Wie viel Star Trek ist zu viel Star Trek?

2021 erwartet uns noch eine Serie aus dem Star-Trek-Universum. Und ich komme nicht umhin, mich zu fragen: Sind diese TV-Franchises völlig ausser Kontrolle geraten?

Bei «Hollywood Reporter» lese ich von einer Serie namens «Lower Decks». Die ist im «Star Trek»-Universum angesiedelt und beschäftigt sich, wie der Titel verrät, mit den unteren Decks. Dort sitzt man nicht nur tiefer, sondern man bekleidet offensichtlich auch niedrigere Ränge als die Helden der anderen Franchises, die typischerweise die Position des Kapitäns, Navigators, Councellors, Chefarztes oder Chefmechanikers bekleiden.

In den USA ist die Serie seit August 2020 zu sehen. 2021 wird sie von Amazon Prime Video international veröffentlicht: In Grossbritannien, Kontinentaleuropa, Australien, Neuseeland, Japan und Indien.

Die Idee dieser neuen Serie gefällt mir gut. Sie erinnert mich ans grossartige Buch «Redshirts» von John Scalzi, das ich hier besprochen habe. Allerdings frage ich mich, ob die Sache mit den Serien-Franchises nicht so langsam ausser Kontrolle gerät.

Im Star-Trek-Universum gibt es bislang drei, falls ich richtig gezählt habe: Discovery, Picard und Short Treks. Und nun kommt mit Lower Decks eine vierte hinzu. Die wahre Komplexität dieser Verästelung in diverse Produktionslinien zeigt sich jedoch erst bei genauerem Hinsehen, zum Beispiel im Wikipedia-Beitrag Zeitleisten von Star Trek.

Bei «Star Wars» habe ich die Orientierung komplett verloren.

Ja, und ich steige auch nach drei Stunden solcher «Star Wars»-Ausführungen noch nicht durch.

Allein der Wikipedia-Eintrag überfordert mich nur schon mit seinen Kategorien – zu denen Standalone-Filme, Animationsfilme, Anthologie-Filme, «nicht spezifizierte zukünftige Filme» und Fernsehfilme zählen.

Da stellt sich die Frage: Wie viel ist genug? Ich mag die beiden Universen, würde mich aber als Trekkie identifizieren, wenn ich denn müsste. Doch ich bekunde gewisse Mühen sowohl mit «Picard» als auch mit «Discovery». «Discovery» hat gute Ansätze, aber auch einen fatalen Hang zum Pathos. Geht es nicht eine Nummer kleiner? Warum muss immer das ganze Universum auf dem Spiel stehen? Was ist mit der guten alten Prämisse geworden, dass pro Folge ungefähr ein Amok-laufendes Energiewesen zu besiegen ist?

Bei «Picard» war ein gewisses Unbehagen womöglich noch schwerer zu vermeiden. Mit dem Märtyrertod von Data hat Nemesis dieser Serie ein schweres Erbe hinterlassen. Dieser «Plot Twist» konnte in «Picard» nicht ignoriert werden. Aber er ist schwierig aufzugreifen: Kommt Data in Form von B-4 zurück? Oder übt sich Picard vor allem in Reminiszenzen an seinen androiden Freund? Oder wird er zum älteren Mäzen junger, aufstrebender Sternenflotten-Kadetten? Da hätte es trotz allem Möglichkeiten gegeben.

Stattdessen zettelt «Picard» diesen unglaubwürdigen Kampf gegen künstliche Lebensformen wie Data und seine Nachkommen an und lässt am Ende der ersten Staffel (Achtung, Spoiler) die Hauptfigur sterben und wieder auferstehen.

Mir war das viel zu dick aufgetragen. Die alten Serien hatten, bei all der philosophischen Schwere, die mitunter offenbar unvermeidlich war, auch ihre lockeren, leichten und freundschaftlichen Momente. Die sind mir sowohl in «Picard» als auch bei «Discovery» viel zu selten.

