Eigentlich wollte ich hier ein paar Tipps für den AppleTV zum Besten geben. Die kommen dann auch, und zwar am Ende des Beitrags.
Aber am Anfang muss ich erst einmal eine Runde Dampf ablassen. Denn ich habe den deutlichen Eindruck – und ich bin gespannt, ob ihr diese Einschätzung teilt –, dass die Fernbedienung über die Jahre schlechter geworden ist.
Dabei hat die Siri Remote ihren Reiz: Sie ist übersichtlich und besitzt nur ein paar wenige Knöpfe. Und als grosses Distinktionsmerkmal gibt es ein berührungsempfindliches Bedienfeld.
Doch so anders diese Fernbedienung im Vergleich zu den üblichen Tasten-Monstern auch ist, so gross sind auch ihre Mängel. Man fragt sich, ob der dem Rentnerstand entgegenfiebernde Design-Guru Jony Ive dieses Projekt damals an einen Praktikanten delegiert hat. Denn er selbst hätte den grössten Mangel dieser Fernbedienung doch sicherlich festgestellt:
Man hat sie immer verkehrt in der Hand. Immer
Man nimmt sie nämlich grundsätzlich immer verkehrt in die Hand. Es ist nicht oder kaum zu spüren, wo oben und unten ist. Man müsste dazu auf die Fernbedienung schauen – und wer tut das schon, wenn im abgedunkelten Wohnraum Komaglotzen angesagt ist?
Der zweite Mangel – dass die Fernbedienung über die Jahre schlechter geworden ist – liegt nicht an der Hardware, sondern an der Software. Die Navigation läuft nicht mehr so flüssig wie am Anfang, sondern hinkt oft ein wenig hinterher.
Da man auf dem Touch-Feld mittels Wischgeste navigiert, reagiert man auf diese träge Navigation, indem man energischer wischt. Und das wiederum führt dazu, dass man übers Ziel hinausschiesst: Um ein paar Icons oder gleich massiv, sodass man zum Beispiel in der Netflix-App mühsam den Ausgangspunkt suchen muss.
Warum sortiert Netflix eigentlich seinen Homescreen ständig um?
Und da Netflix die Liste mit den zuletzt gesehenen Inhalten ständig irgendwo anders auftaucht, ist das wirklich mühsam. Mit der Fernbedienung des Fernsehers, mit der man den AppleTV auch bedienen kann, passiert das übrigens nicht. Da hüpft man via Pfeiltasten von Icon zu Icon. Man drückt zweimal nach unten und dreimal nach rechts und ist genau da, wo man hin wollte.
Was ist der Grund? Ich habe den Eindruck, dass sowohl das Betriebssystem TV OS als auch die Apps von Netflix und von Teleboy vom allzu bekannten Phänomen der Softwareerosion (software rot) ereilt worden sind. Die Programme werden dicker, die Hardware bleibt so leistungsfähig, wie sie immer war. Die Folge ist, dass die Hardware nicht mehr hintendrein kommt.
TV OS ruckelt gewaltig
Wir nutzen den Apple TV HD (vierte Generation). Er wurde ursprünglich mit TV OS 9.0 ausgeliefert und läuft heute mit Version 12.2.1. Netflix seinerseits hat mit der Unsitte angefangen, nur beim Auswählen einer Serie den Trailer abspielen zu wollen. Das bringt es mit sich, dass beim Blättern durch den Katalog im Hintergrund viel mehr Aktionen in Gang gesetzt werden als früher – auch das macht die Navigation hakeliger.
Fazit: Da Spiele auf dem AppleTV nun wirklich keine Erfolgsgeschichte sind, sollte Apple die Fernbedienung ganz auf die Steuerung der Apps zuschneidern. Den AppleTV wird man demnächst mit den herkömmlichen Konsole-Controller steuern können: Wer zu der Minderheit gehört, die den AppleTV ernsthaft zum Zocken nutzt, der wird sich sowieso so einen anschaffen wollen. Und den angeblich guten SteelSeries Nimbus existiert weiterhin.
