Wie Sie trotz Geosperren jedes Video sehen.
Mit der Globalisierung ist es so eine Sache. Die meisten sind dann dafür, wenn es ihnen nützt. In allen anderen Fällen findet man sie nicht so toll. Da baut man lieber Mauern quer durch einen ganzen Kontinent oder zieht sie virtuell im Netz um Länder und deren Benutzer hoch. Beides ist Unfug. Klar, die realen Mauern sind schlimmer als die im Netz. Dennoch geht es in meinem Video um letztere: Um die Geosperren, die einen daran hindern, manche Clips auf Youtube, Filme und Serien auf Netflix und Dokus auf Arte zu sehen.
Die Globalisierung ist eine Tatsache, auch wenn es der Unterhaltungsindustrie nicht gefällt
Das ist doch ein Schmarren: Die Unterhaltungsindustrie profitiert extrem von der Globalisierung: Hypes pflanzen sich rund um den Globus fort und sparen (in positiven Fällen) atemberaubende Summen an Marketinggeldern. Da müsste es einleuchten, dass wir hier abseits von Hollywood nicht nur die Hypes, sondern auch die behypten Erzeugnisse sehen wollen. Immerhin erfolgen die Filmstarts im Kino inzwischen recht zeitnah. Bei den Serien sieht es anders aus. Die werden in den Weltregionen separat verkauft und oft exklusiv vermarktet. Darum muss man sich entweder gedulden, bis eine Serie die Verwertungskette so weit durchschritten hat, dass sie bei einem allgemein zugänglichen Anbieter gelandet ist. Oder man greift zu Bittorrent.
Es ist einfach kaufmännisch nicht sonderlich klug, Kunden abzuweisen, die schon mit den Geldscheinen wedeln. Das hat man auch bei Amazon nicht begriffen und besonders lästig ist es bei den hier angeprangerten Downloadrechten für Audible-Hörbücher. Mir ist schon klar, dass die Geschäftsmodelle mit der separaten Vergaben der Lizenzen nach Ländern und Weltregionen klassisch gewachsen ist und vom Internet hier abrupt über den Haufen geworfen wird. Aber ist es deshalb wirklich unumgänglich, die Fehler der Musikindustrie nocheinmal durchzuexerzieren?
Immerhin: Bei der Nutzung eines VPNs gibt es in meiner Wahrnehmung keinen Geschädigten. Wenn man sich bei einem Streamingdienst wie Netflix aus dem US-Katalog bedient, ist man ein ganz regulärer Kunde. Netflix wird die Lizenzgebühr für diesen View an den Urheber abführen, der nichts verliert. Natürlich, wen es sich um eine Serie handelt, die hierzulande als Erstausstrahlung zum Beispiel bei Teleclub läuft, dann hat Teleclub das Nachsehen. Allerdings nur theoretisch.
Diese Vermarktungsketten funktionieren in der Praxis nicht
In der Praxis wird kein Netflix-Nutzer jemals auf die Idee kommen, wegen einer heissbegehrten Serie ein Pay-TV-Abo abschliessen. Falls ich die Sache mit den Paketen hier richtig verstanden habe, löhnt man 39.90 Franken fürs Basispaket. Dann braucht man noch das Zusatzpaket «Entertain» für 9.90 Franken, wenn die Serie bei Sky 1 läuft (Beispiel «House of Cards»). Plus die HD Option für 3.90 Franken pro Monat. Ist das tatsächlich so, dass man die pro Paket bezahlt – also sogar zweimal, wenn man das Basispaket und das Zusatzpaket in HD sehen will?
Das ist ein Vielfaches teurer als Netflix, mit allen Nachteilen die das klassische Fernsehen hat: Man zahlt für ein Vollprogramm, selbst wenn man nur an einer Show interessiert ist. Noch schlimmer: Mit der Bündelung von x Kanälen, die man nicht einzeln buchen kann, zahlt man sogar für diverse Vollprogramme. Und man muss rechtzeitig vor der Glotze sitzen, weil die Ausstrahlung linear erfolgt. Zum zeitsouveränen Konsum muss man eine Settopbox nutzen, die auch aufzeichnen kann und daran denken, die Aufzeichnung zu programmieren…
Diese Fans des freien Marktes, die ihn gern aushebeln, wenn sie können
Womit wir beim Anfang wären: Wenn man ein Fan des freien Marktes ist – und um den geht es schliesslich bei der Globalisierung – dann sollte man auch den Markt entscheiden lassen. Wollen die Leute ihre Inhalte gestreamt oder über ein Pay-TV-Angeobt?
Und PS: Wenn zum Beispiel Teleclub eine coole Streaming-App anbieten würde, die zu Netflix konkurrenzfähig wäre, würde ich einen Wechsel ernsthaft in Erwägung ziehen. Und wenn es nur wäre um, ganz unglobalisiert, den einheimischen Werkplatz zu unterstützen.