Der sozialmediale Kollateralschaden der US-Wahl

Der Rückblick der Woche 45: Twitter und die US-Wahl, Gretas Rache an Trump – und eine dringend zu schliessende Sicherheitslücke bei Apple.

Twitter warnt, Trump regt sich auf

Mehr Warnungen als Inhalt

Es ist Zeit für Twitter, Trump endgültig zu blockieren, habe ich im Juni gefordert. Das ist bislang nicht passiert. Allerdings kommen nicht mehr allzuviele Tweets des Noch-US-Präsidenten unkommentiert bei den Followern an.

Die Tweets zum angeblichen Wahlbetrug tragen alle einen Vermerk, der besagt, einige oder alle der geteilten Inhalte seien sind umstritten und möglicherweise irreführend». Da Trump während der Hängepartie bei der laufenden Wahl über nicht viel anderes twittert, ist die Timeline von @realDonaldTrump komplett durchsetzt mit Warnhinweisen.

«The Verge» hat genau gezählt und festgestellt, dass zwölf von dreissig Tweets einen solchen Disclaimer tragen. Trump seinerseits behauptet, Twitter sei «ausser Kontrolle, dank des Geschenks von Section 230» – dieser Tweet wurde übrigens nicht beanstandet.

Section 230 ist ein US-Gesetz, das festlegt, dass Internetunternehmen wie Google und Twitter nicht als Verlag behandelt werden und daher nicht wie diese rechenschaftspflichtig für weitergeleitete Informationen sind.


Greta Thunbergs Blockbuster-Tweet

Apropos Trump und Twitter: Greta Thunberg hat die Gelegenheit wahrgenommen, sich beim Noch-US-Präsidenten für einen Tweet vom 12. Dezember 2019 zu revanchieren: «So lächerlich. Greta muss an ihrem Wutbewältigungsproblem arbeiten und anschliessend mit einem Freund in einen guten, altmodischen Film gehen! Chill Greta, chill!» hatte Trump damals geschrieben.

Gestern liess Greta diesen Tweet vom Stapel:

Für diese Retourkutsche gab es (bis jetzt) 1,5 Millionen Likes. Nicht ganz zu Unrecht.


Russische Fake-News im Wahlkampf

Haha.

Einige der Rechtsaussen-Twitterer haben einen Tweet in Umlauf gebracht, der mutmasslich lustig sein sollte. Er greift die russischen Einflussversuche bei der Präsidentschaftswahl von 2016 auf und behauptet, 2020 habe sich niemand, aber auch gar niemand in die Wahl eingemischt.

Das ist (vermutlich) ein Ausdruck davon, dass diese Twitterer Trump seine Wahlmanipulationsvorwürfe abkaufen, obwohl wir bislang nicht den allerkleinsten Beweis für die Behauptung gesehen haben.

Gleichzeitig sollte der Tweet womöglich den Eindruck erwecken, Russland habe bei diesen Wahlen keine Fakenews in Umlauf gebracht. Doch auch das ist falsch: Die «New York Times» berichtet im Beitrag False News Targeting Latinos Trails the Election, es wurden Falschinformationen grassieren, die spanischsprachige Bürger dazu bringen sollten, die Wahlergebnisse infrage zu stellen und an die Theorie zu glauben, dass Präsident Trump seines Sieges beraubt wurde.

Es hat schon vor der Wahl Anzeichen dafür gegeben, dass es auch 2020 Falschinformationen geben würde:

Russland als altbekannter Widersacher (…) sei Wochen zuvor in Mexiko und Venezuela dabei erwischt worden, wie Leute in Mexiko und Venezuela angeheuert worden waren, um Instagram- und Facebook-Inhalte zu verbreiten.

Die «Deutsche Welle» berichtet hier über eine offenbar iranische Kampagne, die darauf aus war, Trump schlecht aussehen zu lassen.

Fazit: Kein Tweet, der besonders lustig wäre – aber auf frappierende Wissenslücken schliessen lässt.


Apple schliesst Sicherheitslücken

Sicherheitsforscher Ben Hawkes hat im Rahmen des Project Zero von Google Sicherheitslücken in Apples Betriebssystemen gefunden, die bereits ausgenützt werden; das hat er auf Twitter mitgeteilt.

Apple hat die Lücken bereits geschlossen und entsprechende Updates bereitgestellt: iOS und iPadOS 14.2 sollten möglichst zügig installiert werden. Gemäss Heise gibt es auch für iOS 12 ein Update (12.4.9), nicht jedoch für iOS 13. Wer diese Version im Einsatz hat, sollte auf iOS 14 umsteigen – was aber inzwischen sowieso empfehlenswert ist.

Auch WatchOS für die Uhr und TV OS für den Apple TV sollten aktualisiert werden. Unklar ist die Situation beim Mac-Betriebssystem: Offenbar wird die Lücke nur durch Mac OS 10.15.7 behoben; für ältere Versionen gibt es bislang offenbar keinen Patch.

Beitragsbild: Jon Tyson, Unsplash-Lizenz

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