Microsoft verfolgt nicht nur das Ziel, den Markt der PC-Betriebssysteme zu beherrschen und auch während der Zwanzigerjahre der dominierende Lieferant von Office-Software zu bleiben.
Nein, Microsoft hat noch weitreichendere Pläne. Der Konzern will auch den Markt mit den klassischen Zerstreuungsspielen unter seine Kontrolle bringen. So zumindest interpretiere ich die Tatsache, dass es neben der Solitär-Variante (Yesss!) und der kürzlich vorgestellten Mahjong-App (Microsoft hat seine alte Spielklötze neu poliert) nun auch eine Umsetzung jenes beliebten Zahlenrätsels gibt, das auf der Spielseite von keiner Zeitung fehlen darf, die etwas auf sich hält.
Es geht natürlich um Sudoku, jenem Logikpuzzle, mit dem man sich auch problemlos offline und mit Bleistift auf Papier vergnügen kann. Man braucht gar keine App für dieses Vergnügen – aber es ist nicht verkehrt, eine zu haben: Man hat einen unbegrenzten Vorrat an Partien, und kann sich ggf. vom Computer helfen lassen.
Die beste Funktion einer Sudoku-App ist allerdings, dass man sich augenblicklich auf einen Fehler aufmerksam machen lassen kann. Das erspart einem den Frust, ein fast fertig gelöstes Spiel in zerknüllter Form wutentbrannt in die Ecke schmettern zu müssen, weil man irgendwo unterwegs einen Fehler gemacht hat, der alle nachfolgenden Züge verfälscht hat. Trotzdem bleibt natürlich der Ehrgeiz bestehen, eine Partie fehlerfrei zu Ende zu bringen.
Für Werbefreiheit brauchts ein Abo
Microsoft Sudoku existiert fürs iPhone, iPad und Android. Die App ist kostenlos. Wenn man ohne Werbung spielen will, muss man allerdings das Premium-Abo abschliessen, das pro Monat 2 Franken oder im Jahr 10.50 Franken kostet. Um es vorwegzunehmen: Das halte ich für zu teuer; ein einmaliger In-App-Kauf von fünf Franken fände ich für diese App angemessen.
Was mir gut gefällt, ist, dass Microsoft Sudoku zwei Methoden anbietet, mit der man die Zahlen in die Kästchen hineinbekommt:
- Entweder wählt man erst eine Zahl am unteren Bildschirmrand und tippt dann auf das Feld, in das man sie einfüllen möchte.
- Oder man tippt auf ein Feld, um es zu aktivieren, und tippt dann die Zahl an, die man einfüllen möchte.
Das funktioniert genauso, wenn man bei gedrückter Hinweise-Taste angeben möchte, welche Zahlen in einem Feld noch möglich sind.
Die Ausstattung passt
Noch ein paar Dinge, die am Spiel bemerkenswert sind:
Schwierigkeitslevels. Man kann seine Partien aus sechs Schwierigkeitsgraden von Einfach bis Grossmeister wählen.
Unregelmässige Felder. Anstelle der normalen drei-auf-drei-Einteilung darf man auch auf Spielfeldern mit einem unregelmässigen Raster spielen. Ich bin mit dieser Variante aber nie warm geworden.
Designs. Es gibt vier Darstellungsweisen Einfach, Kacheln, Glücksbringer mit Symbolen anstelle von Zahlen und Schwarz-Weiss.
Die tägliche Herausforderung. Wie von Microsoft bei Solitär und Mahjong gewohnt, liefert einem das Spiel jeden Tag neue Partien und belohnt einen, wenn man sie lückenlos absolviert. Hier gibt es auch den Eisbrecher-Spielmodus, bei dem man mit einer maximalen Zahl von Zügen die von Eisblöcken belegten Felder freispielen muss. Das ist originell!
Diverse Einstellungsmöglichkeiten. Bei Spieloptionen gibt man vor, ob am unteren Rand bei den Zahlenknöpfen jeweils angezeigt wird, wie viele Einträge der jeweiligen Zahl noch fehlen (Verbleibende anzeigen). Man kann sich Hinweise automatisch eintragen und aktualisieren lassen und angeben, ob man auf Fehler hingewiesen werden möchte oder nicht.
Ein sicherer Wert, mit ein paar Mängeln
Fazit: An dieser Variante ist nichts verkehrt – sollte man keine Lust haben, sich durch das riesige Angebot der Sudoku-Apps durchzuprobieren, dann ist die von Microsoft nicht verkehrt.
Mir gefallen viele Details, zum Beispiel, dass bei den Zahlenknöpfen am unteren Rand angezeigt wird, wie viel mal die entsprechende Zahl noch zu vergeben ist. Hat man eine Zahl markiert, wird im Feld angezeigt, wo die jeweilige Zahl bereits eingetragen ist. Das ist eine nützliche Orientierungshilfe, auf die ein puritanischer Spieler wahrscheinlich würde verzichten wollen.
Der Look ist allerdings nüchtern bis dröge und sicherlich noch verbesserungsfähig. Und es nervt, dass Microsoft Sudoku nach jedem Unterbruch, selbst bei einem kurzen Wechsel zu einer anderen App, mehrere Sekunden braucht, das Spiel neu zu laden. Dabei kann es doch nicht so aufwändig sein, 81 Zahlen zwischenzuspeichern.
Meine Lieblings-Sudoku-App ist und bleibt aber Big Bad Sudoku Book (Hirntraining ohne Altpapier): Sie ist mit maximal viel mehr Liebe zum Detail gestaltet, indem Fehler zum Beispiel ausradiert werden müssen und auf dem Spielfeld sichtbar bleiben. Weitere Sudoku-Varianten habe ich seinerzeit im Beitrag Alter Sudoku-Wein in neuen App-Schläuchen vorgestellt: Auch hier gibt es einige Varianten zu bewundern, die origineller sind als die von Microsoft.
Beitragsbild: Von dieser Spiel-App gibt es auch eine Offline-Variante (Tom Leishman, Pexels-Lizenz).