Vier Lieblings-Tipps für ChatGPT

Tipps für die KI von OpenAI: Wie wir unsere Recher­chen bün­deln, den Bot mit un­se­ren Vor­lieben be­kannt machen, wie­der­keh­ren­de Auf­ga­ben ein­rich­ten und Vor­keh­rungen für pein­liche oder ver­fäng­liche An­liegen tref­fen.

Solange Elon «Hitlergruss» Musk OpenAI nicht gekauft hat, können wir ChatGPT weiterhin fröhlich benutzen. Und ich darf euch hier meine Lieblings-Tricks für den Bot verraten:

1) Die Projekte

Sie stehen seit ein paar Wochen für Kunden eines Bezahl-Abos zur Verfügung. Die Projekte sind über die Seitenleiste im gleichnamigen Abschnitt zugänglich. Über das Plus-Symbol wird ein neues Projekt hinzugefügt. Sie eröffnen folgende Möglichkeiten:

Ein Projekt, in dem ChatGPT den hartgesottenen Kulturprofi geben soll.

Sie bringen Ordnung in die Historie. In der Seitenleiste werden unsere Abfragen chronologisch protokolliert. Es passiert mir öfter, dass ich auf eine frühere Anfrage zurückkommen möchte. Aber nach spätestens einigen Wochen ist es schwierig, die wieder aufzufinden – selbst mit der Suchfunktion. Wenn wir die Konversation einem Projekt hinzufügen, ist sie dort leicht zugänglich. Genauso, wie wir es uns von den Ordnern auf unserer Festplatte gewohnt sind.

Das ist nicht alles:

  • Dem Projekt lassen sich Dateien hinzufügen. Die werden für Anfragen innerhalb des Projekts verwendet. Das geht analog auch mit einem eigenen GPT, ist aber deutlich einfacher.
  • Und fürs Projekt sind sogenannte Hinweise hinterlegbar. Das sind Anweisungen, die ChatGPT bei Antworten innerhalb des Projekts berücksichtigt.

Wenn wir beispielsweise ein Projekt anlegen, um unsere Französischkenntnisse aufzubessern und mit ChatGPT en français zu parlieren, dann deponieren wir diese Vorgabe als eine Art Systemprompt. Wir können auch verlangen, dass wir auf Fehler aufmerksam gemacht werden wollen und ein Vokabular auf Level B1 erwarten.

Ein Beispiel, das ich ausführlich beschreibe, ist die «Erschaffung» eines persönlichen Kultur-Beraters, der Serien, Filme und Bücher empfiehlt.

Wir könnten uns auch einen GPT bauen. Doch die Projekte sind im Vergleich niederschwelliger zu verwenden.

2) Die Einstellungen

Wie persönlich soll ChatGPT werden? In den Einstellungen lässt sich das regeln.

Für die Einstellungen klicken wir aufs Avatar-Logo. Das ist in der Webversion rechts oben zu finden; wir klicken auf den entsprechenden Menübefehl. In der App steckt das Logo in der Menüleiste am unteren Rand und führt direkt zum Konfigurationsbereich.

Ich finde vor allem Personalisierung spannend. In diesem Bereich findet sich die Option Erinnerungen: Sie steuert, ob sich der Bot Fakten merkt, die er über uns lernt. Welche Fakten das sind, lässt sich via Verwalten einsehen. Es ist dort möglich, einzelne «Erinnerungen» zu entfernen. Auch kann das «Gedächtnis» als Ganzes gelöscht werden.

Bei Individuelle Hinweise wählen wir, wie uns ChatGPT ansprechen sollen. Wir können unseren Job angeben: Von meinem Hinweis, ich sei Journalist, erhoffe ich mir eine faktenorientierte Reaktionsweise. Bei der Frage nach den Eigenschaften, die der Bot an den Tag legen soll, habe ich Folgendes eingetragen: «Halte dich an Fakten. Sei prägnant. Humor ist okay.»

Ich zweifle noch, ob der letzte Hinweis eine gute Idee ist. Falls nicht, lässt er sich jederzeit entfernen.

Wer nicht möchte, dass die KI so tut, als würde sich hier eine persönliche Beziehung entwickeln, kann das natürlich auch deklarieren und dafür sorgen, dass keine Erinnerungen gespeichert werden.

Fünf Tipps noch dazu:

  • Unter Allgemein sind die archivierten Chats zugänglich. Archivieren lässt sich ein Chat, in dem er in der Seitenleiste links ausgewählt wird: Beim Klick auf das Symbol mit den drei Punkten erscheint ein Menü, in dem u.a. der Befehl Archivieren zur Verfügung steht. (Auch verfügbar: Löschen, Umbenennen und Zu Projekt hinzufügen.)
  • Bei Datenkontrollen lassen sich die gespeicherten Daten im Sinn der Datenportabilität der Datenschutzgrundverordnung der EU exportieren.
  • Bei der Personalisierung und den individuellen Hinweisen lassen sich über das Eingabefeld Welche Eigenschaften soll ChatGPT haben? auch formale Vorgaben machen. Ich weise ChatGPT an, auf die Schweizer Typografie zu achten und als Anführungszeichen Guillemets («so») zu verwenden.
  • Über das Feld Gibt es sonst noch etwas, das ChatGPT über dich wissen sollte? schliesslich geben wir z.B. unsere Pronomen an.
  • Es scheint, dass sich ChatGPT in der App und via Web unterschiedlich konfigurieren lässt. Wir können z.B. am Smartphone kürzere Antworten verlangen als am Desktop.

3) Die Aufgaben

Für Kunden der Bezahlversion steht über das Einstellungen-Menü auch der Punkt Aufgaben zur Verfügung. Das ist ein Prompt, der mit einer Zeitangabe versehen werden kann. Um auszuprobieren, ob ChatGPT eine Konkurrenz für die guten alten Google Alerts (Wissen, was läuft) ist, habe ich probehalber folgende Aufgabe vorgegeben:

Suche mir jeden Freitag um 17 Uhr Neuigkeiten aus den vergangenen sieben Tagen über mich (Matthias Schüssler), meine Website Clickomania.ch und meinen Podcast Nerdfunk.ch

Die ersten Erfahrungen deuten darauf hin, dass sich Google in diesem Bereich vorerst nicht vor OpenAI fürchten muss; zumindest, was die Recherchemöglichkeiten angeht. Aber natürlich gibt es für die ChatGPT-Aufgaben viele kreativere Möglichkeiten. Wenn wir bei unserem Sprachprojekt einhaken, könnten wir uns beispielsweise immer zur Kaffeepause um neun eine kleine Französischaufgabe stellen lassen.

4) Die temporären Chats

Diese Funktion habe ich nur in der iOS-App gefunden, nicht in der Webvariante: Über das Symbol mit der gestrichelten Linie in Form einer Sprechblase lässt sich ein temporärer Chat abhalten. Er erscheint nicht im Verlauf, hat keinen Einfluss auf di eErinnerung und wird nicht fürs Training der Modelle benutzt. Eine Kopie werde während dreissig Tagen gespeichert.

Mit anderen Worten: Es handelt sich um den privaten Modus, den wir aus unseren Browsern kennen. Er eignet sich (mutmasslich) für peinliche Fragen, vielleicht auch für Anzügliches. Allerdings gilt das gleiche wie für den Privaten Modus beim Browser: So privat ist er dann doch wieder nicht.

Beitragsbild: Er hat etwas Peinliches gefragt, aber nicht den «temporären Chat» benutzt (Andrea Piacquadio, Pexels-Lizenz).

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