Aha

In meiner Rolle als Betreuer der Kummerbox des Tagesanzeigers wollte ich herausfinden, wie es um das Geschlechterverhältnis bei den Fragestellerinnen und Fragestellern bestellt ist. Das habe ich mit einer raffinierten Analyse geschafft.

Nerds sind männlich. Wenn Medien über Gadgets, Computer und neue Internettrends berichten, schauen die Frauen weg. Technikfetischismus als etwas, das nur Menschen mit XY-Chromosom betreiben. Der nichtmännliche Teil der Bevölkerung gilt als zu vernünftig, um Zeit mit Digitalkram zu verschwenden.

So wird das zumindest gern rumerzählt. Es könnte sich bei dieser Darstellung um ein Vorurteil handeln. Solche soll es in der Geschlechterdebatte ja geben.

Darum beschäftigt mich schon lange die Frage nach dem Geschlechterverhältnis bei der Kummerbox. Das ist die Rubrik, in der ich beim Tagi Leserfragen zum Thema Computer beantworte. Dass das keine rein männlich dominierte Veranstaltung ist, weiss ich schon lange, weil es doch recht viele Anfragen von Frauen gibt.

Doch wie viele sind es genau? Um das herauszufinden, müsste in irgend einer Form eine Erfassung der Fragen bzw. FragestellerInnen stattfinden. Das ist etwas, was ich nicht tue – und deshalb war ich bis vor Kurzem der Meinung, es liesse sich nicht eruieren, wie viele der FagestellerInnen Männer und wie viele Frauen sind.

Bis mir neulich ein Licht aufgegangen ist.

Anhand der Anrede kann ich Männlein und Weiblein unterscheiden

Es gibt eine klare Unterscheidungsmöglichkeit. Nämlich die Anrede in meinen Antwortmails. Die enthält entweder ein «Herr» oder ein «Frau», zumindest in den Fällen, wo das Geschlecht des Absenders bekannt ist.

Also ging ich frischen Mutes ans Werk: Ich habe rund 45’000 Mails zusammenkompiliert, mittels des tollen Programms Regex Power! die nötigen Informationen rausgezogen und die ganze Sache mit Excel in einer Pivot-Tabelle zusammengezogen. Und, tadaa, dass ist die Erkenntnis:

Achtzig Prozent der Anfragen kommen – stabil – von Männern.

Zwanzig bis dreissig Prozent aller Antworten gehen an Frauen und dieser Anteil war in den letzten fünf Jahren erstaunlich stabil. Und was sagt man dazu?

Da steh ich nun, ich armer Tor. Und bin so klug als wie zuvor.

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