Er sei nur etwas harthörig, ist bekanntlich die Ausrede von Professor Bienlein in Tim und Struppi, um sich seine fast totale Taubheit schönzureden. Nun, wenn uns der Eindruck heimsucht, wir könnten selbst akustisch nicht mehr so aufnahmefähig sein wie in unseren Teenagerjahren, dann können wir das sofort überprüfen – und zwar, ohne dass wir zum Ohrenarzt eilen müssten.
Das ist seit zwei Jahren mit der Hearing Test-App von Sennheiser möglich. Seit ein paar Wochen lässt sich auch mit den Airpods Pro 2 von Apple ein solcher Hörtest abhalten. Dafür braucht es keine separate App. Es funktioniert standardmässig wie folgt:
Wir verbinden die Airpods, öffnen die Einstellungen und tippen dort unsere Ohrstöpsel an. In den Einstellungen, in denen auch praktische Features wie die Personalisierte Lautstärke und die Konversationserkennung zu finden sind, tippen wir auf den Befehl Hörtest machen (Take a hearing test).
Wie der Test abläuft

Es folgt eine ausführliche Erklärung, wie wir die Stöpsel ins Ohr einsetzen, plus eine Kontrolle mit einem lauten Stück Musik, mit dem festgestellt werden soll, ob sie auch richtig sitzen. Dann findet der eigentliche Test statt. Bi dem müssen wir zuerst für das linke und dann für das rechte Ohr auf Töne in verschiedenen Frequenzbereichen achten. Wenn wir etwas hören, tippen wir auf den Bildschirm. Zwischendurch gibt es längere Phasen der Stille. Damit soll wohl ausgeschlossen werden, dass wir einfach in dem Rhythmus weiter aufs Display klopfen, mit denen die Töne zuvor zu hören waren.
Nach dem Test erfolgt die Auswertung. Die zeigt uns lediglich einen dB-HL-Wert für das linke und das rechte Ohr, wobei das für decibel hearing level steht. Das Ergebnis wird auch in der Health-App gespeichert. Es findet sich in der Rubrik Entdecken bei Hören > Hörtest-Resultate (Englisch: Browse > Hearing > Hearing Test Results), und auch an dieser Stelle lässt sich der Test initiieren.
Und? Stimmt es denn auch?
Natürlich interessiert uns an dieser Stelle, wie akkurat diese Resultate sind. Mit letzter Sicherheit liesse sich das nur beurteilen, wenn ein Ohrenarzt einen Kontrolltest durchführen würde. Ich kann immerhin einen Vergleich mit den Resultaten der Hearing-App von Sennheiser herstellen.
Dieser Test zeigt zwar keine komplette Übereinstimmung, aber doch ähnliche Resultate: In beiden Fällen wird mir normales Hörvermögen attestiert, wobei mein rechtes Ohr etwas besser wegkommt als das linke. Und in beiden Tests zeigen, dass es bei mir ab acht Kilohertz bergab geht. Das ist, wie diese verflixte Altersweitsichtigkeit, eine unvermeidliche Alterserscheinung. Trotzdem fällt auf, dass bei Apple die Kurve etwas steiler abfällt als bei Sennheiser. Das wiederum kann an den Kopfhörern liegen. Es ist indes nicht ausgeschlossen, dass mein Gehör in den letzten zwei Jahren etwas nachgelassen hat.
Die Moral von der Geschicht’
Aber wegen der Details sollten wir uns nicht hintersinnen. Es zählt nicht jedes Prozentpünktlein, sondern der allgemeine Trend. Und das scheint mir die Gefahr dieser Selbstdiagnosen zu sein: Der Hang von hypochondrischen Leuten (wie mir), die Resultate überzuinterpretieren. Davon abgesehen, ist das ein sinnvoller Einsatz von Technik: Falls wir uns wegen unseres Hörvermögens Sorgen machen, können wir unseren Entscheid, ob ein Arztbesuch angebracht ist oder nicht, auf eine solide Grundlage stellen.
Weitere Informationen zum Thema gibt Apple im Airpods-Benutzerhandbuch.
Beitragsbild: Sie funktionieren bei Bedarf auch als Hörhilfe (Antoni Shkraba production, Pexels-Lizenz).