Es ist Zeit für Twitter, Trump endgültig zu blockieren

Rückblick der Woche 25: Twitter markiert ein von Trump vertwittertes Video als manipuliert; Schleswig-Holstein dreht Microsoft den Rücken zu; Twitter schenkt uns die Möglichkeit, zu der Welt sprechen zu können. Und: Google stellt seinen Fotoabo-Dienst nach vier Monaten wieder ein

Trump und Twitter bekriegen sich weiter

Trump hat einmal mehr den Beweis angetreten, dass er der mächtigste Fakenews-Verbreiter der Welt ist. Es geht um ein herziges Video, das zwei kleine Jungen mit unterschiedlicher Hautfarbe zeigt, die auf sich zurennen und umarmen.

Davon gibt es eine manipulierte Version, die es aussehen lässt, als ob der weisse Bub den schwarzen Jungen die Strasse entlang jagen würde. Die Einblendung, die von CNN zu kommen scheint, nennt den weissen Jungen ein «rassistisches Baby» und leistet sich einen Vertipper beim Wort «Toddler» (Kleinkind). Nächste Einblendung: das «rassistische Baby sei wahrscheinlich ein Trump-Wähler».

Trump hat die gefälschte Variante vertwittert, um seinen altbekannten Standpunkt zu untermauern, CNN sei «Fake media». Diese orwellsche Verdrehung der Tatsachen hat Twitter mit dem Hinweis Manipulierte Medien geahndet.

Gemäss Engadget ist das das vierte Mal, dass Twitter präsidiale Tweets mit einem Warnhinweis versieht. Vielleicht sollte Twitter Trumps Konto einfach blockieren? Der Twitter-User Bizarre Lazar hat ein Experiment gewagt und via @SuspendThePres die gleichen Tweets abgesetzt wie der Präsident – und er ist in der Tat nach 68 Stunden gesperrt worden.

Ach ja: Facebook hat gelöscht – wenngleich nicht Trumps Seite beim sozialen Netzwerk, aber immerhin ein paar Werbeposts, in denen Trump ein Symbol der Nationalsozialisten verwendet hat.


Schleswig-Holstein dreht Microsoft den Rücken zu

Bye, bye Microsoft, hello Open Source heisst es im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein: Die Landesregierung will sich von Microsoft-Produkten abwenden und auf Open-Source setzen. Im Interview mit Golem erläuter der Digitalminister Jan Philipp Albrecht, wie es zu dem Entscheid kam: Man verspricht sich nicht unbedingt eine riesige Kostenersparnis, aber mehr Flexibilität. Die Abkehr von den Anwendungsprogrammen sei aber «ein dickes Brett: «Hier wollen wir 2025 einen kompletten Umstieg erreichen.»

Das erinnert an das LiMux-Projekt der Stadt München, über das mein Kollege Andreas Heer schon 2003 geschrieben hat: «Es ist ein politischer Entscheid, der in der Informatik-Metropole – auch Microsoft Deutschland hat den Sitz im Grossraum München – gefällt wurde.» Und: Der Entscheid habe Signalwirkung.

Ich habe das Projekt nur von weitem verfolgt, doch es muss eine ziemliche Zangengeburt gewesen sein. Und wir wissen, wie es ausgegangen ist: 2017 kam das Aus: Münchener Stadtrat setzt den Pinguin vor die Tür. SPD und CSU haben sich für die Rückkehr zu Microsoft entschlossen. Man wolle Windows 10 und «marktübliche Standardprodukte für Bürotätigkeiten und Internetanwendungen».

Trotz des unrühmlichen Endes: Die Chancen für ein solches Projekt stehen heute so gut wie noch nie: Da wir alle so begeistert sind vom Homeoffice, werden wir sowieso bald vor allem mit unseren eigenen Computern mit den von uns handverlesenen Browsern und Betriebssystemen auf die Webanwendungen unserer Arbeitgeber zugreifen. Und ob die Server nun mit freier oder unfreier Software laufen, kann uns gänzlich egal sein…


Twitter bringt Sprachnachrichten

Diese Neuerung des Kurznachrichtendienstes hat gute Chancen auf einen Award für das dümmste neue Feature des Jahres. Twitter wird sogenannte Sprachtweets einführen:

Manchmal reichen 280 Zeichen nicht aus, und Nuancen gehen bei der Übersetzung verloren. Deshalb testen wir ab heute eine neue Funktion, die der Twitternutzung eine menschlichere Note verleihen wird: Ihre eigene Stimme.

Die Voice Tweets sind 140 Sekunden lang, doch wenn man dieses Limit erreicht hat, darf man trotzdem weitersprechen. Es entsteht automatisch ein neuer Tweet und ein Thread, in dem die Botschaft weitergeführt wird.

Ja, auf Whatsapp sind Sprachnachrichten beliebt, vor allem bei den jungen Nutzerinnen und Nutzern. Doch ist das ein guter Grund, sie jetzt bei Twitter einzuführen? Wer sich davon angesprochen fühlt, sieht man bei unseren österreichschen Nachbarn. Dort hat Bundespräsident Alexander van der Bellen bereits seine Freude an der Möglichkeit entdeckt, zu den Untertanen sprechen zu können.

Und ja, es bleibt zu hoffen, dass Twitter daran gedacht hat, dieses Feature einzelnen Nutzern vorzuenthalten. Ich denke vor allem an den in der erste Meldung erwähnten Mann.


Google stellt seinen Fotoabo-Dienst nach vier Monaten wieder ein

Die Idee war gut: Mit dem Dienst Monthly Prints haben Nutzer von Google Fotos für acht US-Dollar pro Monat zehn ihrer besten Fotos als Abzüge nach Hause geschickt bekommen. Die Papierbilder waren im Format 10 auf 16 Zentimeter und die Motive hatte Google automatisch ausgewählt.

Nach vier Monaten ist bereits wieder Schluss: Google stellt den Dienst wieder ein, beziehungsweise beendet die Testphase für dieses Versuchsprojekt. Das Mail, das Google an die Nutzer geschickt hat und das man im Google Watch Blog nachlesen kann, lässt zumindest die Vermutung zu, dass das Feedback der Nutzer nicht immer sehr positiv ausgefallen ist. Anzunehmen ist, dass die Algorithmen zur Auswahl der besten Motive noch Luft nach oben haben.

Beitragsbild: Trump-Rhetorik für den richtigen Zweck – an einer Fridays For Future-Demo in Berlin (Christian Lue, Unsplash-Lizenz).

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