Die Zeit der simplen Instagram-Effekte ist durch. Wenn man heute für Furore sorgen möchte, muss man bei seinen Algorithmen gehörig aufrüsten und zum Beispiel maschinelles Lernen ins Feld führen. Dann kriegt man aber auch einen schönen Hype hin, wie die Prisma-App (iPhone und Android) es in diesem Sommer bewiesen hat.
Prisma und die anverwandten Apps mit ihren Künstler-Kopisten-Algorithmen sind aber auch wirklich ein hervorragender Zeitvertreib für Foto-Spielkinder. Besonders schräg treibt es die App Pikazo (kostenlos fürs iPhone). Ihr wirft man ein Foto zum Frass vor und lässt dieses mittels eines Style verändern. Ein Style kann das Bild eines Künstlers sein – dann versucht die App, so wie Prisma, Munch, Mondrian oder Lichtenstein zu imitieren. Man kann als Style jedoch irgendetwas Pixelhaftes nehmen, also auch ein anderes Foto, eine eigene Skizze oder sogar einem Screenshot.
«Mach Kunst!»
Das geht simpel in drei Schritten: Man wählt das Ausgangsbild, dann den Style, und zu guter Letzt klickt man auf Make Art. Dann braucht es meist einiges an Geduld. Die Berechnungen der Bilder erfolgt nämlich auf dem Server und dauert seine Zeit. Wenn viele Leute die App nutzen, kann es vorkommen, dass das eigene Projekt in der Warteschlange landet. Nach der Wartezeit erhält man sein Bild und kann es herunterladen oder teilen. Die Standardauflösung ist 800 mal 800 Pixel.
Über den Knopf Enhance gibt es auch höhere Auflösungen, nämlich mit 1600 oder mit 3200 Pixeln Kantenlänge. Die kosten allerdings. Im ersten Fall sind ƒ125 zu berappen, im zweiten Fall ƒ500.
Und wenn man sich über die Währung wundern sollte: Das ƒ steht für Jetons, die man sich als In-App-Kauf besorgt. ƒ500 kosten 2 Franken, ƒ1250 4 Franken und ƒ3500 8 Franken. Für ein Bild in höchster Auflösung zahlt man somit zwischen 1.15 und 2 Franken. Man kann in der App auch Prints beziehen und unter pikazoapp.com sehen, was andere mit der App so anstellen.
Es macht Spass, nutzt sich aber auch schnell ab
Fazit: Die App macht Spass und ist flexibler als Prisma, weil man nicht an die dort vorgegebenen Stile gebunden ist. Die Resultate sind allerdings unberechenbar und oft derart auf der schrägen Seite, dass man ein grosser Fan von Surrealismus (oder Drogen) sein muss, um sie gut zu finden. Da die Berechnung via Server sehr lange dauert, kann man nicht einfach drauflosexperimentieren. Das ist schade, weil diese Form des «Kunstschaffens» von spontanen Eingebungen und kreativen Chaos lebt.
Darum zwei Tipps, was das Ausgangsmaterial angeht: Als Bild, das verfremdet werden soll, wählt man am besten ein klares, einfaches Motiv, zum Beispiel ein Portrait mit ruhigem Hintergrund oder ein ikonisches Bauwerk. Das als Style verwendete Bild sollte seinerseits detailreich sein – allzu uniforme Styles führen zu einem «Kunstwerk», das ebenfalls fad und unter Umständen überhaupt nicht zu erkennen ist.