Schreiben Sie Ihren Namen gefälligst anders!

Als Mensch mit einem Nach­namen, in dem sich ein Ü befindet, komme ich immer wieder in die Ver­legen­heit zu beo­bachten, dass dieser «German Umlaut» in manchen Com­puter­systemen unlösbare Probleme verursacht. Wes­wegen ich mich dann Schuwith­agerman­umlaut­ssler zu nennen pflege.

Denkt ihr etwa, Mötley Crüe würde es schätzen, «Moetley Cruee» geschrieben zu werden?

Ja, ich weiss. Unicode ist in der Theorie wunderbar und in der Praxis eine tückische, knifflige Sache. Manche Pappenheimer machen es sich aber dennoch etwas gar einfach.

Beispielsweise die renommierte Firma Behringer. Sie beruft sich zwar stolz auf ihre Wurzeln und einen Gründungsmythos, in dem ein Aargauer in jungen Jahren zum Entwickler von Synthesizer heranwuchs und in Deutschland ein Startup auf die Beine stellte. So heisst es beim Twitter-Account:

25 years ago Uli Behringer started Behringer with a mission: empower musicians by making musical equipment affordable, so they can achieve their musical dreams.

Es ist schön, wenn man weiss, wo man herkommt. Viele der multinationalen Unternehmen scheinen das zu vergessen, wenn sie kopf- und traditionslos dem Profit über den ganzen Planeten hinterherrennen.

Bei diesem Geschichtsbewusstsein wundert es allerdings sehr, dass sich dieses Unternehmen mit deusch-schweizer Wurzeln nicht mehr an den German Umlaut erinnern kann. Beim Versuch, ein kürzlich gekauftes Produkt zu registrieren, wurde ich schnöde angewiesen, meinen Namen gefälligst ohne special character zu schreiben.

«No special character allowed to Last Name»

Der special character ist das Ü in meinem Nachnamen. Klar, eine Zumutung für jemanden, der ein schönes Formular entwickelt hat, das bei der Eingabe überprüft, ob auch ja nur Ascii-Zeichen eingegeben wurden – die machen kein Problem in der Datenbank und man kann sie ohne Gefahr als CSV exportieren.

Das wirkt nicht so, als ob man Lust hätte, dem Kunden entgegenzukommen

Andererseits müsste es einem aufgehen – Stichwort «Versetzen wir uns mal in den Kunden hinein» –, dass es ein ziemlicher Affront ist, jemandem zu sagen, er solle seinen Namen gefälligst so schreiben, wie es einem selbst gerade genehm ist. Ich nehme das jedes Mal persönlich, auch (oder gerade weil) ich die technischen Hintergründe kenne. Im Fall von Behringer liegt einem natürlich die böse Bemerkung auf der Zunge, die Klitsche gehöre inzwischen den Chinesen. (Was nicht stimmt. Die Klitsche ist philippinisch.)

Man überlebt es, seinen Namen bei einer Produktregistrierung falsch zu schreiben. Ganz anders liegt der Fall, wenn der Schweizer Staat manche Leute zwingt, ihren Namen zu ändern, weil das Passbüro bzw. das elektronischen Zivilstandsregister keine Unicode-kompatible Datenbank zur Verfügung hat. Diese Geschichte konnte man Ende letzten Jahres bei «Das Magazin» nachlesen: Ić bin kein Schweizer war der Artikel überschrieben, der die Geschichte von Robert Matešić nacherzählt, der in der Schweiz Matešic heissen muss. Was er als «genetisches Mischwesen, halb kroatisch, halb deutsch» empfindet.

Wer muss sich hier nach wem richten?

Das ist eine Posse und ein Paradebeispiel, wie es nicht gehen sollte – Technik muss sich den Menschen anpassen, nicht umgekehrt. Man hätte beim elektronischen Zivilstandsregister eine pragmatische Lösung anstreben können. Das ß darf man, wenn man das Zeichen nicht griffbereit hat, als sz schreiben. Wieso also nicht eine Umschreibung wie c’ fürs ć? Klar, das ist nicht schön – aber man könnte es ohne Probleme per Suchen-Ersetzen ins korrekte Zeichen überführen, nachdem die Datenbank unicodifiziert worden ist.

Aus der gleichen Überlegung heraus entscheide ich mich jeweils, bei Registrierung wie der von Behringer meinen Namen als Schuwithagermanumlautssler zu schreiben. Würde ich Schussler oder Schuessler schreiben, wäre die automatische Korrektur per Alle-Suchen-Ersetzen nicht möglich. Im ersten Fall würde aus der Frau Schuster eine Frau Schüster werden. Im zweiten Fall würde Mauro Tuena künftig Mauro Tüna heissen. Ich glaube, ich lehne mich nicht aus dem Fenster, wenn ich die Prognose wage, dass ihn das zu einer schlimmen Tirade veranlassen würde. Auf den Mund gefallen ist er ja nicht.

uwithagermanumlaut lässt sich seinerseits problemlos per Suchen-Ersetzen in ein ü verwandeln. Denn diese Zeichenfolge dürfte generisch in keinen Namen vorkommen – noch nicht einmal in einem indischen.

One thought on “Schreiben Sie Ihren Namen gefälligst anders!

  1. Ich habe das gleiche, umgekehrte, Problem. Ein Vorfahre von mir, Schätzle, lies sich in Biel einbürgen und änderte den Name auf Schaetzle um; vermutlich, weil Biel Bilingue ist. Oschon ich meinem Name immer mit “ae” schreibe, wird er etwa jedes zweite Mal auf “ä” abgeändert. 😭

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