegend anzunehmen, dass auch der eigene Umsatz dem Facebook-Chef am Herzen liegt: Zumal Facebook eben ein Rekordquartal vermelden konnte, mit einem Umsatzplus von 33 Prozent (28,1 Milliarden Dollar) und einem Gewinnsprung von 53 Prozent auf satte 11,2 Milliarden Dollar.
Wie sehr das Facebook schaden wird, erfahren wir, wenn Apples Restriktionen anfangen zu greifen. Es wird auch spannend zu sein.
Und ich bin gespannt, ob Facebook tatsächlich gerichtlich gegen Apple vorgehen will, wie «The Information» berichtet. Ich würde eine solche Wettbewerbsklage begrüssen, zumal die auch zum Bumerang werden könnte, wenn in einem Gerichtsverfahren unschöne Details über Facebooks Methoden ans Licht kommen sollten oder der Richter dem Tracking juristische Grenzen setzen würde.
Beitragsbild: Bleibt die Frage – wer von den beiden ist Tim und wer ist Mark (Prince Photos, Pexels-Lizenz)?
One thought on “Apple geht auf Konfrontation zu Facebook”