Trotz allem: Einige wirklich nützliche Tricks für den Apple TV
Und hier die versprochenen Tipps für den AppleTV:
Bessere Steuerung
Die oben erwähnten Bedienungsprobleme lassen sich womöglich durch eine Anpassung der Einstellungen abmildern. Dazu experimentiert man in den Einstellungen bei Fernbedienungen und Geräte. In der Rubrik Touch-Tracking gibt es die Optionen Schnell, Mittel und Langsam.
Schnell zurückspringen
Normalerweise spult man beim AppleTV, indem man die Wiedergabe pausiert und dann nach links oder rechts wischt. Es geht aber auch einfacher: Um zehn Sekunden zurück oder vorwärts zu springen, tippt man einfach am linken bzw. rechten Rand auf das Touch-Feld.
App-Wechsel und Terminierung
Es gibt einen Task-Switcher beim AppleTV-Man drückt den Home-Knopf doppelt und wischt dann horizontal durch die Apps. Um eine App zu schliessen, wischt man sie wie bei iOS nach oben.
Und aus
Um den AppleTV schnell in den Ruhezustand zu versetzen, muss man den Home-Knopf etwas länger drücken. Dann erscheint ein Auswahlmenü mit der Option Ruhezustand.
Ordnung
Man kann die Apps auf dem Home-Bildschirm neu anordnen, in Ordner verschieben und löschen. Fürs Umsortieren wählt man eine App aus und lässt den Finger dann auf dem Touch-Feld, bis die Apps wackeln. Dann lässt sich die ausgewählte App an den Zielort verschieben.
Wenn man sie auf eine andere App platziert, wird sie zusammen mit dieser in einen Ordner verschoben. Weitere Optionen erscheinen durch Drücken auf die Play-Pause-Taste. Dort gibt es auch einen Befehl zum Löschen.
Die alte Ordnung
Unsinnigerweise hat das letzte Update von TV OS die Funktion der Home-Taste verändert. Man gelangt nun nicht mehr auf den Home-Bildschirm, sondern zu der (IMHO völlig nutzlosen) AppleTV-App und dort zu der Liste Als Nächstes. In den Einstellungen bei Fernbedienungen und Geräte in der Rubrik Home-Taste ändert man das zurück auf Home-Bildschirm.
Peripherie
In den Einstellungen bei Fernbedienungen und Geräte gibt es die überaus nützliche Funktion Bluetooth: Damit verbindet man seinen AppleTV mit Bluetooth-Geräten, zum Beispiel mit einem drahtlosen Kopfhörer, sodass man ohne ein lästiges Kabel und ohne das Baby aufzuwecken, seine Filme geniesst. Und bevor ihr fragt: Ja, man kann auch eine Tastatur verwenden.
Erweiterte Funktionen
Mit dem Menü-Knopf wechselt man zur vorherigen Ansicht – so weit, so klar. Man kann ihn auch doppelt betätigen, um den Bildschirmschoner zu starten. Und noch besser: Ein Dreifach-Druck aktiviert die Accessibility-Funktionen, die es auch beim AppleTV gibt. Die finden sich in den Einstellungen bei Allgemein > Bedienungshilfen. Dort stehen Optionen wie Audiodeskription und anpassbare Untertitel zur Auswahl.
Ton und Bild anpassen
Die Wiedergabe-Einstellungen bringt man während des laufenden Programms durch ein Wischen von oben nach unten zum Vorschein. Bei der Teleboy-App wischt man – so widersinnig das auch ist – noch einmal von oben nach unten, um diese Einstellungen dazu zu bringen, wieder nach oben zu gleiten.
Input
Wenn man Text eintippen muss, dann geht das einfacher über die Remote-App des iPhones: Dann darf man den Text nämlich am Telefon eingeben. Ansonsten hilft der Play-Pause-Knopf: Er schaltet zwischen Gross- und Kleinbuchstaben um.
Dunkler Modus
In den Einstellungen bei Allgemein gibt es den Menüpunkt Erscheinungsbild und dort nebst dem normalen, hellen Modus auch die Option Dunkel.
Audiokompressor
Wer keine wattstarke Soundbar an seinem Fernseher angeschlossen hat, der kennt das Problem: Filme und Serien sind oft mit hohem Dynamikumfang abgemischt, sodass man ständig die Lautstärke-Tasten drückt, um die leisen Dialoge zu verstehen und das Schlachtgelärm zu dämpfen.
