Die Schweizer Kontakt-Tracing-App wurde anfänglich unter dem Namen DP-3T-App gehandelt. Das sperrige Kürzel steht für Decentralized Privacy-Preserving Proximity Tracing, und soll zum Ausdruck bringen, dass die Datenspeicherung nicht zentral auf einem Server, sondern dezentral auf den einzelnen Geräten erfolgt – was nicht nur für mich, sondern auch für viele Leute eine Voraussetzung ist, um die App überhaupt zu verwenden.
Der offizielle Name ist jetzt SwissCovid. Das ist auch seltsam, weil es nach einer Variante des Virus klingt, die nur Schweizer befällt. Aber abgesehen davon macht sie einen brauchbaren Eindruck – so weit man das bei einer App sagen kann, bei der der eigentliche Vorgang völlig unsichtbar im Hintergrund passiert.
Ich hatte die Gelegenheit, die App gestern aus dem Play-Store zu laden und auf meinem Android-Testgerät auszuprobieren, einem Huawei P10 von 2017. Die Installation läuft völlig problemlos, doch die App bleibt zunächst beim «Onboarding» hängen: Auf dem Gerät ist die COVID‑19 Exposure Notifications API von Google noch nicht vorhanden, weil die Play Services nicht auf dem aktuellsten Stand sind. Über die stellt Google die Schnittstellen zur Verfügung, die das Tracing per Bluetooth übernehmen. Ich habe diese Meldung auf Twitter dokumentiert:
Bei meinem schon etwas ältlichen Huawei-Android-Telefon bleibt die #SwissCovid-App bei den zu alten Google-Play-Services hängen. pic.twitter.com/KfwiVFLoJ9
— Matthias Schüssler (@MrClicko) May 25, 2020
Es gibt in der Store-Anzeige die Möglichkeit, sich am Beta-Testprogramm zu beteiligen. Die Freischaltung hat bei mir einige Zeit gedauert. Doch heute Morgen hatte die Aktualisierung dann stattgefunden, sodass ich die SwissCovid-App einem ersten Augenschein unterziehen konnte.
Und wie erwähnt: Viel zu sehen gibt es nicht, da das Trancing automatisch abläuft und keine Nutzereingriffe erfordert. Auf dem Startbildschirm sieht man, ob die Kontaktnachverfolgung aktiv ist oder nicht. Durch Antippen der Anzeige gelangt man zu einer Ansicht, in der man das Tracing ein- und ausschaltet. Und in einem zweiten Bereich sieht man die Meldungen zu einer möglichen Ansteckung. Hier ist logischerweise noch nichts zu sehen, wenn man die App erst gerade in Betrieb genommen hat.
In einem dritten Bereich hat man die Möglichkeit, einen Code einzugeben, falls man selbst positiv getestet worden sein sollte. Diesen Code erhält man zusammen mit dem entsprechenden Befund; und er wird dann mit den eigenen Testschlüsseln in Verbindung gebracht. Die sind nur auf dem Gerät gespeichert und werden nur dann öffentlich gemacht, wenn man sich als infiziert zu erkennen gibt. Die anderen Nutzer der App, die mein Gerät gesehen haben, können auf diese Weise dann eine entsprechende Warnung anzeigen.
Die App gibt ausserdem Auskunft, was man tun sollte, wenn man eine solche Warnung erhält oder wenn man selbst Krankheitssymptome wahrnimmt.
Fazit: Das ist einleuchtend und so, wie ich es erwartet habe.
Was mir fehlt, ist eine Rückmeldung, ob das Tracking funktioniert. Die App selbst gibt aber keine Auskunft darüber, ob sie schon andere Geräte geortet und solche Zufalls-IDs gespeichert hat. Auch von Google erhält man keine solchen Informationen. Aber klar: Für den eigentlichen Zweck ist diese Information nicht nötig, und sie würde nur der Befriedigung meiner Neugierde dienen. Abgesehen ist mir natürlich klar, dass wir «normalen» Anwender, die wir die technischen Hintergründe nicht kennen, Angaben zu der Zahl der Kontakte garantiert falsch interpretieren würden. Da die IDs routinemässig wechseln, dürfte es beispielsweise so sein, dass Leute in unserer nächsten Umgebung mit diversen IDs gespeichert werden – also mehr IDs anfallen als relevante Treffen stattgefunden haben.
Die Konfigurationsmöglichkeiten von Google finden sich übrigens in den Smartphone-Einstellungen bei Google > Benachrichtigungen zu möglichem Kontakt mit Covid-19-Infizierten. Dort sieht man, welche Tracing-App registriert ist. Man kann die Kontaktbenachrichtigungen deaktivieren und die Zufalls-IDs auch löschen.
Beitragsbild: So weit ist es zum Glück noch nicht.
One thought on “Ein erster Blick auf die SwissCovid-App”