Apple und Google machen vorwärts, die Schweizer hinken hinterher

Rücklick auf die Woche 19: Die Schweizer Corona-Tracking-App kommt erst im Sommer; Die Corona-Tracking-Funktion in iOS 13.5; Der Marktanteil von Linux wächst, während Windows schrumpft; Das nächste grosse Update für Windows 10 kommt Ende Monat

Die Schweizer Corona-Tracking-App kommt erst im Sommer

Der Start hätte am nächsten Montag erfolgen sollen. Doch nun wurde er verschoben. Er kommt wohl frühestens im Juni, schrieb SRF vorgestern. Das Parlament findet, es brauche eine gesetzliche Grundlage. Der Bundesrat muss ein dringliches Bundesgesetz formulieren, und das wiederum muss von National- und Ständerat genehmigt werden.

Wahrscheinlich entlarve ich mich an dieser Stelle als politisches Greenhorn, wenn ich meine Verwunderung über diesen Fahrplan äussere. Erstens: Warum braucht es ein Gesetz, wenn die Anwendung der App auf Freiwilligkeit basiert? Zweitens: Warum dauert es so lange, um so ein Gesetz auf den Weg zu bringen?

Die Frage wird im SRF-Artikel aufgegriffen, zitiert wird Felix Uhlmann, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Uni Zürich, der sagt, staatliches Handeln würde immer eine gesetzliche Grundlage brauchen. Aber auch er findet unklar, warum keine Zwischenlösung möglich sei.

«Der Bundesrat hat während der Corona-Zeit viele Verbote erlassen. Er hätte als mildere Massnahme auch Verbote aufheben können unter der Bedingung, dass man die App nutzt.»

Vielleicht wollte das Parlament nun auf seine Rolle als Gesetzgeber pochen, nachdem es wegen des Notrechts in letzter Zeit keine Führungsrolle gehabt hatte? Egal, ob man die App nun selbst nutzen wird oder nicht: Sie sollte möglichst schnell zur Verfügung stehen.


Die Corona-Tracking-Funktion in iOS 13.5 und Android

Derweil macht Apple Tempo: Die Beta von iOS 13.5 mit der Exposure Notification API von Google und Apple ist dort eingebaut. Man findet sie unter Einstellungen bei Datenschutz > Health > COVID-19 Exposure Notifications. Die Betaversion steht zum öffentlichen Test bereit und diverse Medien haben auch beschrieben, wie man die Beta installiert. Hier zum Beispiel «Der Spiegel»,

Allerdings scheint es mir sinnlos, zur breiten Installation von Betaversionen zu ermutigen. Die enthalten mit Sicherheit noch Fehler, und sie sind oft auch noch nicht optimiert und brauchen viel mehr Akku als hinterher die fertige Version. Ich installiere Beta-Versionen gelegentlich auf dem Tablet. Ich würde sie aber nicht auf das Smartphone loslassen, weil dort Probleme recht unangenehme Folgen haben können.

Abgesehen davon bringt die Beta nichts, wenn man noch keine App zur Verfügung hat, die die Daten auswerten könnte und wenn die Verbreitung der Tracking-Apps generell noch sehr gering ist.

In Android wird das Update über die Google Play Services installiert, sodass auch ältere Geräte, die vom Hersteller nicht mehr aktiv geupdatet werden, fürs Tracking benutzt werden können. Ab Android 6.0 und neuer soll das Update erhältlich sein, schreibt Techcrunch. Wie sich die Funktion bei Google präsentieren wird, ist bei 9to5google.com zu sehen. Einen


Der Marktanteil von Linux wächst, während Windows schrumpft

«Der Marktanteil von Windows schrumpft, während Linux einen Sprung nach oben macht. … äh, was, Linux?» Das ist fast schon ein Abenteuerroman, den die «Computerworld» hier auf eine Titelzeile geschrumpft hat. Man liest ungefähr folgende Erzählung zwischen den Zeilen: Lange Jahre stand der Underdog im Schatten des bösen Dominators. Doch jetzt beginnt sich das Blatt zu wenden – und dafür brauchte es offensichtlich eine Pandemie.