In den Einstellungen bei Video und Audio gibt es die Option Laute Klänge reduzieren, die diesem Problem entgegenwirkt.
Siri
Ja, die rührige Assistentin gibt es auch auf dem AppleTV. Allerdings erst seit verhältnismässig kurzer Zeit und in Österreich und der Schweiz auch mit folgendem Trick: In den Einstellungen bei Allgemein > Sprache und Region hat man als Sprache Deutsch eingestellt. Und wiederum in den Einstellungen bei Accounts > iTunes & App Store wechselt man auf Deutschland.
Wenn nun in den Einstellungen bei Allgemein > Siri die Assistentin auch noch eingeschaltet ist, dann ist die Mikrofon-Taste auf der Fernbedienung nun endlich für etwas gut. Einer der besten Tricks ist die Frage: «Was hat er gerade gesagt?» Die Wiedergabe springt dann zur nächsten Dialogzeile zurück.
Die versteckten Menüfunktionen
Bei den Einstellungen unter System > Software-Updates erscheint der Menüpunkt Erweiterte Einstellungen, wenn man schnell viermal hintereinander den Play-Pause-Knopf drückt. Dort stehen etwa VPN-Profile zur Verfügung.
Bildschirm-Aufzeichung
Die Videoausgabe des Apple-TVs (nicht jedoch Filme und Serien) lassen sich auch aufnehmen. Dazu verwendet man einen Mac und dort Quick Time. Man betätigt im Menü Ablage den Befehl Neue Video-Aufnahme und wählt den AppleTV aus – analog zur Aufzeichnung von iPhone- und iPad-Bildschirmen (siehe dazu hier).
Ich habe aehnljche Erfahrungen gemacht mit der Steuerung von Android TV auf verschiedenstenen Geraeten. Das groesste Problem bei Android TV auf Fernsehgeraeten (in Abgrenzung zu Konsolen un STB) ist leistungsschwache Hardware. da wird jeder Rappen zweimal umgedreht. Auf Kosten der Bendienbarkeit (der Effekt, dass man zu oft drueckt, weil man meint, der letzte Klick ist noch nicht angekommen).
Bei Android TV gibt es dann fuer verschiedene Geraete auch verschiedene Controller. DPad-Steuerung (und Gamecontoller) ist Standard und muss unterstuetzt werden von den Anbietern (so dass automatisch herkoemmliche, klassiche TV-Controller auch unterstuetzte werden). Alle Modelle mit einem Touchfeld waren fuer mich absolut unbrauchbar. Entweder zu traege, oder zu sensibel. Es scheint mir auch nicht einzuleuchten warum man analoge Wischgestehen in 360 Richtungen haben soll, wenn man auf der Oberflaeche den Focus senkrecht oder waagerecht von einem Element nach dem anderen springen lassen will. Da machen einzelne Klicks mit DPad einfach Sinn – nicht sexy vielleicht, aber funktioniert gut und zuverlaessig. Wer schnell sein will, kann einfach Longpress machen bis man die Kontrolle verliert 🙂 (wie beim Touchpad).
Fuer Android TV gibt es aber dann ein Modell, dass mich vollkommen ueberzeugt hat und das ich nun seit etwa einem Jahr oft und regelmaessig verwende, das ist NVidia-Shield. Der Kontroller ist DPad, so wie man sich das vorstellt. Die Hardware ist schnell genug um alle Controls mitzubekommen und schneller zu sein als meine Auge-Handkoordination (die Netflix-App ist ein Hammer damit, wie auch Zattoo). Richtig gut – wer sich so ein Ding erwirbt, weiss auch warum das so gut ist – der Preis ist halt angemessen und nicht geizgeil.
Mein Fazit in dieser Angelegenheit ist daher, dass sich die Anbieter hier von den Konsumenten ins Bockshorn jagen lassen. Im Preiskampf um die preisbewussten Konsumenten (aka Geizhaelse?) bieten sie Dinge an, die nicht wirklich brauchbar sind und tuen sich daher meines Erachtens keinen guten Dienst.