… und nicht nur mir. Im Beitrag We need to talk about the weird final episode of Star Trek: Picard lese ich folgenden Kommentar, der es für mich recht gut auf den Punkt bringt:

Ich wünsche mir, dass die zweite Staffel kleiner ausfällt und mehr von den Figuren bestimmt wird. Vielleicht werden Picard und seine Crew Teil der Fenris Rangers und machen sich auf, die Galaxie in Ordnung zu bringen? Es könnte mehr wie bei «Next Generation» werden: Weniger seriell, mehr mit abgeschlossenen Geschichten? Letztendlich haben sie einen galaktischen Völkermord verhindert – es kann nicht noch grösser werden.

Genau, das trifft den Punkt. Und damit ist die Antwort auf meine Frage gefunden: Nein, das Problem sind nicht die vielen Franchises.

Das Problem sind die überbordenden Ambitionen der Filmemacher, die immer gleich die ganze Galaxie, Sternenflotte und Menschheit zur Disposition stellen. Das macht es zwar spektakulär, aber nicht unbedingt spannender – und erzählerisch führt es leicht zu bizarren Brüchen und wenig nachvollziehbaren Wendungen.

Diese Erkenntnis habe ich seinerzeit schon bei einer anderen, irdisch verwurzelten Franchise getroffen und im Beitrag Mein Name ist Bond, und mit den Filmen habe ich nichts zu tun besprochen. Darum freue ich mich auf «Lower Decks». Denn die Gefahr, dass auch die Raumschiff-Putzfrau andauernd die ganze Milchstrasse vor dem Untergang bewahren muss, scheint mir klein.

Beitragsbild: Screenshot Trailer Youtube.


Sony hat es nicht im Griff

Nachdem ich letzte Woche leichtsinnigerweise über «Cyberpunk 2077» geschrieben habe – obwohl Konsolenspiele nun wirklich nicht in das Feld meiner Expertise fällt –, muss ich nun wohl oder übel auch darüber berichten, dass Sony das Game aus dem Playstation-Store entfernt hat und den Käufern den Kaufpreis zurückerstattet.

SIE – also Sony Interactive Entertainment – sei stets bestrebt, eine «hohe Kundenzufriedenheit zu gewährleisten». Es wird nun nicht gesagt, ist aber zwischen den Zeilen deutlich herauszulesen, dass diese Kundenzufriedenheit offenbar nicht sehr hoch war. «The Verge» deutscht das nun aus: (Um genau zu sein, haben es die Kollegen ausgeenglischt. Aber ich habe mir die Mühe einer Übersetzung gemacht.)

Spieler mussten feststellen, dass das erst seit etwas mehr als einer Woche erhältliche Spiel mit Bugs gespickt ist. Und während das Spiel im Abwärtskompatibilitätsmodus auf der PS5 gut aussieht und funktioniert, ist es anfällig für Routineabstürze und eine Reihe von störenden visuellen Fehlern.

Auf der PS4 sei das Spiel eine Katastrophe: Es laufe schlecht, nur mit niedriger Framerate und es würden Texturfehler auftreten.

Nun, damit scheint ein neuer Tiefpunkt erreicht zu sein, was die Qualität von Software angeht. Und ja, mir leuchtet schon ein, wie komplex ein modernes Konsolenspiel ist und wie gross die Herausforderung, es auch auf älterer Hardware zum Laufen zu bringen. Die PS4 hat schliesslich auch schon mehr als sieben Jahre auf dem Buckel.

Trotzdem ist es wahnsinnig peinlich, wenn ein solcher Prestigetitel gänzlich zurückgezogen werden muss. Es heisst, dass Sony keine Chance sieht, die Probleme innert nützlicher Frist in den Griff zu bekommen. Und man fragt sich als Laie, ob das nicht vor der Veröffentlichung zu erkennen gewesen wäre.

Kommentar verfassen