Gute Vorschläge für Audible

Wer Titel bei Amazons Hör­buch-Tochter Audible kauft, stellt fest, dass es fünf Län­der­varian­ten gibt und offen­bar nie­mand daran ge­dacht hat, dass man meh­rere davon paral­lel nutzen möchte.

Ein Kritikpunkt an Amazon ist mangelnde Offenheit und Interoperabilität. Im Interview mit Christoph Bläsi bin ich im letzten Jahr darauf eingegangen.

Nun hat mich neulich gestört, dass Amazon, was Hörbücher angeht, nicht mal interoperabel mit sich selbst ist. Oder nur halb. Es geht um folgende Sache:

Shöplein wechsle dich!

Ein Hin und Her

Ich habe bei Amazons Hörbuchtochter Audible.com ein Abo, mit dem ich mir jeden Monat ein Hörbuch in englischer Sprache besorge. Ab und zu höre ich auch gerne Hörbücher in Deutsch, und die erwerbe ich (faul wie ich bin) über Audible.de. Zum Hören verwende ich die iPhone-App. Wenn man sich bei dieser App anmeldet, muss man den Shop auswählen. Audible.com oder audible.de, beides zusammen geht nicht.

Um das deutschsprachige Buch in der App zu laden, muss ich in der App die Einstellungen aufrufen und Abmelden tippen. Dann geht es weiter, indem ich schnurstracks auf Anmelden tippe, bestätige, dass ich bereits Audible-Kunde bin, den Link Shop wechseln bemühe und audible.de auswähle.

Nun darf ich mich mit E-Mail-Adresse und Passwort anmelden, was einen Ausflug zum Passwort-Manager nötig macht. Ich verwende für Amazon/Audible nämlich recht lange Passwörter. (Das mit dem Hintergedanken, es Hackern möglichst schwer zu machen, auf meine Kosten einzukaufen.) An dieser Stelle kann ich nun endlich zurück zu der Bibliothek wechseln und dort das neue Hörbuch herunterladen.

Jähzornig aus der Haut fahren

Sobald das auf dem Gerät angekommen ist, sollte ich nicht vergessen, die ganze Sache noch einmal durchzuspielen, um zum englischen Store zurückzukehren. Sonst passiert es mir nämlich beim nächsten Mal, dass ich mich erst gräme und dann jähzornig aus der Haut fahre, weil mein neues englischsprachiges Hörbuch nicht in der Bibliothek auftaucht. Denn dass die App noch auf den deutschen Store eingestellt ist, habe ich bis dahin garantiert vergessen.

Der langen Rede kurzer Sinn: Es deutet einiges darauf hin, dass Audible nicht damit rechnet, dass es Hörer gibt, die Hörbücher in verschiedenen Sprachen konsumieren. Wenn man Lust hat, kann man an dieser Stelle das Klischee von den schlecht informierten Amerikanern bemühen – und ich musste vor Jahren während einer Fahrt im Greyhound-Bus von San José nach San Francisco einem tatsächlich erklären, dass wir in Europa wirklich verschiedene Muttersprachen und unterschiedliche Währungen haben.

Aber das erzähle ich nur, weil ich ab und zu eine Anekdote einstreuen will. Bildungsferne Schichten gibt es bekanntermassen auch hierzulande, und angesichts der in Kalifornien weit verbreiteten spanischen Sprache kommt es mir spanisch vor, dass es Leute gibt, die es verpasst haben, sich mit dem Konzept der mehrsprachigen Welt vertraut zu machen.

Wie auch immer. Ich fände es praktisch, wenn man in der Audible-App Konten für die verschiedenen Stores gleichzeitig hinterlegen und ohne Ab- und Anmeldung vom einen zum anderen Shop wechseln könnte.

Noch viel praktischer wäre es allerdings, wenn man mit einem Konto – und einem Hörbuch-Abo – sich bei Komplett-Sortiment aller Audible-Stores bedienen könnte. Warum sollte ich einen meiner monatlichen Credits von Audible.com nicht mal für ein Werk in Deutsch verwenden, zum Beispiel Wachtmeister Studer von Friedrich Glauser, das laut Wikipedia zu den vier besten Krimis ever zählt? Ich könnte auch auf die Idee kommen, einmal ein französisches Hörbuch hören zu wollen. (Nein, wird doch nicht passieren.) Wenn sich Amazon schon als Weltdominator gebärdet, sollte der globalisierte Benutzer wenigstens von maximalem Komfort profitieren. Finde ich.

Don’t get me started!

Und dann, wenn man schon dabei ist, könnte man auch gleich das letzte, grösste Ärgernis aus der Welt schaffen. Nämlich das der verbotenen Bücher. Don’t get me started about that!


Update: Die Reaktion von Audible

One thought on “Gute Vorschläge für Audible

  1. @Audible-Vertreter: Dann schaut zu, daß die Downloadrechte harmonisiert werden. Die teilweise drastisch verschiedene Auswahl ist (”Franz Kafka” bei .com 40 Treffer, bei .de 87; “James Lee Burke” 87 Resultate bei .com vs. 70 bei .de) gleichzeitig peinlich und eine Frechheit.

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