Access denied bei dieser Datenbank

Ich habe eine Daten­bank in MS Access, die ich seit 1992 pflege. Jetzt lote ich die Mög­lich­kei­ten aus, sie aufs Smart­pho­ne zu bringen.

Brauche ich ein Projekt für 2020? Wahrscheinlich nicht – ein bisschen mehr Zeit fürs Ausspannen und Durchatmen würde mir auch guttun. Doch wie es die Umstände wollen, habe ich dieser Einsicht zum Trotz ein Projekt für 2020.

Das hat mit der Datenbank zu tun, in der ich meine Artikel erfasse. Die habe ich im Beitrag Ein Hoch auf den Fortschritt! beschrieben. Sie umfasst 7715 Einträge, ist 37 MB gross. Und sie hat noch eine Besonderheit: Sie steckt in Microsofts Datenbank-Software namens MS Access. Die kam 1992 auf den Markt. Für mich damals eine gute Gelegenheit, meine Artikel systematisch digital abzulegen: Für mein Archiv, für die Urheberrechtsentschädigungen durch Pro Litteris und um datenjournalistische Selbstbeweihräucherung zu betreiben.

Access war damals ein nützliches Werkzeug. Aus heutiger Sicht ist es ein Oldtimer. Die Datenbank läuft auf meinem privaten PC zu Hause und sonst nirgends. Im Zeitalter von Cloud und Nextcloud ist das zu eingeschränkt. Es hilft mir wenig, wenn ich an meinem Büro-PC in Zürich sitze, dass ich einen bestimmten Artikel an meinem privaten PC innert Sekunden aufgestöbert hätte. Ich kann zwar auf diesen coolen, dreckigen Trick zurückgreifen. Aber natürlich hätte ich es lieber einfacher und eleganter.

Aus Access eine Webanwendung bauen?

Darum ist das Projekt, diese Datenbank in eine moderne Form zu überführen. Microsoft behauptet, man könne mit Access Web-Apps fabrizieren. Ob es sich lohnt, damit Zeit zu vergeuden, wage ich zu bezweifeln. Ich werde lieber ausprobieren, wie einfach es ist, die MDB-Datenbank im MySQL umzuwandeln, auf meinem Webserver zu deponieren und eine simple Oberfläche dafür zu stricken. Dann könnte ich hier im Blog ein öffentliches Recherche-Tool anbieten. Nicht, dass die Welt darauf gewartet hätte. Aber wenn es geht, warum nicht?

Heute geht es aber erst einmal um eine viel simplere Angelegenheit. Nämlich um eine App, mit der ich die Datenbank am iPhone und iPad zur Verfügung habe. Es gibt dafür den Viewer für MS Access für zehn Franken und den Database Manager für MS Access für fünf Franken, beide von John Li. Er bietet diese Apps übrigens auch für Android an (hier und hier). Und für den Mac gibt es sie auch (hier und hier).

Da ich die Datenbank am Mobilgerät nur lesend verwenden möchte – das Nachführen von Artikeln erscheint mir am iPhone zu umständlich – probiere ich es erst einmal mit der günstigeren Variante.

Ein bisschen etwas bekommt man von seinen Daten zu sehen – aber nicht so viel, wie man gerne hätte.

Das Öffnen der Datenbank funktioniert erstaunlich unkompliziert. Die MDB-Datenbank liegt auf einem Nextcloud-Laufwerk und ist über einen Dateinavigationsdialog sofort gefunden und in der App verfügbar. Am linken Rand erscheinen die vier Tabellen der Datenbank, jedoch nicht die Abfragen, die Formulare oder Berichte. Aber egal – die Informationen kann man sich in Rohform auch direkt aus den Datentabellen holen.

Komplett untauglich, die App

Viel mehr Gutes lässt sich über die App aber leider nicht sagen. Sie ist vollkommen unbrauchbar, und zwar aus diversen Gründen:

  • Der Knopf, um zum letzten Eintrag der Tabelle zu springen, funktioniert nicht. Ich müsste somit, zum neuesten Eintrag zu gelangen, in Zwanziger-Schritten durch die Tabelle mit 7715 Einträgen hüpfen.
  • Ein Eintrag lässt sich markieren – aber mehr kann man mit ihm nicht tun. Insbesondere scheint es unmöglich zu sein, ihn zu kopieren.
  • Das Inhaltsfeld, in dem der ganze Artikeltext steck, lässt sich zwar ein wenig breiter machen. Das nützt bei einem Feld, das auch mal 5000 oder 7000 Zeichen enthält, nichts. Es scheint jedenfalls nicht möglich zu sein, den Inhalt in voller Länge einzusehen.
  • Beim Filtern und Suchen stürzt die App ab.
  • Die Übersetzung ist grauenvoll.

Es gibt zwar über das Einkaufswagen-Symbol die Möglichkeit, weitere Funktionen zu aktivieren. Die Option In-App Quick Look könnte das sein, was ich bräuchte und womöglich den Zugriff auf einzelne Tabelleneinträge und -felder ermöglichen. Aber dafür bezahlt man noch einmal einen Franken. Lohnt sich das bei einer App, die einen derartig schlechten Eindruck macht?

Nicht länger mit Access rumwursteln

Fazit: leider ein Rohrkrepierer. Aber trotzdem ein gelungener Auftakt für mein Projekt 2020. Diese App ist ein klarer Indikator, dass ich nicht länger mit Access herumwursteln sollte. Es ist an der Zeit, diese Datenbank in die Gegenwart herüberzuretten.

Nachtrag

Das Projekt 2020 konnte im Juli 2022 einem befriedigenden Abschluss zugeführt werden. Das Finale ist hier nachzulesen.

Beitragsbild: Hidde van Esch, Unsplash-Lizenz

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