Der Clipboard-Manager gehört zu den unverzichtbaren Arbeitsinstrumenten. Für Uneingeweihte: Er speichert eine Historie der Zwischenablage und hält eine bestimmte Anzahl an alten Einträgen bereit. Frühere Einträge lassen sich über ein separates Tastaturkürzel abrufen.
Das hilft, wenn wir einen wichtigen Eintrag in der Zwischenablage durch versehentliches Drücken von Ctrl
/Cmd
v
überschreiben.
Aber nicht nur das. Das Hilfsprogramm für die Zwischenablage ermöglicht auch eine effizientere Arbeitsweise. Ein Beispiel dafür: Ich will aus einer Website mehrere Informationen in mein Textdokument oder einen Blogpost übernehmen. Mit der klassischen Zwischenablage müsste ich den ersten Schnipsel an der Quelle markieren, dann zu meinem Eingabefeld wechseln, ihn dort einfügen und das Prozedere mit dem nächsten Schnipsel wiederholen. Dank des Zwischenablage-Managers kopiere ich am Ursprungsort alles, was ich brauche, wechsle dann zu meinem Dokument oder dem CMS und füge es dort nach und nach via Clipboard-Manager ein.
Fünf Kandidaten – und Maccy machts
Für Windows habe ich eine gute Lösung¹, doch für den Mac fehlte mir das passende Programm. Es stehen mehrere zur Auswahl:
- Copyclip für neun Franken,
- Paste für zu teure dreissig US-Dollar pro Jahr
- Clipy als kostenlose, aber schon etwas in die Jahre geratene Open-Source App,
- sowie Unclutter für zwanzig Franken.
Ich habe mich schliesslich für den fünften im Bund entschieden, nämlich Maccy. Diese App kostet zehn Franken im App Store und überzeugte mich durch ihre schnörkellose Optik und den überschaubaren Funktionsumfang. Unclutter beispielsweise managt nicht nur die Zwischenablage, sondern auch Dateien und Notizen. Das mag für viele User praktisch sein, aber ich ziehe bei den Utilitys die Spezialisten den Universalisten vor.
Maccy klinkt sich mit einem Ästchen-Symbol in die Menüleiste ein. Die App zeigt ein Menü an, in dem die einzelnen Elemente von neu nach alt angezeigt werden. Es gibt eine Suchfunktion, und wenn wir einen Eintrag auswählen, zeigt uns ein Pop-up-Fenster an, wann und aus welchem Programm der Eintrag kopiert wurde.

Die entscheidenden Tastaturkürzel
Um einen der Einträge aus der Zwischenablage-Historie aufzurufen, betätigen wir standardmässig das Tastaturkürzel Shift
Cmd
v
. Das lässt sich in den Einstellungen zum Glück abändern; ich finde Option
Cmd
v
praktischer, weil bei meiner Tastatur die beiden Steuertasten direkt nebeneinander liegen. Wir können in der Liste nun den gewünschten Eintrag per Maus oder über die Cursortasten selektieren. Auch das Auswählen per Tastatur mittels Command
ist möglich. Für den Eintrag am Anfang der Liste betätigen wir Cmd
1
, für den zweiten Cmd
2
, und so weiter.
An dieser Stelle sorgte Maccy für Irritation: Denn wenn wir auf diese Weise einen älteren Eintrag reaktivieren, taucht er nicht sogleich in der Ziel-App auf. Stattdessen stellt ihn Maccy wieder in die Zwischenablage. Um ihn effektiv zu übernehmen, müssen wir noch einmal Cmd
v
drücken.
Zwei wichtige Optionen

Das mag für manche Leute sinnvoll sein, doch mir ist es zu umständlich. Zum Glück lässt sich dieses Verhalten abändern. In den Einstellungen (unter Allgemein, wo auch die Tastaturkürzel festgelegt werden und die Option Beim Anmelden starten zur Verfügung steht) aktivieren wir die Checkbox Automatisch einfügen.