Zugegeben: Der letzte Halbsatz steht nicht im Titel, sondern in der Unterzeile: Die grösseren Verschiebungen bei den Marktanteilen der Betriebssysteme sei auf die Corona-Pandemie und die Heimarbeit zurückzuführen, steht dort. Da viele Leute nun zu Hause und nicht im Büro arbeiten, ist der Anstieg von Mac OS leicht zu erklären:

Viele Leute benutzen bei der Arbeit zu Hause keinen firmeneigenen Windows-Rechner, sondern den privaten Mac. Doch der Aufwärtstrend bei Linux ist rätselhaft:

Hat jeder IT-Fachmann zu Hause eine Linux-Box hochgefahren, um die Endgeräte, Server und das Netzwerk seines Arbeitgebers aus der Ferne zu verwalten? Oder war die Zahl ein Zählfehler von Net Applications oder ein Artefakt seines Gewichtungssystems?

Berechtigte Fragen. Mac OS konnte 0,8 Prozentpunkte gutmachen und blieb nur knapp unter der 10-Prozent-Marke (9,8 Prozent). Das sei der höchste Wert seit März 2019. Alle Linux-Distributionen zusammen legten um 1,5 Punkte zu und kamen auf 2,9 Prozent. Das wiederum sei der höchste Wert seit Oktober 2017.

Die naheliegendste Erklärung ist tatsächlich das Homeoffice: Wenn die Leute deswegen weniger Windows-Computer verwenden, sinkt der Anteil des dominierenden Betriebssystems. Da die Marktanteile immer auf hundert Prozent ausgerechnet werden, legen alle anderen automatisch zu. Trotzdem war das Wachstum bei Ubuntu im Vergleich überproportional.

Dafür habe ich nirgends eine einleuchtende Erklärung gefunden. Darum scheint es mir leider verfrüht, für 2020 das Jahr des Linux-Desktops auszurufen. Natürlich wäre es spannend, wenn Windows plötzlich ernsthafte Konkurrenz aus dem Open-Source-Lager bekommen würde. Aber ich fürchte, der Sprung hat eher damit zu tun, dass die Erhebung der Marktanteile keine besonders präzise Angelegenheit ist. Schliesslich geht niemand herum und zählt die funktionstüchtigen Installationen. Net Application zählt vielmehr die Angaben, die Browser im User-Agent string machen, wenn sie bei Websites vorbeisehen, die von Net Applications überwacht werden. Da kann es auch einfach sein, dass Ubuntu-User in der letzten Zeit ein etwas anderes Surfverhalten an den Tag gelegt haben.


Das nächste grosse Update für Windows 10 kommt Ende Monat

Das nächste grosse Windows-Update kommt in knapp drei Wochen. Microsoft-Kennerin Mary Jo Foley nennt in ihrem Beitrag den 28. Mai.

Die neue Version von Windows 10 heisst volkstümlich Mai 2020-Update. Die technische Bezeichnung ist 20H1 und die Buildnummer wird gemäss diesem Post aus dem Windows-Blog 19041.207 lauten. (Und wahrscheinlich finde nicht nur ich das über Gebühr kompliziert.)

Die geplanten Neuerungen kann man sich hier im Detail ansehen. Das sind einige Punkte, die mir aufgefallen sind:

  • Es gibt unter anderem neue Einstellungen für «Specialized Displays», also Bildschirme mit einer besonderen Funktion in medizinischen Umgebungen, beim Videoschnitt oder Videowände.
  • Cortana entwickelt sich von einem normalen digitalen Assistenten zu einem persönlichen Produktivitäts-Assistenten. Details dazu finden sich hier.
  • Verbesserung der Windows-Suche (die in meiner Wahrnehmung in der letzten Zeit deutlich schlechter geworden ist).
  • Neue Kaomojis (äh, danke?)
  • Das Bluetooth-Pairing soll einfacher werden.
  • Und das Linux-Subsystem wird ausgebaut.

Die Neuerung, auf dich ich mich schon länger freue, steht allerdings auch weiterhin aus. Es handelt sich um die Möglichkeit, beliebige Fenster als Reiter zu kombinieren, so wie das mit der Shareware Groupy (hier besprochen) möglich ist. Die heissen Windows Sets und sie werden, wenn man dieser Site hier glauben darf, erst 2021 eingeführt.

Beitragsbild: Dann doch lieber tracken (Cottonbro, Pexels-Lizenz).

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