Nützliche und seltsame Neuerungen in Firefox

Die Version 106 des Mozilla-Browsers hält Verbesserungen bereit; die beste davon ist Firefox View. Die neuen «Farbwelten» lösen indes Stirnrunzeln aus.

Kurz nach Chrome hat auch Firefox im Mai mit der Versionsnummer die Hundert überschritten. Und wie Chrome hat auch Firefox die Gelegenheit verpasst, diesen runden Software-«Geburtstag» mit einigen spannenden, neuen Funktionen zu feiern.

Immerhin; ein knappes halbes Jahr später gibt es mit der Version 106.0.1 eine interessante Neuerung: Sie heisst Firefox View und tritt als Firefox-Logo in der linken Ecke der Reiterleiste in Erscheinung. Das Icon dort sieht so aus wie das Favicon einer angehefteten Website, ist aber durch einen senkrechten Strich von denen abgetrennt.

Firefox View zeigt die zuletzt geschlossenen Websites und die auf anderen Geräten geöffneten Reiter an.

Diese Firefox View-Ansicht zeigt einerseits die zuletzt geschlossenen Websites an (und macht damit die hier vorgestellte Erweiterung Undo Close Tab überflüssig).

Schnell sehen, was auf den anderen Geräten läuft

Andererseits wertet sie die Firefox Sync-Funktion auf: Die gleicht nicht nur die Lesezeichen, den Verlauf (die Chronik), die Zugangsdaten und Passwörter, die Kreditkarten, Add -ons und Einstellungen ab, sondern auch die offenen Reiter. In der View-Ansicht sehen wir, welche Websites auf anderen Geräten, zum Beispiel am Mobiltelefon offen sind und haben sie ohne weitere Umstände am Desktop zur Verfügung.

Das ist praktisch. Etwas weniger begeistert bin ich, dass Mozilla diesen Bereich auch für Marketing in eigener Sache verwendet. Mit pathetischen Worten wird dort für ein Feature namens «Farbwelten» geworben: «Farbe kann Kultur verändern. Die neuesten Farbwelten feiern Stimmen, die die Welt zu einem besseren Ort machen.»

Banal und esoterisch

Diese Farbwelten sind an Banalität kaum zu überbieten: Wir haben die Möglichkeit, das Programmfenster von Firefox rot, gelb, grün, blau, violett oder orange einzufärben. Als ob es nicht schon seit ewig die Themes gäbe, die das Browserfenster nicht nur bunter machen, sondern mit Mustern oder Hintergrundbildern ausstatten.

Auf was für einem Esoterik-Trip ist Mozilla hier gerade? «Sie glauben, dass das Glück den Mutigen hilft, und inspirieren andere dazu, tapfer zu sein.»

Ich kann den Themes nichts abgewinnen, weil ich mich auf die Websites und nicht auf die Oberfläche des Surfprogramms konzentrieren will. Aber ich habe nichts dagegen, wenn andere Leute diese Möglichkeit zur Personalisierung schätzen: Wir finden sie, indem wir aufs Menü-Icon klicken, dort Add-ons und Themes auswählen, zur Rubrik Themes wechseln und dort das Angebot in Augenschein nehmen. Bei Mozilla gibt es viele weitere Themes, etwa Brushed Like Chrome, das den Look des gebürsteten Metalls wiederaufleben lässt, den wir vor 15 Jahren beim Mac kennengelernt haben.

Falls das neue Icon im Weg ist, lässt es sich verschieben

Zurück Firefox View: Wer – wie ich – gerne angeheftete Websites nutzt, für den ist die Neuerung irritierend, weil sie genau dort erscheint, wo wir eigentlich die erste angeheftete Website erwarten. Zum Glück ist es kein Problem, das Symbol umzuplatzieren oder zu entfernen. Für diese Anpassung klicken wir auf das Symbol Mehr Werkzeuge, das am rechten Rand der Symbolleiste neben dem Anwendungsmenü zu finden und anhand zweier nach rechts zeigender Winkel zu erkennen ist.

Damit das auch einmal gesagt ist: Die Anpassungsmöglichkeiten für die Symbolleiste sind in Firefox vorbildlich.

Im Menü klicken wir auf Symbolleisten anpassen, woraufhin eine Ansicht erscheint, in der wir das Symbol per Maus an eine geeignetere Stelle verfrachten. Falls es mich tatsächlich stören sollte, würde ich es eine Etage tiefer zu den Vor- und Zurück-Knöpfen oder eventuell auch an den rechten Rand zu den anderen Befehlssymbolen befördern.

In der neuen Firefox-Version gibt es drei weitere Verbesserungen:

  • Der eingebaute Viewer für PDFs hält jetzt auch Bearbeitungsmöglichkeiten bereit: Wir können Text hinzufügen und zeichnen, aber seltsamerweise ist es nach wie vor nicht möglich, Text mit einem virtuellen Leuchtstift hervorzuheben – dafür werde ich leider weiterhin Edge verwenden müssen.
  • Beim Mac lassen sich jetzt die Texte aus Bildern extrahieren und kopieren. Da Mozilla die Live-Text-Funktion des Betriebssystems nutzt, muss mindestens 10.15 (Catalina) installiert sein.
  • Firefox bietet an, ein Icon für den privaten Modus an die Taskleiste anzuheften.

Beitragsbild: Eine bittere Pille zu schlucken gibt es: Warum hat Mozilla zwar den PDF-Viewer verbessert, aber keine Text-Markierungsmöglichkeit eingebaut? (Rubaitul Azad, Unsplash-Lizenz)

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