Mit dieser Änderung landet der ausgewählte Eintrag am Zielort, ohne dass wir nochmals einfügen müssten. Das klappt jedoch nur, wenn Maccy in den Systemeinstellungen unter Bedienungshilfen eingetragen ist – nur dann darf das Hilfsprogramm in Dritt-Apps direkt Text übergeben.
Im Reiter Allgemein der Einstellungen findet sich übrigens auch die Option Einfügen ohne Formatierung. Ich empfehle, die unbedingt zu aktivieren, denn in der Mehrheit der Fälle bringen «eingeschleppte» Textauszeichnungen unser Dokument bloss durcheinander.
Privatsphäre und Passwörter schützen
Als weitere Einstellungen hält Maccy folgende Dinge bereit:
- Bei Speicher legen wir fest, was gesichert wird (standardmässig sind es Dateien, Bilder und Text). Wir können angeben, wie viele Elemente aufbewahrt werden (standardmässig sind es 200) und die Sortierung beeinflussen.
- Bei Erscheinungsbild gibt es diverse Optionen zum Popup-Menü; beispielsweise zur Position, an der es angezeigt wird. Falls wir Maccy immer nur via Tastaturkürzel aufrufen, benötigen wir das Menüleisten-Symbol auch ausblenden.
- Unter Ignorieren halten wir Inhalte von bestimmten Anwendungen und bestimmte Inhaltstypen aus Maccy fern. Tipp: Falls wir einen Passwortmanager nutzen, den hier unbedingt eintragen – denn Passwörter dürfen nicht in der Zwischenablage-Historie landen!
- In der Rubrik Erweitert kann Maccy temporär deaktiviert werden. Und es gibt die Möglichkeit, den Verlauf beim Beenden des Programms, sprich, beim Herunterfahren zu löschen. Für gemeinsam genutzte Macs ist das zum Schutz der Privatsphäre eine sinnvolle Option.
Fazit: Eine durchdachte, zweckdienliche Anwendung, an die ich mich Nullkommanichts gewöhnt habe.
Ein Tipp noch: Es gibt die Möglichkeit, Inhalte dauerhaft verfügbar zu machen. Dazu werden Elemente angeheftet (mit Option p). Diese angehefteten Elemente bleiben erhalten und können direkt über Tastaturkürzel eingefügt werden – Maccy wird so zu einer einfachen Textbaustein-Verwaltung.
Das brauche ich eigentlich nicht, weil ich mit der in Mac OS eingebauten Textersetzung klarkomme. Zwei tolle Anwendungsfälle habe ich aber gefunden:
- Mittels Maccy füge ich Parameter für die Google-Suche ein. Denn wie seinerzeit bemängelt funktioniert die Textersetzung in der Adressleiste der Browser nicht.
- Ausserdem unterschlägt die Textersetzung Zeilenumbrüche. Mehrzeilige Texte füge ich daher über Maccy ein.
Die angehefteten Elemente werden in Maccy in den Einstellungen in der Rubrik Pins bearbeitet.
Fussnoten
1) Über viele Jahre habe ich den Zwischenablagespeicher meines Textbaustein-Programms Phraseexpress benutzt. 2018 hat Microsoft den Zwischenablage-Verlauf in Windows eingebaut. Der Clou damals war die Synchronisation via Cloud. Als ich noch einen separaten Arbeits-PC hatte, war das das Kriterium, das mich zum Wechseln bewogen hat. Heute verwende ich noch immer die Windows-Funktion, aber ohne die Synchronisation via Cloud.
Um bei Windows ein Element aus der Historie einzufügen, wird standardmässig die Windows-Taste und v betätigt (⊞v
)
Diese Option findet sich in den Einstellungen bei System > Zwischenablage. Ich habe Zwischenablageverlauf eingeschaltet, das Kästchen bei Zwischenablageverlauf auf all Ihren Geräten jedoch abgeschaltet. ↩
Beitragsbild: Womit wir an dieser Stelle Gefahr laufen, darüber diskutieren zu müssen, warum das Clipboard auf Deutsch Zwischenablage und nicht Klemmbrett heisst… (Ono Kosuki, Pexels-Lizenz)