Es ist eine naheliegende Idee: Die Hearing Test-App, die es fürs iPhone, iPad und für Android gibt, führt via Kopfhörer einen Hörtest durch und liefert ein Audiogramm. Das ist eine Auswertung des Hörvermögens fürs rechte und linke Ohr über verschiedene Frequenzbereiche.
Und klar: Wenn wir es genau wissen wollen, dann begeben wir uns zum Ohrenarzt¹, wo die Untersuchung nicht durch einen Laien durchgeführt wird, sondern durch eine Fachperson, die eine professionelle Einschätzung abgibt. Sie hat auch die Instrumente, um ins Ohr hineinzusehen und bei Bedarf weitere Untersuchungen durchzuführen. Doch was den Hörtest angeht, dürfte es im Kern keine wesentlichen Unterschied geben, ob wir uns selbst untersuchen oder das Prozedere in einer HNO-Praxis über uns ergehen lassen.
Messung per Kopfhörer
Die Funktionsweise der Hearing Test-App ist simpel: Wir stecken uns Kopfhörer ins Ohr oder stülpen sie uns über selbige. Dann geben wir an, ob es sich um ein offenes oder geschlossenes Modell handelt. Da die App von Kopfhörer-Hersteller Sennheiser stammt, will sie wissen, ob wir ein Haus-eigenes Produkt oder das eines Drittherstellers benutzen. Es funktioniert mit allen Kopfhörern, aber denkbar ist, dass Modelle von Sennheiser ein etwas genaueres Resultat liefern, weil für die genauere Spezifikationen in die App einfliessen konnten. (Vielleicht aber auch nicht).
Aber es geht auch nicht um eine hochpräzise Messung, sondern um eine Grössenordnung, und wenn wir uns unsicher sind, können wir den Test mit zwei verschiedenen Paar Kopfhörern (z.B. offenen und geschlossenen) ausführen. Und natürlich sind qualitativ gute Kopfhörer vorzuziehen, weil es darum geht, dass auch sehr leise Töne gut wiedergegeben werden sollen.
Der Hörtest funktioniert so, dass abwechselnd fürs rechte und linke Ohr ein Ton abgespielt wird. Unsere Aufgabe ist es, die Lautstärke so einzustellen, dass wir den Ton gerade noch hören. Und klar – dafür sollten wir uns in einer möglichst ruhigen Umgebung befinden.
Ein Fledermausgehör ist es nicht
Diesen Test machen wir insgesamt zwölfmal; jeweils fürs rechte und linke Ohr und für die Frequenzen von 500, 1000, 2000, 4000, 6000 und 8000 Hertz. Das Resultat wird als Kurve angezeigt, die anzeigt, wie laut der Ton war, damit er hörbar war. Bei mir fällt die Messung ordentlich aus. Ab 6000 Hertz fällt die Kurve etwas ab.
Das soll für meine Alterskategorie nicht ungewöhnlich sein, habe ich mir sagen lassen. Jedenfalls lässt sich anhand dieser anekdotischen Evidenz darlegen, dass der allgemeine Alarmismus, wie ihn die Medien gern im Zusammenhang mit Ohrstöpseln an den Tag legen, übertrieben ist. SRF hat neulich in dieses Horn geblasen und gefragt, ob Kopfhörer eine Gefahr für unser Gehör seien. Wenn das der Fall wäre, müsste ich stocktaub sein, weil ich meine Stöpsel täglich und stundenlang trage.
Aber natürlich: Es kommt darauf an, wie laut man sie eingestellt hat. Es liegt auf der Hand, dass Leute wie ich, die mehrheitlich Podcasts und Hörbücher konsumieren, weniger geneigt sind, die Lautstärke hochzudrehen, als das bei der Musik der Fall ist.
Aber auch da darf ich sagen, dass ich durchaus meine Phasen hatte, in denen ich den Lautstärkeregler gern in den roten Bereich geschoben habe. (Mit den Leuten, die mir Taubheit prophezeit haben und die im Titel erwähnt sind, habe ich natürlich meine Eltern gemeint.) Immerhin; am iPhone sehen wir in der Health-App in der Rubrik Kopfhörergeräuschpegel, ob wir es übertrieben haben. Das wirkt natürlich etwas nannyhaft – andererseits wissen wir dann auch, was Sache ist und können auch mal eine Pause einlegen, wenn die Algorithmen dazu raten.
Mit der Health-App synchronisieren
Apropos Health-App: Auch das Audiogramm der Hearing Test-App kann in die Health-App eingespeist werden. Es erscheint dort unter Entdecken bei Hören als Audiogramm und ist zusammen mit den anderen Gesundheitsdaten zentral abrufbar. Damit die Daten synchronisiert werden, muss in der Sennheiser-App die Option Mit Apple Heath-App verbinden eingeschaltet sein. Es gibt hier auch die Möglichkeit, sich an regelmässige Wiederholungen erinnern zu lassen, z.B. einmal pro Jahr.
Fussnoten
1) Auf Twitter bekam ich den Hinweis, dass es für einen Test keinen Arzt braucht:
Um das Gehör zu testen braucht es keinen Ohrenarzt. Da kannst du zu einem oder einer Akustiker*in. Die schauen auch ins Ohr und würden dich an eine*n Ohrenarzt*in verweisen.
— Eva C@swiss.social (@Eva201900) May 10, 2023
Beitragsbild: Warum macht das Gras draussen vor dem Fenster bloss so einen Lärm? (Hayes Potter, Unsplash-Lizenz)